TÜberraschung beim BSV: Prominente Freundin von HSV-Profi feiert Debüt

Lernte gleich die Bundesliga-Härte kennen: BSV-Neuzugang Nyala Krullaars. Foto: IsoluxX Fotografie
Die Überraschung in der Halle Nord gab’s schon vor dem Anwurf: Der BSV präsentierte einen prominenten Neuzugang aus dem Nichts. Auf dem Feld blieb die Überraschung gegen die HSG Blomberg-Lippe aus, was keineswegs an der neuen Niederländerin lag.
Buxtehude. Dirk Leun hatte in den letzten Wochen wenig Grund zur Klage. Sportlich wie personell ging es aufwärts. So fehlten auch am Samstag nur die Langzeitverletzten und eine Perspektivspielerin. Ungewöhnlich war allerdings, dass der BSV seinen Kader kurzfristig aufgestockt hatte und niemand etwas davon wusste.
Erst als die Zuschauer am Samstagnachmittag in die Halle Nord kamen, sahen sie eine neue Spielerin beim Aufwärmen: Nyala Krullaars, eine 22-jährige Niederländerin, die mit dem Handball-Profi Dani Baijens vom HSV Hamburg liiert ist und beim BSV nach langer Leidenzeit wieder Spielpraxis sammeln will. Ihr Vertrag läuft bis zum Saisonende.
Bundesliga-Debüt in der fünften Minute
Beim umkämpften 27:29 (13:18) gegen die HSG Blomberg-Lippe erzielte Krullaars drei Tore und wurde als Spielerin des Spiels ausgezeichnet. „Sie hat ein extrem hohes technisches Niveau - und das hat sie heute schon eingebracht“, sagte Trainer Dirk Leun. Beste BSV-Torschützin war Isabelle Dölle mit fünf Treffern.

Dani Baijens und Nyala Krullaars stammen aus den Niederlanden und kennen sich seit acht Jahren. Foto: Scholz
In der fünften Minuten stand die Neue mit der Rückennummer 24 zum ersten Mal auf dem Feld, nachdem der BSV eine Zeitstrafe kassiert hatte. Der erste Torwurf der Halblinken landete in den Händen von HSG-Torhüterin Melanie Veith. „Ich war sehr nervös, freue mich aber, wieder zurück zu sein“, sagte Krullaars. „Es war ein emotionaler Tag für mich.“ Im September 2021 bestritt sie ihr letztes Spiel, damals für København Håndbold.
Kuske ersetzt Andresen im BSV-Tor
Vor 1041 Zuschauern hatte der BSV am Anfang noch Probleme. Vor allem den körperlich starken Rückraum um Nieke Kühne (8 Tore) und Laetitia Quist (5 Tore) bekam die Buxtehuder Abwehr kaum in den Griff. Vorne häuften sich die technischen Fehler. In der elften Minute führten die Gäste mit 8:3. Der BSV reagierte: Torhüterin Laura Kuske ersetzte Marie Andresen - ein Wechsel, der sich auszahlen sollte.
Der BSV stabilisierte sich und kämpfte sich trotz einer Zeitstrafe wieder heran. Nach einer Balleroberung konterte Teresa von Prittwitz zum 5:8. Wenig später erzielte Krullaars ihren ersten Treffer (6:9) und bereitete einen weiteren vor (8:9). Auch Kuske steuerte zwei Paraden zur Aufholjagd bei. Die Blomberger nahmen eine Auszeit.
Blomberg macht Tempo
Doch dem BSV fehlte die Konstanz. Mie Elen Rakstad, Charlotte Kähr und Lotta Heider vergaben gute Torchancen - die Trefferquote sank. Die Blombergerinnen eroberten den Ball und zogen immer wieder ihr gefürchtetes Tempospiel auf. In den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit erzielte der BSV nur noch zwei Tore. „In der ersten Halbzeit war das überhaupt nicht unser Spiel“, sagte Leun. Torhüterin Kuske verhinderte bis dahin mit sechs Paraden Schlimmeres.
BSV-Heimspiel gegen Blomberg
Und trotzdem: Vor vier Monaten hatte sich der BSV noch ganz anders präsentiert. Beim 18:29 im Hinspiel erwischte die Mannschaft einen „sehr schlechter Tag“, so Leun damals. Der BSV hatte also etwas gutzumachen.
BSV verkürzt den Rückstand
Heute erinnert wenig an den BSV von damals. Die Mannschaft tritt gefestigter auf, hat wieder mehr personelle Möglichkeiten und erreichte kürzlich das obere Mittelfeld der Tabelle. Erst vor zwei Wochen schlug der BSV mit dem VfL Oldenburg sogar erstmals ein Team, das vor ihm stand. Und jetzt sollte das nächste Topteam zumindest geärgert werden.
Nach der Pause sammelte Krullaars noch mehr Einsatzzeiten. Die Niederländerin spielte im Wechsel mit Magda Kasparkova und gab die Spielzüge vor, als sie von der Bank kam. Der BSV verkürzte den Rückstand bis zur 36. Minute auf drei Tore (16:19). Auch auf Kuske war immer noch Verlass.

Isabelle Dölle war mit fünf Toren die beste BSV-Werferin. Foto: Jan Iso Jürgens
Rote Karte gegen Magda Kasparkova
Wenig später sah Magda Kasparkova die direkte Rote Karte, nachdem sie die Blomberger Shooterin Nieke Kühne in der Luft gestoßen hatte. Der BSV schien den Rückschlag zunächst zu verkraften und blieb dran. Mit einem Doppelschlag sorgte Krullaars für das 19:23 (43.). Die Niederländerin spielte nicht fehlerfrei, lieferte aber einen vielversprechenden Auftritt ab.
Auch die zuerst glücklose Mie Elen Rakstad wurde immer treffsicherer. Nach der zweiten Zeitstrafe ihrer Positionspartnerin Isabelle Dölle übernahm sie im zweiten Durchgang immer mehr Verantwortung auf Halbrechts und traf mit ihrem dritten Tor zum 22:25 (49.). HSG-Trainer Steffen Birkner reagierte mit einer Auszeit. Seine Mannschaft spielte ihm zu fehleranfällig.
„Das macht mich mega stolz“
Der BSV kam vier Minuten vor dem Ende zwar noch auf ein Tor heran (25:26), konnte aber Blombergs vierten Bundesliga-Sieg in Folge nicht verhindern. Leun gratulierte seinem früheren Kollegen Steffen Birkner - war von 2008 bis 2014 Jugendkoordinator beim BSV - zu einem verdienten Sieg, lobte aber auch die Qualitäten seines Teams: „Was die Mannschaft im Moment auszeichnet, ist, dass sie zurückkommt, dass sie fightet.“
Wenig später nahm Nyala Krullaars den Obstkorb entgegen, der für die Spielerin des Spiels vorgesehen ist und trug ihn freudestrahlend zu ihrem Freund auf die Tribüne. „Sie hatte ihren Handball-Traum schon fast aufgegeben“, sagte Dani Baijens. „Und dann macht sie heute so ein Spiel: Das macht mich mega stolz.“