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Handball

TBSV-Aus: Andresen-Comeback reicht nicht für Überraschung im Pokal

BSV-Torhüterin Marie Andresen.

BSV-Torhüterin Marie Andresen. Foto: Jan Iso Jürgens (Archiv)

Der BSV scheidet erneut im Pokal-Achtelfinale aus. Doch im Mittelpunkt standen ein überraschendes Comeback, ein Familienmoment und ein Verletzungsschock.

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Von Tim Scholz
Sonntag, 28.09.2025, 18:11 Uhr

Buxtehude. Es wäre doch schöner, wenn beide in einer Mannschaft spielen würden, soll die Mutter von Marie und Johanna Andresen vor zwei Jahren gesagt haben, als sich ihre Töchter noch als Gegnerinnen in der Bundesliga gegenüberstanden. Marie im Tor des Buxtehuder SV, Johanna im Rückraum von Bayer Leverkusen.

Damals schien es eher ein Wunsch. Doch beim Achtelfinal-Aus des BSV am Sonntag in Thüringen (27:34) ist genau das eingetreten: Erstmals standen die beiden Schwestern gemeinsam im Kader des Bundesligisten.

Andresen als „kurzfristige Hilfe“ im Einsatz

Nach dem Kreuzbandriss von Stammtorhüterin Sophie Fasold war die Not groß, sofort Unterstützung zu finden. Noch am Donnerstag hatte es geheißen, der BSV werde nur mit Oliwia Kaminska und Nachwuchskraft Lina Steinecke nach Thüringen reisen, obwohl Andresen zu diesem Zeitpunkt laut Manager Peter Prior schon einige Einheiten mit der Mannschaft absolviert hatte. Am Sonntag vor dem Spiel bestätigte Prior dann schließlich das Andresen-Comeback.

September 2019: Schwester Marie (rechts, TSV Nord Harrislee) mit Marie Andresen (Werder Bremen) und einer Nichte nach dem Schwestern-Duell.

September 2019: Schwester Marie (rechts, TSV Nord Harrislee) mit Marie Andresen (Werder Bremen) und einer Nichte nach dem Schwestern-Duell. Foto: privat

Die 31-Jährige, inzwischen als Lehrerin in Bremen tätig, hatte ihre Karriere eigentlich schon im Sommer 2024 beendet und im Frühjahr 2025 ein Comeback nach dem Abgang von Laura Kuske ausgeschlossen. Nun unterschrieb sie einen Vertrag bis zum Saisonende, ist nach Aussage von Prior aber zunächst nur als „kurzfristige Hilfe und Absicherung“ gedacht. „Wir brauchten und wollten sofort Unterstützung haben.“

Rücktritt war ein Schock für den BSV

Wie lange Andresen bleibt, hängt auch von der Vereinbarkeit mit ihrem Job ab. Andresen wird wohl erstmal bis zur WM-Pause im November aushelfen. „Wir sind froh und dankbar, dass sie uns in dieser Situation hilft. Dadurch gewinnen wir Zeit“, sagte Prior. Der BSV suche weiter nach einer „Lösung für die ganze Saison, auch wenn Marie natürlich unser Vertrauen hat“.

Andresen war von 2022 bis 2024 eine zentrale Figur in Buxtehude. Gleich in ihrer ersten Saison wurde sie von Fans und Jury zur BSV-Spielerin der Saison gewählt, in der Folgesaison wurde sie Kapitänin des Teams. Mit ihrer Präsenz, ihren Paraden und ihrer klaren Ansprache auf dem Feld war sie Leistungsträgerin und Führungskraft zugleich. Ihr Rücktritt war ein Schock für den BSV.

THC mit ungewöhnlicher Formation

In Bad Langensalza trat der BSV mit drei Torhüterinnen an. Kaminska begann wie erwartet, zeigte nach zehn Minuten ihre erste Parade - da stand es 4:4. Der THC spielte wegen personeller Probleme ohne Kreisläuferin, dafür mit vier Rückraumspielerinnen und hatte wie schon beim 29:29 im Ligaduell vor drei Wochen zunächst Probleme mit der stabilen BSV-Deckung.

