T„Edelmetall-Bande“ aus Kreis Stade wird Prozess gemacht – Neue Details
Spezialeinsatzkräfte im Juni bei der Razzia im Kutenholzer Weg. Foto: Vasel
Die Großrazzia in einer Fredenbecker Villa schlug bundesweit Wellen. Monatelang soll die Bande unentdeckt Millionengewinne mit Diebstählen bei Aurubis gemacht haben. Jetzt wird Anklage erhoben.
Hamburg/Landkreis. Wegen Diebstahls von Edelmetall beim Hamburger Kupferproduzenten Aurubis hat die Staatsanwaltschaft Hamburg Anklage gegen die mutmaßliche Diebesbande erhoben. Zwischen Februar 2020 bis Januar 2021 sollen die Beschuldigten in wechselnder Beteiligung insgesamt zwölf Straftaten zum Nachteil des Unternehmens verübt haben, teilte die Ermittlungsbehörde am Donnerstag mit. Den Firmennamen nannte sie nicht. Ein Aurubis-Sprecher bestätigte jedoch, dass es um die Diebstähle bei seinem Unternehmen gehe.
Fünf Beschuldigten wird schwerer Bandendiebstahl oder gewerbsmäßige Bandenhehlerei vorgeworfen, einem weiteren Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl. Die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Hamburg beginnt bereits am 12. Dezember.
Was über die „Edelmetall-Bande“ bekannt ist
Die aus dem Clan-Milieu stammende Bande soll etwa fünf Tonnen edelmetallhaltige Zwischen- und Nebenprodukte im Gesamtwert von rund elf Millionen Euro vom Firmengelände im Stadtteil Veddel entwendet sowie an bislang unbekannte Abnehmer weiterverkauft haben. Gestohlen wurden demnach sogenannte Rohsilberfegsel. „Rohsilberrückstände entstehen im Zuge von Metallrecycling- und Aufbereitungsprozessen“, heißt es in der Mitteilung.

Die Edelmetall-Bande soll beim Aurubis-Werk auf der Veddel aktiv gewesen sein. Foto: Markus Scholz/dpa
„Zumindest ein Teil der Beute soll zur Analyse und weiteren Verwendung auch an metallverarbeitende Betriebe in der Türkei versandt worden sein. Zur internen Kommunikation benutzten die Beschuldigten im Alter zwischen 33 und 50 Jahren Kryptohandys.“
Die meisten der identifizierten Beschuldigten standen in einem Beschäftigtenverhältnis zu Aurubis oder dort beschäftigten Subunternehmen. Deshalb blieb die Bande so lange unentdeckt.
MEK rückt in Fredenbeck an – Luxusautos beschlagnahmt
Der Fall war im Juni bekannt geworden, als die Staatsanwaltschaft mehr als 30 Objekte in fünf Bundesländern durchsuchen ließ. Im Landkreis gab es Durchsuchungen in Fredenbeck, Harsefeld, Drochtersen und Jork. Die spektakulärste am Kutenholzer Weg in Fredenbeck, als das Mobile Einsatzkommande das luxuriöse Anwesen mit einem Anti-Terror-Panzer stürmte. Die Polizei erschoss dabei zwei türkische Kangal-Hirtenhunde, die auf die Beamten zugelaufen waren. Beschlagnahmt wurden bei den Razzien unter anderem 20 hochwertige Uhren sowie zehn Luxus-Fahrzeuge, weitaus mehr als 200.000 Euro Bargeld und mehrere scharfe Schusswaffen nebst Munition.
Sechs Männer waren letztlich verhaftet worden. Die Ermittlungen richteten sich nach früheren Angaben gar gegen zwölf identifizierte und weitere noch nicht bekannte Verdächtige. Polizei und Staatsanwaltschaft waren zunächst davonausgegangen, dass der Diebstahl rund 20 Millionen Euro in die Kasse der Bande spülte.
200 Millionen Euro Schaden durch großangelegten Betrug
Unabhängig von der „Edelmetall-Bande“ aus dem Kreis Stade sind im September Diebstähle beim Kupferkonzern Aurubis aufgefallen. Laut Unternehmen waren bei der Überprüfung des Metallbestands „erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand sowie bei Sonderproben bestimmter Lieferungen von Einsatzmaterialien im Recyclingbereich Abweichungen festgestellt“ worden. Aufgrund dieser Indizien sei davon auszugehen, „dass das Unternehmen Gegenstand weiterer - über die im Juni veröffentlichten Fälle hinausgehender - krimineller Handlungen geworden ist“. Der Schaden war auf rund 200 Millionen Euro beziffert worden.
Aurubis geht davon aus, dass manipulierte Proben mit hohen Gehalten wertvoller Metalle abgegeben wurden, die eigentlichen Lieferungen dann aber deutlich weniger wertvolle Metalle enthielten - wodurch letztlich überhöhte Rechnungen bezahlt wurden. Das Landeskriminalamt ermittelt. (dpa/tip)