TBürgermeister in Brest: Zwei Geschwister gestalten ihre Heimat

Landwirt Johann Höft, Bürgermeister der 800-Seelen-Gemeinde Brest, versteht sich gut mit seiner Schwester Elke Wiebusch, die auch seine Stellvertreterin ist. Foto: Felsch
Es bleibt in der Familie: Johann Höft ist der Bürgermeister von Brest, seine Schwester Elke Wiebusch seine Stellvertreterin. Eine Konstellation, die wohl einmalig ist in Deutschland, aber sie funktioniert - und das schon seit Jahren.
Harsefeld. 1962 wurde Johann in Brest geboren, zwei Jahre später seine Schwester Elke. Das Hofleben kennen sie von klein auf. Auch das ehrenamtliche Engagement ihrer Eltern ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen.
Ob Gesangsgruppe, Gemeinderat, Heimatverein oder Raisa-Aufsichtsrat, ihre Mutter und ihr Vater haben neben der landwirtschaftlichen Arbeit Zeit und Muße für Ehrenämter aufgebracht.
„Vielleicht ist das der Grund, warum wir uns engagieren“, sinniert Elke Wiebusch, die neben ihrem Job im Autohaus nicht nur seit rund 20 Jahren im Gemeinderat sitzt, sondern auch im Heimatverein mitmischt und aktiv in der Kirche ist.

Ein Herz und eine Seele: Elke Wiebusch und ihr Bruder Johann Höft. Foto: Felsch
Interesse an Politik und Kirche
„Ich bin das älteste Ratsmitglied“, sagt die Frau, die sich immer schon für Politik interessiert hat. So richtig kam das Interesse beim Theologiestudium auf. Dass sie diese berufliche Richtung dann doch nicht eingeschlagen hat, lag daran, dass die Kirchen Ende der 80/90er Jahre noch nicht den Bedarf an Pastoren hatten wie heute.
„Nach dem ersten Staatsexamen war für mich Schluss, ich stand auf der Warteliste zu weit unten“, erinnert sie sich. Trotzdem ist sie der Kirche treu geblieben, hat gerade eine Seelsorgerausbildung absolviert, eine Zusatzausbildung für Laien, die sie berechtigt, Gesprächskreise und Einzelgespräche zu führen.
Derzeit leitet sie eine Gruppe für Angehörige von Demenzkranken - eine Aufgabe, die die Mutter von zwei erwachsenen Kindern für sehr wichtig hält, weil immer mehr Menschen dement werden.
Zwei Stunden täglich fürs Ehrenamt
Außerdem ist sie im Kirchenvorstand, weil ihr die Kirche am Herzen liegt, und Kassenwartin im Heimatverein. „Da hat man nicht so viel zu tun“, winkt sie bescheiden ab.
Das sei im Rat anders, so ihr Bruder. „Zwei Stunden täglich gehen dafür schon drauf. Aber das ist okay“, fügt er hinzu. „Ich freue mich, wenn ich helfen kann, leider nicht immer, als Laie muss ich mich auch oft erst schlaumachen.“
Würdenträger
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Jeden Sonnabend hält er seine Sprechstunde im Dorfgemeinschaftshaus in Reith ab. Die wird von den Bürgern gut genutzt. Manchmal rufen die Leute ihn auch direkt an. „Meine Handynummer kennt hier wohl jeder“, sagt er.
Die meiste Arbeit nehmen größere Projekte ein, Stichwort: Windpark, Radwege, Dorfgemeinschaftshaus. „Das machen wir beide gerne, deswegen sind wir einst angetreten, um im Dorf etwas zu bewegen“, sind sich die Geschwister einig.
Parteibücher zählen nicht
Zuerst war der Landwirt „normales Ratsmitglied“ ohne Parteibuch. 2016 wurde er zum Bürgermeister gewählt und trat in die CDU ein. Aber Parteibücher spielen keine Rolle mehr in dem Rat der kleinsten Gemeinde der Samtgemeinde Harsefeld.
„Es geht ja um das Wohl der Bürger im Ort, nicht um große Politik“, erklärt Elke Wiebusch, die einzige Frau in der Männerrunde. Auf die Frage, ob sie denn auch zu Wort komme, muss ihr Bruder laut lachen: „Meine Schwester redet überdurchschnittlich viel in den Sitzungen, schüchtern ist sie keineswegs. Wenn sich einer durchsetzen kann, dann sie.“
Als stellvertretende Bürgermeisterin musste sie bisher noch nicht groß in Aktion treten. „Ursprünglich war geplant, wenn mein Bruder ausfällt, übernehme ich solange sein Amt, aber der fehlt ja nie“, sagt sie lachend. Selbst seinen Urlaub - am liebsten an der mecklenburgischen Ostseeküste - verlegt er in die ratsfreie Sommerzeit.
Nicht, dass er seiner Schwester das nicht zutrauen würde, beschwichtigt er. „Bisher hat sich das einfach nicht ergeben.“
Ohne die Familie geht es nicht
Doch der Vater von vier Kindern gibt zu, dass er seinen Bürgermeisterposten nur so gewissenhaft ausüben kann, weil sein Sohn den Hof mitmanagt, weil er seine Frau, eine gelernte Hauswirtschafterin, seit 36 Jahren an seiner Seite weiß und weil er fähige Mitarbeiter hat.
So kann er es sich auch leisten, zwei weitere Ehrenämter zu managen: Vorsitzender der Jagdgenossenschaft sowie Kassenführer im Heimatverein. „Beides ist wenig Arbeit“, versichert er.
Dennoch: Sich ehrenamtlich zu engagieren, das gehört für die Geschwister selbstverständlich dazu, wenn man auf dem Dorf lebe. „Irgendwer muss es ja machen“, meint Elke Wiebusch, deren Mann 20 Jahre Ortsbrandmeister war.
„Die Jüngeren haben heute ein anderes Lebenskonzept, verständlich, aber dadurch fehlt der Nachwuchs, und dann machen wir eben weiter, so lange wie es geht und Spaß macht“, sagen die beiden „Bürgermeisters“.