TBölk, Filter und Co: So viel BSV steckt im deutschen EM-Kader

Katharina Filter (25) stand 70 Mal im BSV-Tor. Vor einem Jahr wechselte sie zu Brest Bretagne nach Frankreich. Foto: Marco Wolf/dpa
Viele deutsche Nationalspielerinnen haben eine BSV-Vergangenheit, aber nur eine steht aktuell in Buxtehude unter Vertrag. Woran liegt das?
Landkreis. Wenn Dirk Leun sich die deutschen EM-Spiele anschaut, achtet er nicht besonders auf die Spielerinnen, die er früher in Buxtehude trainiert hat. „Mich interessiert eher das große Ganze“, sagt Leun.
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Und doch freut er sich über das deutsche Aufgebot für das Turnier in Österreich, Ungarn und der Schweiz. Denn Bundestrainer Markus Gaugisch hat gleich sechs Spielerinnen mit BSV-Bezug in seinen 16er-Kader berufen.

Lisa Antl (24) absolvierte 66 Spiele für den BSV und spielt nun bei Borussia Dortmund. Foto: Marco Wolf/dpa
Für Torhüterin Katharina Filter (2015-2018, 2019-2022 beim BSV), Kapitänin Emily Bölk (2002-2018), Kreisläuferin Lisa Antl (2019-2022), die angeschlagene Annika Lott (2018-2022) und Linksaußen Alexia Hauf (2015-2018) war Buxtehude die erste oder eine der ersten Stationen im Handball.
Die einzige aktuelle BSV-Handballerin im DHB-Kader ist Jolina Huhnstock.
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„Sie haben mehr Gas gegeben als andere“
„Es ist schön zu sehen, dass so viele Nationalspielerinnen hier ihre Anfänge hatten und ihren Weg gegangen sind“, sagt Leun. „Man hat schon damals gemerkt, dass sie mehr wollten.“

BSV-Trainer Dirk Leun: „Wir haben immer häufiger mit Umbrüchen zu kämpfen.“ Foto: Jan Iso Jürgens
Was der BSV-Trainer damit meint: „Das waren Spielerinnen, die sich immer gefragt haben: Was fehlt mir noch, um besser zu werden? Sie haben mehr Gas gegeben als andere und die eine oder andere Extra-Einheit gemacht.“
Leun erinnert sich dabei vor allem an Annika Lott, die in ihrer Zeit beim Buxtehuder SV kein Geheimnis daraus machte, dass sie gerne in der Champions League spielen würde, dafür aber bessere Rahmenbedingungen bräuchte.
Lott spielt jetzt Champions League
Die Rückraumshooterin wechselte vor zwei Jahren zum Thüringer HC und bekam dort die nötige Trainingsqualität. „Es macht schon einen Unterschied, ob man mit überwiegend jungen Spielerinnen trainiert oder mit Spielerinnen, die schon viel erreicht haben“, sagt Leun.

Annika Lott (24) spielte 66 Mal für den BSV. Seit dieser Saison geht sie für den französischen Club Brest Bretagne auf Torejagd. Foto: Marco Wolf/dpa
Und auch Lott sah den THC schon bei ihrem Wechsel als Zwischenstation auf dem Weg zum Spitzenhandball. Sie sei eine intelligente junge Frau, die einen klaren Weg habe, sagte THC-Trainer Herbert Müller: „Wir wollen ihr mit aller Kraft helfen, dass dieser zum Ziel Nationalmannschaft und internationaler Klasse führt.“
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In dieser Saison ist es dann soweit: Zusammen mit Katharina Filter spielt Lott beim französischen Club Brest Bretagne (Frankreich) in der Königsklasse.

Alexia Hauf (24) spielte zweimal für das Bundesligateam des BSV. Heute steht sie in Blomberg unter Vertrag. Foto: Marco Wolf/dpa
Das kann der BSV nicht bieten und musste in letzter Zeit immer wieder seine Toptalente ziehen lassen.
BSV muss jetzt häufiger Umbrüche verkraften
Vor einigen Jahren war das noch anders. Ehemalige Nationalspielerinnen wie Isabell Klein und Lone Fischer hielten dem BSV viele Jahre die Treue und hatten nicht die Ambition, „mit aller Macht“ (Leun) Champions League spielen zu müssen.

Emily Bölk (26) absolvierte 99 Spiele für den BSV. Die gebürtige Buxtehuderin spielt seit vier Jahren in Budapest. Foto: Marco Wolf/dpa
Doch die Einstellung scheint sich geändert zu haben. „Immer mehr Spielerinnen erkennen ihre Möglichkeiten und haben den Ehrgeiz, so schnell wie möglich den nächsten Schritt zu machen“, sagt Leun. „Das kann ich gut nachvollziehen.“
Dem BSV wiederum ist dadurch die personelle Kontinuität verloren gegangen. „Wir haben immer häufiger mit Umbrüchen zu kämpfen“, sagt Leun. Das könnte auch einer der Gründe sein, warum der BSV mit Kreisläuferin Huhnstock nur eine DHB-Spielerin für die EM abstellt.
BSV-Coach moniert große Schwankungen
Auch auf die EM-Fahrerinnen Charlotte Kähr (Schweiz) und Isa Ternede (Niederlande) muss Buxtehude derzeit verzichten. „Ich sehe das mit gemischten Gefühlen“, sagt Leun.

Jolina Huhnstock (23) wechselte im Sommer zum Buxtehuder SV und gab im Oktober ihr Länderspieldebüt. Foto: Jan Iso Jürgens
Der BSV ist nach sieben Bundesligaspielen ohne Sieg als Vorletzter in die EM-Pause gegangen und könnte die Qualität der drei Spielerinnen gut gebrauchen. „Wir haben noch zu große Schwankungen im Training“, sagt Leun.
Am 22. Dezember ist der BSV in der Bundesliga wieder in Blomberg gefordert.