TBliedersdorf/Nottensdorf verpasst Aufstieg: Trainer nur kurz auf 180

Abpfiff: Während Geestland den Aufstieg feiert, trauern die Spieler des FSV Bliedersdorf/Nottensdorf. Foto: Berlin
Vergebene Chancen, ein selten dämliches Foul, Schubser, Rot, Schiri-Kritik und Trauer beim FSV Bliedersdorf/Nottensdorf. So viel steckt in diesem Aufstiegsspiel.
Lamstedt. Der Trainer des FSV Bliedersdorf/Nottensdorf, Rainer Rambow, gewährt Minuten vor dem Anpfiff einen Einblick in das Heiligtum. In die Kabine. 16 Quadratmeter sind in Rot getaucht. In der Mitte Trinkflaschen und für danach die Kiste Bier. Rambow erklärt die Taktik, die Aufstellung. Hinter der Wand kreischen schon die Gegner des FC Geestland.
Die letzten Worte vor dem Relegationsspiel
Aufstiegsrelegation: Es ist das letzte Spiel der Saison. Und das wichtigste. Bliedersdorf/Nottensdorf spielt in Lamstedt auf neutralem Boden gegen den FC Geestland. Beide Mannschaften schlossen ihre Kreisligasaisons als Zweite ab. Jetzt kicken sie um einen Platz in der Bezirksliga Lüneburg.
FSV-Spieler sollen das Bonusspiel genießen
Rambow spricht ruhig. Keine blöden Fouls, Aufgaben übernehmen, Innenseite zu machen, Gegenspieler nach außen abdrängen, du machst den Pfosten. Dann wird der Trainer lauter. „So Jungs, das ist ein Zusatzspiel heute. Das habt ihr euch über die ganze Saison erarbeitet“, sagt er. Rambow schwört die Mannschaft auf den „Bonustag“ ein. Die Spieler sollen ihn genießen, Spaß haben, füreinander ackern, sich pushen. Dann geht es raus.

Jan Ehlers (rechts) im Zweikampf. 400 Menschen sehen die Partie in Lamstedt. Foto: Berlin
Geestland gehören die ersten Minuten auf dem Lamstedter Rasen. Der Zweite der Kreisliga Cuxhaven hat einen Plan. Der Zweite der Kreisliga Stade, Bliedersdorf/Nottensdorf, läuft nur hinterher. Torwart Tim Schwabe verhindert den schnellen Rückstand. Erst nach einer halben Stunde löst Rambows Mannschaft die Fesseln. Nico Winkelmann und Jan Ehlers vergeben beste Chancen. Einmal rettet für Geestland der Pfosten. 400 Zuschauer sehen ein Spiel auf Augenhöhe.
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Ein idyllisches Fleckchen zum Kicken haben sich die Männer vom Verband da ausgesucht. Der Fußballplatz schmiegt sich sachte in die leicht hügelige Lamstedter Landschaft. „Hertas Höhe“ heißt die Spielstätte des TSV. Die namensgebende Herta ist mittlerweile 86 Jahre alt und längst Kult in Lamstedt. Generationen von Fußballern tranken bei der Vereinswirtin ihr Bierchen nach dem Training, feierten Siege oder trauerten verpassten Chancen nach.
Zwei Toiletten für 400 Fans und die Mannschaften
Nach der kurzen Pause kommen die Spieler aus den Kabinen zurück. Ihr Weg führt an den Toiletten vorbei. Eine für Männer, eine für Frauen. Zwei komplette Mannschaften und hunderte von Fans teilen sich das stille Örtchen. Immer wieder huschen Zuschauer ins Unterholz.

Janis Anton (links) verliert das Kopfballduell. Foto: Berlin
In der zweiten Halbzeit bringt Bliedersdorfs Jan-Hendrik Zenner neuen Schwung ins Offensivspiel. Bei seiner besten Chance schießt Zenner aus 16 Metern knapp rechts am leeren Tor vorbei. Es rächt sich, dass Bliedersdorf seine Möglichkeiten nicht nutzt.
Das Foul von FSV-Angreifer Nico Winkelmann im eigenen Strafraum gehört in die Kategorie „selten dämlich“. So sieht es später auch Trainer Rainer Rambow. Zwölf Minuten vor Schluss versenkt Geestlands Gianluca Tulke den fälligen Elfmeter im Bliedersdorfer Tor. Es ist der Siegtreffer.
Zwei Rote Karten in der Schlussphase
Kurz vor dem Abpfiff wird es kurz hässlich auf „Hertas Höhe“. Geestlands Lars Hanewinkel schubst an der Eckfahne einen Bliedersdorfer in die Zuschauerreihen. FSV-Mittelfeldspieler Jesse Höft beleidigt angeblich den Gegner. Beide fliegen mit Rot vom Platz. FSV-Coach Rambow spart anschließend nicht mit seiner Kritik am Schiedsrichter.
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Für zwei Fouls „mit offener Sohle“ habe Geestland in der ersten Halbzeit nur Gelb bekommen. Rambow versteht auch nicht, warum der Unparteiische kurz vor dem Elfmeterpfiff das Spiel nicht unterbricht. Ein Bliedersdorfer lag mit Schmerzen am Boden. Die Rote Karte an Höft sei „Willkür“.

Offene Sohle: Tom Stahmann (links) schlägt einen Haken und lässt seinen Gegner ins Leere rutschen. Foto: Berlin
Aber so schnell wie Rambow auf 180 ist, regeneriert sich auch der Puls des Trainers. Die Welt geht von dem Nichtaufstieg in Bliedersdorf und Nottensdorf nicht unter. Der Verein hatte den Aufstieg nie als Saisonziel ausgegeben. Aber die Spieler sind enttäuscht. Geestland-Fans zücken Sprayflaschen und sprühen Bengalo-gleiche Farben jubelnd in den Lamstedter Abendhimmel. Die Bliedersdorfer schauen mit gesenkten Köpfen zu.
Aufstiegstrikots sind in einem Jahr auch noch gut
Rainer Rambow blickt schon auf die nächste Saison. Es sei nicht zu erwarten, dass der FSV noch einmal ganz oben mitmischen wird. Die SG Lühe, Wiepenkathen und Mulsum/Kutenholz hält Rambow für die Favoriten. Oder den TuSV Bützfleth, der „mächtig aufrüstet“.
Die Aufstiegs-T-Shirts bleiben in der Sporttasche liegen. Bliedersdorf/Nottensdorf hatte die Jerseys vorbereitet. Allerdings ohne Datum. In einem Jahr sind die Trikots also auch noch gut.
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