TBSV im Abstiegskampf: Plant der Verein eigentlich zweigleisig?

Die Buxtehuder Siebenmeter-Spezialistin Maj Nielsen. Foto: Jan Iso Jürgens
Noch kämpft der Buxtehuder SV um den Klassenerhalt. Doch wie dramatisch ist die Lage? Plant der Verein bereits zweigleisig? Fragen und Antworten zum Abstiegskampf.
Buxtehude. Das Saisonziel waren die Play-offs und damit der frühzeitige Klassenerhalt. Doch die Realität sieht anders aus: Der Buxtehuder SV erlebt derzeit einen Tiefpunkt in seiner 36-jährigen Bundesliga-Geschichte.
In den Play-downs kämpft der Verein um den Klassenerhalt. Das erste Spiel der Halbfinalserie gegen Sachsen Zwickau ging mit 29:32 verloren. Dabei offenbarte der BSV große Probleme in der Abwehr. „Mit dieser Abwehrleistung können wir kein Spiel gegen Zwickau gewinnen“, sagte Trainer Dirk Leun.
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Das zweite von drei möglichen Spielen findet am Samstag (18.30 Uhr/live sportdeutschland.tv und Dyn) in Zwickau statt.
Wo lag das Problem?
BSV-Geschäftsführer Peter Prior hat zwei Erklärungen für den schwachen Auftritt am Wochenende: „Zwickau beschäftigt sich seit dem ersten Spieltag mit dem Abstiegskampf - wir erst seit ein paar Tagen.“

BSV-Manager Peter Prior. Foto: Jan Iso Jürgens
Zweitens: Der BSV hat beide Hauptrundenspiele gegen Zwickau gewonnen - das im Hinterkopf zu haben, könnte ein psychologischer Nachteil gewesen sein.
Welche Konsequenzen hat das Team gezogen?
Alle sind sich einig: So eine schwache Leistung wie im ersten Spiel darf sich nicht wiederholen. „In der Abwehr muss eine Steigerung her“, sagt Leun. Die Mannschaft müsse cleverer agieren, sich an den Matchplan halten und eine andere Körpersprache zeigen. Vor allem müsse man aggressiver zupacken.
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„Wir dürfen nicht wieder so viel zulassen und müssen Zwickau unter Druck setzen“, sagt Leun. Dann könne der BSV auch die körperlichen Nachteile, vor allem gegen Zwickaus Kreisläuferin Laura Szabó, kompensieren. Verzichten muss der BSV weiterhin auf Kapitänin Isabelle Dölle und Maja Schönefeld.
Wie geht das Spiel in Zwickau aus?
Zwickaus Trainer Norman Rentsch hatte vor dem ersten Spiel gegenüber dem MDR einen Sieg mit drei Toren Vorsprung prophezeit. Und tatsächlich: Zwickau gewann mit 32:29. Die beiden BSV-Geschäftsführer halten nun dagegen: Für das zweite Spiel tippt Timm Hubert auf einen Sieg mit zwei Toren, Peter Prior auf einen Sieg mit einem Tor.

