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Einweihung

TAirbus Stade: Neue Halle mit einem Riesen-Kühlschrank in Ottenbeck

Im zweiten Stockwerk des neuen Materialwirtschaftszentrums (von links): Der Hamburger Airbus-Chef André Walter, die Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke, der Stader Airbus-Standortleiter Jörg Schaupp und Projektleiter Klaus Fischer.

Im zweiten Stockwerk des neuen Materialwirtschaftszentrums (von links): Der Hamburger Airbus-Chef André Walter, die Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke, der Stader Airbus-Standortleiter Jörg Schaupp und Projektleiter Klaus Fischer. Foto: Richter

Andere Unternehmen in Deutschland klagen über schwache Konjunktur und Nachfrage. Doch bei Airbus läuft’s. Auch in Stade, wo jetzt Einweihung gefeiert wurde.

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Von Anping Richter
Freitag, 13.09.2024, 18:01 Uhr

Stade. Die Auftragsbücher des größten Arbeitgebers der Region sind voll, die Werke gut ausgelastet. „Wir wollen jetzt jedes Jahr eine höhere Anzahl an Flugzeugen ausliefern“, sagt Stades Standortleiter Jörg Schaupp. Wie berichtet will der Konzern in diesem Jahr ungefähr 800 Flugzeuge an Kunden ausliefern, fast zehn Prozent mehr als 2023.

Der Flugzeugbauer investiert also in die Produktion, in Stade zum Beispiel in ein neues Materialwirtschaftszentrum auf knapp 22.000 Quadratmetern. Die hier hergestellten Bauteile aus kohlefaserverstärkten Kunststoffen (CFK) sind in fast allen Airbus-Fliegern zu finden.

Airbus-Projektleiter Klaus Fischer bei der Einweihung des neuen Materialwirtschaftszentrums.

Airbus-Projektleiter Klaus Fischer bei der Einweihung des neuen Materialwirtschaftszentrums. Foto: Richter

Auch im Verkaufsschlager A320, von dem allein im Jahr 2027 insgesamt 75 Exemplare ausgeliefert werden sollen. Laut Statista kostete ein A320 im Jahr 2021 im Schnitt 41,5 Millionen US-Dollar. Ungefähr so viel wie das neue Materialwirtschaftszentrum, für das die Pressestelle die Investitionssumme in Euro zurückhaltend auf einen „mittleren zweistelligen Millionenbereich“ beziffert.

Durch das neue Lager verringert sich der Verkehr

„Bisher hatten wir elf auswärtige Lager“, sagt Jörg Schaupp. Im neuen Materialwirtschaftszentrum auf dem Stader Werksgelände sind sie nun zentral zusammengefasst. Das macht alles einfacher: Die Anlieferung von Material, die Steuerung und Verladung im Werk. Auch der Lieferverkehr wird dadurch verringert und künftig nur noch von der Kreisstraße 30 aus erfolgen, an der die neue Halle liegt.

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Ein wichtiger Bestandteil der neuen Halle ist eine Art Riesen-Kühlschrank: Auf 1575 Quadratmetern kann hier bei minus 18 Grad das Harz gelagert werden, mit dem die Kohlefasern für CFK verklebt werden. Es muss flüssig verarbeitet werden, bei Zimmertemperatur härtet es schnell aus.

Zukunftschancen für Stade durch Leichtbau- und Wasserstofftechnologie

Melanie Reinecke, niedersächsische Landtagsabgeordnete und stellvertretende Stader Bürgermeisterin, freut sich über die Stärkung des Standorts und die gute Nachricht in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Gerade auch in Niedersachsen, wo beim großen Autobauer VW Werkschließungen im Raum stehen.

12.000 Quadratmeter Photovoltaikmodule auf dem Dach: Das neue Logistikzentrum bei Airbus in Stade.

12.000 Quadratmeter Photovoltaikmodule auf dem Dach: Das neue Logistikzentrum bei Airbus in Stade. Foto: Airbus

Sie lobt das „Leichtbau-Ökosystem“ in Stade, zu dem auch das kürzlich von Airbus eröffnete Entwicklungszentrum für Wasserstofftechnologien gehöre und das viele Synergie-Möglichkeiten und Chancen für die Zukunft biete. Auch das neue Materialwirtschaftszentrum sei ein Teil davon.

Die Planung dafür unter der Regie von Airbus-Projektleiter Klaus Fischer hat im November 2021 begonnen. Vor einem Jahr ging es mit den Bauarbeiten in Stade-Ottenbeck los, berichtet Hubertus Schwanebeck von der Bremer Hamburg GmbH, die mit dem Bau der 17.000 Quadratmeter großen Lagerhalle inklusive zeitgemäßer Büro-Etage beauftragt wurde. Mit den dazugehörigen Außenanlagen ist die Fläche 22.000 Quadratmeter groß.

Geheizt wird mit Wärmepumpe. Die riesige Dachfläche ist auf 12.000 Quadratmetern mit Photovoltaik belegt. Der Rest ist Gründach und dient als Wärmedämmung und Hitzeschutz. Auch eine Regenwassernutzungsanlage wurde eingeplant. Außerdem gibt es Ladesäulen für Elektroautos und Anschlussmöglichkeiten für weitere Ladesäulen für Lkw.

Neues Auslieferungszentrum in Planung

Betrieben wird das neue Materialwirtschaftszentrum von dem externen Dienstleister Honold LTS North Logistik, mit dem Airbus auch in den Werken in Bremen, Augsburg und Nordenham arbeitet. Weitere Einweihungen im Stader Airbus-Werk stehen in Aussicht: Hubertus Schwanebeck kündigte bei der offiziellen Schlüsselübergabe den Bau eines neuen Delivery-Centers (Auslieferungszentrum) an. Die Planungen laufen, Baubeginn soll 2025 sein.

Das neue Logistikzentrum ist die Drehscheibe der Materialwirtschaft bei Airbus in Stade.

Das neue Logistikzentrum ist die Drehscheibe der Materialwirtschaft bei Airbus in Stade. Foto: Airbus

Die Gegenwart sieht also gut aus. Und woran arbeiten die Stader Flugzeugbauer mit Blick auf die Zukunft? „Wir wollen aus dem Backofen ein Waffeleisen machen“, verrät Standortleiter Jörg Schaupp und meint das natürlich bildlich: Bisher werden die CFK-Flugzeugteile, um sie zu härten, in einen überdimensionalen Backofen geschoben. Das braucht viel Energie. Ein Waffeleisen-Prinzip könnte effizienter sein, weil die Hitze nur genau dort eingesetzt würde, wo sie auch gebraucht wird. RTM-Technologie (RTM = Resin Transfer Moulding) heißt das. Bei Airbus in Stade wird daran getüftelt, das im großen Maßstab in der Flugzeugindustrie zum Einsatz zu bringen. Das könnte 50 Prozent der Energie sparen.

Was im Airbus-Werk in Stade gerade läuft, werden sich am kommenden Sonntag Tausende Besucher vor Ort ansehen. Sogar ein von Airbus gebauter Hubschrauber, der NH-90 der Bundeswehr, soll einschweben. Dabeisein dürfen allerdings nur Angehörige der 1800 Stader Airbus-Mitarbeiter - es ist Familientag.

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