TGiftige PFAS-Chemikalien: Zwei Studien lassen aufhorchen

PFAS werden in zahlreichen Verbraucherprodukten eingesetzt, zum Beispiel in Kosmetika, Kleidung oder Kochgeschirr (Symbolbild). Foto: Annette Riedl/dpa
Sogenannte Ewigkeitschemikalien kommen in vielen Produkten vor und sind auch im Kreis Stade nachgewiesen worden. Beim Blick auf Gesundheitsgefahren gibt es neue Erkenntnisse.
Berlin. Bestimmte Industriechemikalien, die Menschen vor allem über Lebensmittel und Trinkwasser aufnehmen, bauen sich einer Studie zufolge schneller im menschlichen Körper ab als bisher angenommen. Unter die Lupe genommen wurden in der Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sogenannte Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), auch Ewigkeitschemikalien genannt.
Für die Studie verglichen die Fachleute 15 PFAS-Verbindungen. Ein Wissenschaftler machte dafür einen Selbstversuch und nahm ein niedrig dosiertes Gemisch aus PFAS-Chemikalien zu sich. Anschließend wurde die Konzentration der Substanzen in einem Zeitraum von 450 Tagen im Blut sowie deren Ausscheidung in Stuhl und Urin gemessen. Laut BfR ist die Untersuchung die erste ihrer Art.
„Entscheidend ist die Länge der Kohlenstoffkette des Moleküls: Kurzkettige PFAS werden rascher ausgeschieden“, teilte das BfR mit. Sie hätten nur eine Halbwertszeit von Tagen bis Wochen, langkettige PFAS dagegen eine von bis zu mehreren Jahren. Die Halbwertszeit gibt an, nach welcher Zeit die Hälfte einer Substanz abgebaut ist oder den Körper verlassen hat.
Ausscheidung über Urin entscheidend
Kurzkettige Verbindungen würden vor allem mit dem Urin ausgeschieden. Langkettige Verbindungen hingegen könnten aus dem gebildeten Urin zurückgeholt werden. „Ihre Ausscheidung über den Urin ist daher nur sehr gering, was ihre lange Verweildauer im Körper erklärt.“
Umwelt und Gesundheit
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PFAS werden in zahlreichen Verbraucherprodukten eingesetzt, zum Beispiel in Kosmetika, Kleidung oder Kochgeschirr. Die Chemikalien gelten als besonders langlebig und stabil. Sie haben sich weltweit in der Umwelt verteilt und werden in kleinen Mengen über Nahrung und Trinkwasser aufgenommen.
Müllverbrennung zerstört Ewigkeitschemikalien
Für die Risikobewertung des BfR seien die Ergebnisse sehr wichtig, schreibt das Institut. Vor allem das Wissen über die Halbwertszeiten sei im Falle einer Kontamination von Lebensmittel oder Trinkwasser entscheidend.
Bei der Verbrennung von Hausmüll und anderem Abfall gelangen einer weiteren Studie zufolge so gut wie keine Ewigkeitschemikalien in die Umwelt. Das hätten Versuche in der Verbrennungsanlage Brenda des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ergeben, teilte das KIT mit.
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PFAS-Chemikalien werden wegen ihrer wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften vielfach in Produkten wie beschichteten Pfannen, Regenkleidung, Backpapier oder Pizzakartons eingesetzt. Sie sind extrem langlebig, in der Natur kaum abbaubar und reichern sich im Grundwasser und in Böden an.
Um das Verhalten der Chemikalien in Verbrennungsanlagen zu testen, haben die Forschenden in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern eine Mischung aus PFAS ausgewählt und bei 860 Grad verbrannt - europäischer Standard für die Hausmüllverbrennung. Danach untersuchten sie PFAS-Konzentrationen beispielsweise in der Asche und im Abgas. Fazit: Die Verbindungen wurden zu 99,9 Prozent abgebaut, wie es weiter hieß.