T„Blutiger Terror“: Kehdinger Feuerwehrfahrzeug mitten im Ukraine-Krieg

Das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr von Tschabany wurde von einer russischen Rakete zerstört. Grischa Kaflowsky wohnt in der Nähe. Foto: Kaflowsky
Die russischen Raketen richten sich wieder vermehrt gegen die zivile Infrastruktur. Grischa Kaflowsky erlebt den Beschuss und die Folgen hautnah. Er organisiert die Hilfe aus dem Kreis Stade und weiß: Kein Mensch ist mehr sicher.
Krummendeich. Die Bilder der zerstörten Kiewer Kinderklinik Ochmadyt gehen Grischa Kaflowsky nicht mehr aus dem Kopf. Fast täglich werde die Region von der russischen Luftwaffe mit Raketen und Drohnen angegriffen. 89 seien in der Nacht zu Mittwoch von der ukrainischen Luftverteidigung abgeschossen worden, 13 Wohnhäuser in und um die Hauptstadt seien getroffen worden. Kaflowsky berichtet, dass der Strom täglich bis zu 20 Stunden ausfalle.
Auch sein Wohnort sei im Visier der Russen. Der Unternehmer wohnt in der Trabantenstadt Tschabany bei Kiew. Das Umspannwerk vor seiner Haustür sei „gezielt“ zerstört worden.
„In der Nacht zu Mittwoch gab es in unserem Wohnort vier Alarme“, sagt der Ukrainer, der zwischen Kiew und Kehdingen pendelt und gemeinsam mit dem Landkreis Stade und der humanitären Organisation Nova Krajina (Neues Land) die Hilfstransporte ins Kriegsgebiet organisiert.
Ukraine-Krieg: Zivilisten und zivile Infrastruktur im Visier der Russen
„Kein Mensch in der Ukraine ist mehr sicher, das ganze Land ist Ziel der russischen Angriffe“, sagt Kaflowsky. Putins Truppen hätten vor allem Zivilisten und zivile Infrastruktur im Visier. Elektrizitäts-, Umspann- und Wasserwerke, aber auch Kliniken und Wohnhäuser würden gezielt angegriffen.
„Das ist blutiger Terror“, sagt der Ukrainer. Diese Aussage deckt sich mit Berichten der Vereinten Nationen und der Global Rights Compliance. Der „absichtliche Beschuss“ der zivilen Infrastruktur sei Strategie des Kremls. Damit wollten die Russen die Kapitulation erzwingen. Zu diesem Schluss kommen auch die Juristen und die Ermittler, die im Auftrag der USA, der Europäischen Union und Großbritanniens die Kriegsverbrechen untersuchen.

Die Reste der russischen Rakete liegen in einem Garten. Foto: privat
Sogar die Rettungskräfte würden angegriffen. So traf es zum Beispiel die Feuerwehr in Kaflowskys Heimatort. Zwar gelang es den Ukrainern, die Rakete abzuschießen, doch das Geschoss der Russen sei mit Minen bestückt gewesen. Diese zerstörten ein Löschfahrzeug der Feuerwehr von Tschabany. Durch die Explosion verzog sich das Fahrgestell, auch die Reifen wurden zerfetzt.
Auch zwei Feuerwehrleute seien bei dem Angriff - sie waren im Löscheinsatz - verletzt worden. „Sie sind auf dem Weg der Besserung“, sagt Kaflowsky.

Blick auf das zerstörte Feuerwehrfahrzeug. Foto: privat
Hohe Spendenbereitschaft für Ukrainer im Landkreis Stade
Glücklicherweise hätten die Menschen im Landkreis Stade mit ihren Spenden geholfen, dass es Ersatz gibt. Das alte Löschgruppenfahrzeug (LF10) von 1988 der Ortsfeuerwehr Krummendeich sei bereits einen Tag nach der Überführung in die Ukraine in Dienst gestellt worden. Es war von den Feuerwehren und Hilforganisationen im Kreis Stade voll ausgerüstet worden. „Es ist Hilfe, die ankommt“, betont der Leiter der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle in Stade-Wiepenkathen, Wilfried Sprekels.
Er führte den fünften Hilfskonvoi an. Feuerwehr, DRK, DLRG, Caritas und Johanniter sehen ihr Engagement als Zeichen der Solidarität mit den Opfern des unmenschlichen, rechtswidrigen russischen Angriffskriegs in der Ukraine.

Das Löschfahrzeug der Ortsfeuerwehr Krummendeich ist jetzt in Tschabany im Einsatz, einem Vorort von Kiew. Foto: Vasel
Die Fahrzeuge und das Material aus dem Kreis Stade „helfen insbesondere unseren Kameraden in der Ukraine, von den Feuerwehrleuten bis zu den Ärzten und Sanitätern, die ihr Leben riskieren“, so der FRL-Leiter.
Sprekels appelliert an die Bevölkerung, weiter zu spenden. Mitte Juli waren Hilfsgüter im Wert von 80.000 Euro an der polnisch-ukrainischen Grenze bei Radymno übergeben worden. Die Hilfsaktion unter der Schirmherrschaft von Landrat Kai Seefried (CDU) soll weitergehen. Spenden können unter dem Stichwort „Ukraine-Hilfe Landkreis Stade“ auf folgende Konten eingezahlt werden:
DRK-Kreisverband Stade Flüchtlingshilfe gGmbH, IBAN: DE91 2419 1015 1009 3346 00; Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. - Regionalverband Bremen-Verden, IBAN: DE16 3702 0500 0004 3107 18.