Erst vor drei Wochen standen sich der BSV und THC in der Bundesliga gegenüber.

Erst vor drei Wochen standen sich der BSV und THC in der Bundesliga gegenüber. Foto: Jan Iso Jürgens

Nach dem 8:5 (14.) für Buxtehude nahm THC-Trainer Herbert Müller eine Auszeit: „Ihr müsst endlich Tore werfen!“, forderte er. Zwar leistete sich der BSV einige technische Fehler und blieb minutenlang ohne Treffer, lag aber weiterhin vorn. Auch, weil Kaminska mit einem gehaltenen Siebenmeter glänzte. Danach kam jedoch keine weitere Parade hinzu. Der THC führte zur Pause mit 14:13.

Zwei Paraden nach Andresen-Einwechslung

Leun wechselte in diesem Spiel zunächst wenig. Erst kurz nach der Pause kam die reaktivierte Marie Andresen ins Spiel, wehrte gleich die ersten beiden Würfe ab und ballte die Faust.

Ihre Paraden fielen jedoch in eine Phase, in der Thüringen davonzog. Der BSV fand kaum noch Lücken in der Deckung und scheiterte immer wieder an Torhüterin Christina Lövgren Hallberg. Die Gäste lagen mit 15:20 (38.) zurück.

Wenig später erfüllte sich dann der Traum ihrer Mutter: Die Schwestern Marie und Johanna Andresen standen gemeinsam auf dem Feld.

BSV-Talent machtlos gegen Top-Shooterin

In der Abwehr kämpfte der BSV mit Problemen, fand keine Lösungen gegen das Sieben-gegen-Sechs und die Schnelle Mitte des Gegners. Nachwuchskeeperin Steinecke durfte bei einem Siebenmeter ran, war aber machtlos gegen Johanna Reichert, Torschützenkönigin der Vorsaison.

Ein Schreckmoment folgte in der 47. Minute: Teresa von Prittwitz blieb nach einem Zusammenprall liegen und ging benommen vom Feld - Verdacht auf eine Kopf- und Ellenbogenverletzung. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie zwei Gehirnerschütterungen erlitten.

Wieder Endstation im Achtelfinale

Kurz vor Schluss kam der BSV noch einmal auf drei Tore heran, ehe Johanna Andresen den Ball verlor. Ihre Schwester im Tor konnte das 29:25 (54.) des THC nicht verhindern. Beste BSV-Werferinnen waren Isabelle Dölle und Maj Nielsen mit jeweils sechs Treffern. Johanna Andresen war zweimal erfolgreich.

Marie Andresen zeigte fünf Paraden. Leun lobte: „Chapeau! Das war großes Kino. Sie hat ein Jahr keinen Sport gemacht und trainiert erst seit einer Woche.“ THC-Trainer Müller: „Eine hervorragende Torhüterin. Sie ist Lehrerin, hat einen vollen Tag - faszinierend, wie solche hochintelligenten Menschen auch nach einem Jahr Pause so einen Handball abliefern.“

Für den BSV war zum vierten Mal in Folge im Achtelfinale Schluss. Zuletzt hatte der Pokalsieger von 2015 und 2017 im Jahr 2022 das Final Four erreicht. In der Bundesliga geht es am kommenden Sonntag (14.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger Frisch Auf Göppingen weiter.

BSV: Kaminska (6 Paraden), Steinecke (0 Paraden), M. Andresen (5 Paraden); Nielsen 6/6, Mittag, Frey 1, Hampel, Dölle 6, J. Andresen 2, Kretschmann 5, Kaufmann 1, von Prittwitz 1, Huhnstock 4, Lück 1, Oberländer.

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