TBuxtehude: Stadt sperrt „Café Koks“ – Was die Nachbarn wussten

Vier Personen wurden am Dienstagabend bei der Razzia festgenommen. Foto: Vasel
Auf diese Razzia haben Anwohner seit Monaten gehofft: Der mutmaßliche Drogenumschlagplatz in der Buxtehuder Altstadt ist dicht und löst vor Ort Reaktionen aus.
Buxtehude. Ein Insider benutzt gegenüber dem TAGEBLATT den Begriff „schwunghaft“, um das zu beschreiben, was sich in den vergangenen Jahren in der Straße Hinter dem Zwinger in der Altstadt von Buxtehude abgespielt hat.
Die Anwohner sind seit Monaten in Sorge
Fast täglich gab es Beobachtungen, die mit den Räumen des Buxtehuder Kulturvereins Sapur Supur in Verbindung standen. Die Aktion der Polizei am Dienstagabend mit Durchsuchungen und Festnahmen bestätigte die Sorge von vielen Anwohnern, dass es dort Drogenhandel gegeben haben könnte.
„Ich hoffe, dass diesmal wirklich Schluss ist“, sagte ein Anwohner gegenüber dem TAGEBLATT, nachdem die Polizei zugeschlagen hatte. Mit Namen möchte sich derzeit niemand zitieren lassen. Zu groß ist die Angst vor möglichen Reaktionen der mutmaßlichen Täter. Aber viele haben das Treiben vor Ort beobachtet.
Anwohner berichten von ungewöhnlichem Geschehen
Zuletzt hatten sich einige Buxtehuder an das TAGEBLATT gewandt. Da in der Straße viele Menschen wohnen, arbeiten oder parken, gibt es zahlreiche Schilderungen ungewöhnlicher Szenen.
„Das war keine einmalige Geschichte, sondern ein Dauerzustand“, sagte ein Beobachter der Vorgänge schon im Februar 2024. Sätze wie „Hey Digga, was hast Du hier zu suchen, verschwinde mal!“, sollen gefallen sein.
Nach 22 Uhr wurde es laut beim Kulturverein
„Wir hatten hier wiederkehrende Stoßzeiten“, sagt ein anderer Augenzeuge. Zum Feierabend gegen 17 Uhr sei vor und in dem vermeintlichen Kulturverein viel los gewesen. Die zweite Welle soll es ab 22 Uhr gegeben haben.
Das Geschehen lief laut Anwohnern so ab: Ein Auto fährt vor, bremst ab und fährt wenige Minuten später wieder mit quietschenden Reifen los. Der Spitzname für das Gebäude lautet unter Anwohnern „Café Koks“, wie einer von ihnen dem TAGEBLATT sagte.

Das Mobile Einsatzkommando (rechts) hat den Kulturverein Sapur Supur in der Straße Hinter dem Zwinger in der Buxtehuder Altstadt gestürmt. Foto: Vasel
Auch nach einer ersten Razzia der Polizei im Februar 2024 gab es offenbar keine Versuche, den mutmaßlichen Drogenhandel besser zu tarnen. Wie berichtet hatte die Stadtverwaltung damals das Baurecht genutzt, um das Gebäude eine Zeit lang zu sperren.
Erste Razzia bringt nur eine kurze Pause
Nach der Beseitigung der Mängel mussten die Räume wieder freigegeben werden. Anwohner berichten, dass danach erneut verdächtige Beobachtungen gemacht worden sind. „Es ging genauso weiter, wie vor der Durchsuchung“, sagt ein Zeuge.
Es gilt in solchen Fällen bis zur rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung, zumal es um den Vorwurf schwerer Straftaten geht.
Drogen- und Banknotenspürhunde im Einsatz
Wie das TAGEBLATT exklusiv berichtete, war Buxtehude am Dienstag Zentrum einer Großaktion gegen mutmaßlichen Drogenhandel in der Region. Ermittler aus Stade und Buxtehude wurden von der Bereitschaftspolizei und dem Mobilen Einsatzkommando (MEK) aus Lüneburg und Oldenburg sowie Kollegen aus Hamburg unterstützt.

Die Polizei stellte Waffen, Betäubungsmittel, Gold und Bargeld sicher. Foto: Polizei
Auch Drogen- und Banknotenspürhunde waren mit im Einsatz. Insgesamt waren mehr als 100 Einsatzkräfte beteiligt. Elf Objekte wurden in Buxtehude, in Jork und in Hamburg durchsucht. Bei den Durchsuchungen konnten laut Polizei unter anderem Bargeld und Goldmünzen im sechsstelligen Wert, größere Mengen Betäubungsmittel und verschreibungspflichtige Medikamente sowie mehrere Waffen sichergestellt werden.
Schwerbewaffnete Spezialkräfte sichern Razzia
„Das ist in einem solchen Fall ein übliches Vorgehen, wenn wir nicht wissen, was uns hinter verschlossenen Türen erwartet. Wir gehen dann immer mit der Unterstützung von Spezialkräften vor, die uns die Türen öffnen und die nötige Sicherheit herstellen“, so Polizeisprecher Rainer Bohmbach.
Die Stadt hat die Räume wieder versiegelt. Diesmal fährt sie aber einen härteren Kurs. „Die Räume sind auf dem Wege der allgemeinen Gefahrenabwehr gesperrt worden“, sagt der Erste Stadtrat Ralf Dessel. Die Verwaltung bezieht sich dabei auf den Verdacht des Drogenhandels.
Vier Festnahmen - drei Verhaftete sind wieder frei
Der Zentrale Kriminaldienst der Polizeiinspektion Stade ermittelt seit August 2024 gegen sieben Beschuldigte. Der Vorwurf: Handel mit Kokain in nicht geringen Mengen. Vier Personen wurden vorläufig festgenommen. Der mutmaßliche 46-jährige Haupttäter bleibt in Haft. Er wurde dem Haftrichter vorgeführt. Dieser erließ einen Untersuchungshaftbefehl.
Die drei weiteren Festgenommenen kamen nach erkennungsdienstlichen Maßnahmen und ersten Vernehmungen wegen fehlender Haftgründe wieder frei.