TAls die Suche nach Serienmörder Dieter Zurwehme Cuxhaven in Atem hielt

Der Mörder und Vergewaltiger Dieter Zurwehme hielt vor 25 Jahren ganz Deutschland in Atem. Seine Flucht aus der Justizvollzugsanstalt in Bielefeld löste eine der größten Fahndungen der deutschen Kriminalgeschichte aus. Foto: dpa/Frey
Der Kriminalfall Dieter Zurwehme gilt als einer der spektakulärsten der vergangenen Jahrzehnte in Deutschland. Auf seiner Flucht kam der Gewaltverbrecher auch nach Cuxhaven - und versuchte, eine Frau zu vergewaltigen.
Landkreis Cuxhaven. Monatelang narrte der während eines Freigangs entflohene Schwerverbrecher Dieter Zurwehme die Polizeikräfte.
Vier Menschen fielen ihm, teils auf bestialische Weise, bis zu seiner Ergreifung zum Opfer. Und auch das Cuxland machte er während seiner Flucht unsicher.
Zurwehme ermordete eine Sekretärin
Doch zurück zum Anfang: Der gebürtige Bochumer Dieter Zurwehme war 1974 vom Landgericht Aachen wegen Mordes an der 51-jährigen Sekretärin eines Immobilienmaklers in Düren zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt worden.
„Wegen besonders schwerer Schuld“ sollte er frühestens nach 24 Jahren freikommen. Mehrere Anträge auf vorzeitige Entlassung scheiterten, der letzte im August 1998 - zunächst müssten noch „Defizite abgebaut werden“.
Vom 166. Freigang kehrt der Mörder nicht zurück
Der Mörder, in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede zum Koch ausgebildet, schien sich zu fügen. Er kochte zunächst im Knast. Später bekam er Freigang, arbeitete in einer Fleischfabrik und schließlich in einem Restaurant am Stadtrand von Bielefeld.
165-mal kehrte er abends brav in seine Zelle zurück. Beim 166. Freigang am 2. Dezember 1998 fehlte in der Justizvollzugsanstalt einer der 1350 Gefangenen - Dieter Zurwehme.
Gewaltverbrecher hinterlässt eine blutige Spur
Auf seiner Flucht hinterließ der Gewaltverbrecher eine blutige Spur. In Remagen überfiel Dieter Zurwehme zwei Ehepaare, fesselte, knebelte und erstach sie. Die Fahnder suchten nach dem 57-Jährigen in der ganzen Republik. Mal gab es Hinweise, Zurwehme sei in Süddeutschland, mal wurde er im Osten Deutschlands gesichtet.
Die Jagd auf den mehrfachen Mörder wurde zum Medienspektakel. Schwer bewaffnete Hundertschaften der Polizei durchkämmten Wälder, Hubschrauber mit Wärmebildkameras waren im Einsatz. Zurwehme hielt sich mit Geld aus Raubüberfällen und diversen Aushilfsjobs über Wasser. Die Flucht führte ihn über Bochum, Lindau, Dessau, Frankfurt am Main und Freiburg bis in den hohen Norden - nach Cuxhaven.
Vergewaltigung schlägt fehl – Zurwehme flüchtet mit dem Trekkingrad
In den Berenscher Salzwiesen sprach der Gewalttäter am 26. Juli 1999 - vor 25 Jahren - eine 19-Jährige an und begleitete sie ein paar Meter. Plötzlich warf er die junge Frau zu Boden, hielt ihr eine Schreckschuss-Pistole an den Kopf und forderte sie auf, sich auf den Bauch zu legen. Als Zurwehme sich durch Spaziergänger gestört fühlte, ließ er von seinem leicht verletzten Opfer ab.
Hastig schwang er sich auf sein Trekkingrad, ließ seinen Rucksack zurück und flüchtete. Die Frau alarmierte die Polizei. Auf dem Rucksack fand die Spurensicherung später Fingerabdrücke und DNA-Spuren von Dieter Zurwehme. Eine Großfahndung mit Hubschrauber brachte keinen Erfolg.
Polizei nimmt Verdächtigen fest, der auf dem Weg nach Stade ist
Einen Tag nach der versuchten Vergewaltigung nahm die Polizei an der B73 in Hechthausen zwar einen Verdächtigen fest, der mit einem Fahrrad in Richtung Stade fuhr und dem Täter ähnlich sah. Eine Gegenüberstellung mit dem Opfer ließ ihn jedoch als Verdächtigen ausscheiden. Zudem hatte der 52 Jahre alte Obdachlose ein Alibi für die Tatzeit.
Dieter Zurwehmes Flucht endete am 19. August 1999 - gänzlich unspektakulär: Zwei Streifenpolizisten verhafteten den mehrfachen Mörder in Greifswald. Zurwehme leistete keinen Widerstand und erklärte den Beamten lakonisch: „Ich bin der, den Sie suchen.“
Dieter Zurwehme wurde am 8. Juli 2000 wegen vierfachen Mordes, Vergewaltigung, versuchten schweren Raubes und schweren Raubes in Tateinheit mit Freiheitsberaubung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er starb im Jahr 2020 im Alter von 78 Jahren im Justizvollzugskrankenhaus Nordrhein-Westfalen in Fröndenberg.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erscheint in Kooperation mit den Cuxhavener Nachrichten.

In Cuxhaven verlor Dieter Zurwehme seinen Rucksack. Auf dem Behältnis fand die Spurensicherung Fingerabdrücke und DNA-Spuren des Gewaltverbrechers. Foto: dpa/Athenstädt