Der Zwickauer Trainer Norman Rentsch. Foto: Jan Iso Jürgens
Übrigens: Die Höhe des Sieges spielt in den Play-downs (genau wie in den Play-offs) keine Rolle. Entscheidend ist nur, wer zuerst zwei Spiele gewinnt. Das bedeutet: Steht es nach der regulären Spielzeit unentschieden, gibt es bis zu zwei Verlängerungen (jeweils 2 x 5 Minuten) und ein Siebenmeterwerfen.
Kann es der BSV von der Linie?
Der BSV hat sich bisher nicht gezielt auf das Siebenmeterwerfen vorbereitet. „Es gibt momentan ein paar Spielerinnen mehr, die das üben, aber ich thematisiere das im Training nicht speziell“, sagt Leun. Der Trainer vertraut seinem Team, wenn es darauf ankommt. Mit Maj Nielsen (63 Tore) hat der BSV die erfolgreichste Siebenmeterschützin der Liga in seinen Reihen.
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Auch die Zwickauer haben sich laut „Freie Presse“ nicht auf ein Siebenmeterwerfen vorbereitet. „Ich kann das im Training noch so viel üben, im Spiel ist es mit dem Druck eine ganz andere Situation. Die Schützin muss einfach abgezockt sein, der Erfolg geht über den Kopf“, sagt Co-Trainer Dietmar Schmidt.
Wann findet das letzte Spiel in der Halle Nord statt?
Das steht noch nicht fest. Mit einem Sieg am Samstag in Zwickau kann der BSV das dritte und entscheidende Spiel am 3. Mai (16 Uhr) in Buxtehude erzwingen. Bei einem Sieg wäre es das letzte Spiel in der Halle Nord.
Sollte der BSV die Serie gegen Zwickau jedoch verlieren, könnten bis zu zwei weitere Heimspiele in der Finalserie hinzukommen. Das hängt vom Gegner ab. Trifft der BSV auf Leverkusen, findet das erste Spiel am 10. Mai (16 Uhr) in Buxtehude statt, das mögliche dritte am 24. Mai. Hieße der Gegner Neckarsulm, hätte der BSV nur im zweiten Spiel am 17. Mai (16 Uhr) Heimrecht.
Wie läuft der Vorverkauf bei so vielen Eventualitäten?
Auch wenn noch nicht klar ist, wie es für den BSV weitergeht, steht bereits fest, dass für die möglichen Heimspiele am 3. und 10. Mai ab dem 27. April Karten erhältlich sein werden. Dauerkartenbesitzer haben ein Vorkaufsrecht auf ihre Plätze.
„Der eng getaktete Spielplan im Play-Down-Modus und der Feiertag am 1. Mai machen die Planungen nicht einfacher, daher bereiten wir uns auf alle Eventualitäten vor“, sagt Geschäftsführer Timm Hubert.
Muss sich der BSV überhaupt Sorgen machen?
Sollte der BSV die Serie gegen Zwickau verlieren, geht es in der Finalserie gegen Neckarsulm oder Bayer Leverkusen, die sich im anderen Play-down-Halbfinale gegenüberstehen. Leverkusen verlor bereits das erste Spiel mit 22:30 und gilt als machbarer Gegner, schließlich holten die „Werkselfen“ in der Hauptrunde nur einen Punkt aus 22 Spielen.

BSV-Trainer Dirk Leun. Foto: Jan Iso Jürgens
Doch BSV-Trainer Leun warnt davor, die Situation zu unterschätzen: „Dann hätten wir den finalen Druck und der wäre noch größer als gegen Zwickau.“
Beschäftigt sich der BSV mit der zweiten Liga?
Bei einem Abstieg müsste der Verein mit Einbußen rechnen, da die Einnahmen aus dem Sponsoring und den Ticketverkäufen zurückgehen würden. Auch könnte sich ein Abstieg auf die bereits abgeschlossene Kaderplanung auswirken. Wie das in den Verträgen geregelt ist, dazu wollte sich der BSV nicht äußern.
„Ich möchte positiv denken und glaube, dass wir das gegen Zwickau noch drehen können“, sagt Prior, „aber ganz beiseite schieben kann man das Thema auch nicht.“ Neben der Lizenz für die erste Liga hat der BSV auch eine für die zweite Liga beantragt.
Wie gehen die Fans mit der Situation um?
Rita Griemsmann, die Vorsitzende des BSV-Fanclubs Has‘ & Igel, beschreibt die Stimmung als gemischt - von „Wir schaffen das“ bis „Das kann ganz schön brenzlig werden“. Mehr noch: Einige Fans hätten sich bereits mit den Auswärtsfahrten in der zweiten Liga und den Distanzen beschäftigt.

Rita Griemsmann ist Vorsitzende des BSV-Fanclubs Has' und Igel. Foto: Jan Iso Jürgens
„Aber das findet in meinem Kopf überhaupt nicht statt. Als Vorsitzende glaube ich an den BSV und das Team“, sagt Griemsmann. Rund 40 Fans werden die Mannschaft am Samstag in Zwickau unterstützen.
Kann der BSV Abstiegskampf?
Anruf bei Wolfgang Pötzsch. Der 77-Jährige trainierte den BSV von 1990 bis 1992 und übernahm ihn 2007 noch einmal mitten im Abstiegskampf. Damals hing die Bundesligazugehörigkeit des Vereins am seidenen Faden, doch mit der nötigen Schützenhilfe und einem Sieg im letzten Heimspiel gelang der Klassenerhalt.

Der frühere BSV-Trainer Wolfgang Pötzsch. Foto: Jan Iso Jürgens
Innerhalb von zwei Wochen wurde Pötzsch zum Retter des BSV. „Ich war lange genug Trainer und wusste, was möglich ist“, sagt er heute. Vor allem über den Willen habe er die Mannschaft erreicht. „Und ein bisschen Glück gehört im Abstiegskampf auch dazu.“