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Verkehr

TBahn-Lärmschutz in Neukloster: Anwohner von der Stadt enttäuscht

Gegner der geplanten Lärmschutzwand in Neukloster stehen auf einem Grundstück an der Straße Moorblick unmittelbar entlang der Bahnstrecke.

Sie sind dagegen: Die Schallschutzwand würde den Blick in die Landschaft versperren. Lebensqualität ginge verloren, sagen Anwohner. Foto: Sulzyc

200 Unterschriften haben Gegner der geplanten Schallschutzwand gesammelt. Sie fühlen sich von der Buxtehuder Politik und Verwaltung alleingelassen.

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Von Thomas Sulzyc
Mittwoch, 02.04.2025, 15:02 Uhr

Buxtehude. Geübten Augen fallen die Aufbauten eines Frachtschiffs auf. Langsam bewegt es sich am Horizont. Winzig klein zwar aus Sicht des Betrachters - aber: Bei schönem Wetter reicht die Sicht aus den Gärten an der Straße Moorblick in der Buxtehuder Ortschaft Neukloster bis zur Elbe.

Fernblick als Empfindung von Lebensqualität. Und diese sehen Einwohner von dem geplanten Bau einer Lärmschutzwand entlang der Bahnstrecke in Neukloster bedroht. Die Aussicht, künftig vor einer Mauer leben zu müssen, bewegt die Betroffenen: 200 Unterschriften gegen den Bau der geplanten Schallschutzwand haben Anwohner nach eigenen Angaben gesammelt.

Das Foto zeigt Lärmschutzwandgegner während ihrer Versammlung am 19. März im Landhotel Zur Eiche.

Das Foto zeigt Lärmschutzwandgegner während ihrer Versammlung am 19. März im Landhotel Zur Eiche. Foto: Kröger

„Wir sind ganz viele, die dagegen sind“, sagt Ulf Kröger. Er ist einer von denen, die von Haustür zu Haustür gezogen sind, um Unterschriften zu sammeln. Gegner der geplanten Lärmschutzwand befänden sich in mehreren Siedlungen entlang der Bahnstrecke.

Die Unterschriftenliste reichen die Bürger als Einwendung im Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt ein. Zuvor erreichte ein Flugblatt Haushalte in Neukloster. Darin ruft die Verfasserin aus der Straße Am Gleise Nachbarn auf, sich gegen die geplante Lärmschutzwand auszusprechen.

Vorwürfe an die Verwaltung und die Politik

Lärmschutzwandgegner mobilisieren ihre Kräfte. Dabei fühlen sie sich alleingelassen. Der Vorwurf richtet sich an die Buxtehuder Politik und die Stadtverwaltung gleichermaßen.

2022 stellte die Deutsche Bahn die Lärmsanierung in der Ortsdurchfahrt Neukloster vorerst zurück, weil der Widerstand bei Anwohnern groß war. Seitdem hätte die Stadt in den vergangenen mehr als zwei Jahren zusammen mit Anwohnern alternative Lösungen entwickeln können, sagt Anwohnerin Nadine Ehlen. Die Prüfung von niedrigen Schallschutzwänden zum Beispiel. Aber nichts sei geschehen.

„Dass die Stadt uns ignoriert, finde ich befremdlich“, sagt Nadine Ehlen. Jetzt seien die Bürger von der Deutschen Bahn mit dem eingeleiteten Planfeststellungsverfahren überrumpelt worden, so der Vorwurf.

Dass die Buxtehuder Politik nicht Position bezieht, verärgert Lärmschutzwandgegner. „Der Rat der Stadt schweigt, die Ortsräte Neukloster und Hedendorf schweigen. Das begreife ich nicht“, sagt Ulf Kröger.

Privat-Anlieger müssen sich selbst äußern

Unmittelbar nach Bekanntmachung zur Einleitung des Planfeststellungsverfahrens hatte sich Buxtehudes CDU-Fraktionsvorsitzende Arnhild Biesenbach in einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses bei der Verwaltung erkundigt, ob die Stadt Buxtehude in dem Verfahren Stellung nehmen wolle.

Darauf antwortete damals die Stadtplanerin Annette Mojik-Schneede: Die Stadt könne sich als Trägerin öffentlicher Belange äußern. Wenn zum Beispiel durch die Bauarbeiten Baustellen oder Leitungen der Stadt betroffen seien. In Sachen Lärmschutz aber müssten sich die einzelnen betroffenen Bürger selbst äußern.

Stadtbaurätin Michaela Springhorn teilte jüngst im Stadtentwicklungsausschuss mit: Die Belange der Stadt Buxtehude seien durch den Bau der Lärmschutzwand nicht beeinträchtigt.

Zitat der Stadtbaurätin löst Verärgerung aus

Für Verärgerung bei Lärmschutzwandgegnern hatte eine Äußerung der Stadtbaurätin im NDR gesorgt: Von brach fallenden Flächen war die Rede. Dazu erklärte Springhorn gegenüber dem TAGEBLATT: „In meiner Argumentation für die Lärmschutzwand gegenüber dem NDR habe ich ein Negativszenario für einen langfristigen Entwicklungszeitraum skizziert, um zu verdeutlichen, welche Folgen es haben könnte, wenn die Lärmschutzwand nicht gebaut wird. In dem geführten Interview habe ich unter anderem die Gefahr von brach fallenden Flächen thematisiert. Wie sich nun zeigt, hat die herausgegriffene Formulierung für Unmut bei einigen Anwohnerinnen und Anwohnern gesorgt, was ich sehr bedauere.“

Es sei nicht ihre Absicht gewesen, die Sorgen der Bürger zu ignorieren oder misszuverstehen, sagt Springhorn. Vielmehr habe sie die Bedeutung der Lärmschutzwand hervorheben wollen, die den Menschen vor Ort einen wichtigen Schutz vor Bahnlärm biete.

Nach Ansicht einiger Lärmschutzwandgegner aber hätte die Stadt Buxtehude durchaus Gründe, der geplanten Lärmschutzwand zu widersprechen. Der besondere Wert der Wiesen-, Weide- und Niedermoorlandschaft Bullenbruch als Naherholungsgebiet werde ihrer Meinung nach beeinträchtigt. „Die Stadt hat eine Mitverantwortung dabei. Auch wenn die Stadt sich dieser Mitverantwortung entziehen will“, sagt Anwohner Jörg Heinrichs.

Vorgesehen ist der Bau von zwei Lärmschutzwänden mit einer Gesamtlänge von ungefähr 4000 Metern entlang der Ortsdurchfahrt Neukloster. Zweieinhalb bis drei Meter hoch würden die Wände sein. Geplanter Baubeginn ist im zweiten Quartal 2026.

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