TBestätigt: Andersson neuer BSV-Coach - So lief das erste Training
Nicolaj Andersson: „Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten und das Beste aus ihnen herauszuholen.“ Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de
Nun ist es offiziell: Der Däne Nicolaj Andersson übernimmt den BSV bis Saisonende und leitete am Montag bereits ein intensives erstes Training. Das TAGEBLATT war dabei.
Buxtehude. Um 7.30 Uhr haben Nicolaj Andersson und seine Frau Mia in Bad Doberan noch ihre Kinder zur Schule verabschiedet. Um 11.08 Uhr betritt der 37-Jährige in Buxtehude das blaue Spielfeld der Halle Nord und begrüßt jede Spielerin mit Handschlag. Die Mannschaft versammelt sich im Kreis. „Ich heiße Nicolaj Andersson. Ich bin Däne. Ihr könnt mich Nico nennen, das ist einfacher“, sagt er in fließendem Deutsch.
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T Trainerfrage: Übernimmt dieser Däne den BSV bis zum Saisonende?
Damit haben sich die TAGEBLATT-Informationen bestätigt: Schon am Samstag hatte diese Zeitung berichtet, dass Andersson neuer Trainer des BSV werden soll. Der Verein hatte sich erst vor rund zwei Wochen von Dirk Leun getrennt. Weil ab Sommer 2026 bereits Jonas Schlender übernimmt, bleibt Andersson bis Saisonende.
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„Es war nicht so leicht, einen Trainer zu finden. Umso mehr freue ich mich, dass Nico jetzt hier ist“, sagt Manager Peter Prior vor der Mannschaft. Der Vertrag wird noch am Mittag nach dem Training unterschrieben.
„Ich finde, es ist eine coole Aufgabe“, sagt Andersson. „Ich war ein halbes Jahr von der Platte weg und wollte unbedingt wieder in die Halle.“ Nach seiner Entlassung in Rostock war er seit Ende vergangener Saison ohne Verein.
Prior: „Wir wollen zeigen, dass wir in diese Liga gehören“
Nun trägt er bereits schwarze BSV-Trainingskleidung und in der einen Hand ein braunes Notizbuch. Er lebt mit seiner Familie in Bad Doberan bei Rostock, wo er zuletzt das Männerteam in der dritten Liga trainierte. „Ich werde pendeln, aber nicht jeden Tag“, erklärt er. „Ich möchte mich auf euch konzentrieren - und natürlich auch auf meine Familienpflichten.“
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11.16 Uhr. Andersson beendet seine Ansprache. „Wir freuen uns“, sagt Kapitänin Teresa von Prittwitz. Die Mannschaft bildet einen engen Kreis. „Spannung aufbauen!“, ruft sie. „Power!“, antwortet das Team.

Nicolaj Andersson und die Mannschaft schwören sich auf die gemeinsame Zeit ein. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de
Andersson übernimmt eine Mannschaft, die in dieser Saison noch ohne Sieg dasteht. Acht Spiele, vorletzter Platz, dazu mehrere Verletzte. Was Prior von Andersson und der Mannschaft erwartet: „Wir wollen mit Leistungen und Ergebnissen möglichst bald zeigen, dass wir in diese Liga gehören.“
Kein kompletter Neustart, aber einige Anpassungen
Wie geht Andersson das an? Er hat alle Saisonspiele des BSV analysiert, will aber die nächsten Tage nutzen, um das Team noch besser kennenzulernen. Wie harmonieren die Spielerinnen auf benachbarten Positionen? Wie kommt der BSV besser ins Tempospiel? Wie lässt sich der Ausfall aller drei Kreisläuferinnen kompensieren?
Ein kompletter Neustart sei nicht nötig, sagt Andersson. Er lobt den Kampfgeist des Teams und die individuelle Qualität. „Ich will keine 180-Grad-Drehung, aber ab und zu braucht ihr etwas mehr Disziplin.“
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Die Spielerinnen laufen sich warm, Schuhe quietschen über den Boden, im Hintergrund läuft Musik. Manager Prior dreht in der Halle das Licht etwas heller. Dann erste Passübungen: rückwärts laufend, hinter dem Rücken, durch die Beine. Andersson beobachtet, steht mal hier, mal dort, spricht mit Co-Trainerin Debbie Klijn.
Taktiktafel, Tempo und Straf-Burpees
11.49 Uhr. Kurze Trinkpause. Andersson greift zur Taktiktafel, redet von Isolation, Abständen, Räumen. Die Spielerinnen nicken. Andersson will schnellen und dynamischen Handball spielen lassen. „Im Angriff geht es darum, einfach in Eins-gegen-eins-Situationen zu kommen“, erklärt er. „Dafür brauchen wir Tempo - und den Ball.“
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12.08 Uhr. Die Verteidigerinnen ziehen gelbe Leibchen an. Die Angreiferinnen lassen den Ball laufen. „Ja, perfekt!“, ruft Andersson, dann unterbricht er: „In dieser Situation musst du werfen, jedes Mal!“, sagt er zu Shooterin Isabelle Dölle. Es geht weiter: „Go!“
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Die letzte Übung, eine Wurfübung mit Strafe: Wer nicht trifft, macht vier Burpees, eine Mischung aus Kniebeuge, Liegestütz und Strecksprung. Lin Lück verwirft; bei der anschließenden Strafe bläst sie die Wangen auf.
„Von eins bis zehn - wie platt seid ihr?“
12.51 Uhr. Die Mannschaft sitzt im Mittelkreis. „Erstes Training bestanden“, sagt Andersson. „Nächstes Mal mehr Intensität, besonders in der Abwehr. Wir wollen jeden Tag ein Prozent besser werden.“ Ausreden, stellt er klar, gebe es keine. „Dass wir aktuell keine Kreisläuferin haben, ist keine Ausrede. Nur wir können beeinflussen, wie wir trainieren und spielen.“
Zum Schluss möchte er wissen, wie anstrengend das Training war. „Von eins bis zehn - wie platt seid ihr?“ Von Prittwitz sagt: „Fünf bis sechs.“ Andersson fordert von den Spielerinnen, offen und ehrlich zu sein, und ermutigt sie, ihn anzusprechen und Ideen einzubringen.
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12.57 Uhr. Zum Abschluss bittet er zu einer „kleinen High-Five-Runde“. Alle klatschen miteinander ab. „Danke, bis morgen!“, sagt Andersson. Die Stimmung ist gelöst und vorsichtig optimistisch.
Was motiviert ihn für diese Aufgabe?
„Wir sind froh, dass wir endlich einen Trainer haben. Das Thema war die letzten Wochen natürlich im Hinterkopf“, sagt von Prittwitz. Die Kapitänin hat einen positiven Eindruck vom Neuen: „Nico hat gezeigt, dass er einen Plan hat. Wir hoffen, dass er noch mehr aus uns herauskitzelt.“

BSV-Kapitänin Teresa von Prittwitz. Foto: Jan Iso Jürgens
Auch Prior wirkt erleichtert. „Wir hatten mehrere Kandidaten auf dem Zettel. Manche waren zu teuer, manche nicht verfügbar. Nico bringt Erfahrung mit, hat eine gute Philosophie und richtig Lust auf diese Aufgabe.“ Und warum nicht mal auf einen dänischen Trainer setzen? Immerhin stehe dänischer Handball für Qualität.
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Und Andersson selbst? „Ich liebe Handball. Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten und das Beste aus ihnen herauszuholen“, sagt er. Jetzt möchte er, dass auch die Buxtehuder Mannschaft spürt, dass jemand für sie da ist, für die nächsten sieben Monate.
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