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Einzelhandel

TBuxtehuder Innenstadt: Neue schmerzhafte Leerstände in Premiumlage

Gleich drei nebeneinander liegende Ladengeschäftte an der Langen Straße stehen leer.

Gleich drei nebeneinander liegende Ladengeschäftte an der Langen Straße stehen leer. Foto: Wisser

In den vergangenen Monaten machten einige Geschäfte in der Buxtehuder Altstadt dicht. So viel Leerstand in kurzer Zeit fällt auf. Der Vorsitzende des Altstadtvereins ist in Sorge.

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Von Thomas Sulzyc,
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Von Karsten Wisser
Samstag, 28.06.2025, 18:45 Uhr

Buxtehude. Strukturwandel im Einzelhandel? Oder bloß die übliche Fluktuation? Einige Ladenlokale in der Buxtehuder Innenstadt stehen trotz bester Lage leer. Auffällig ist der Leerstand im Rathausquartier entlang der Langen Straße: Drei nebeneinander liegende Ladengeschäfte sind betroffen - eine unübersehbare Lücke.

Die Metzgerei Fleischerjungs, das E-Zigaretten-Geschäft Hanse Dampfer und das Buxtehuder Wein und Genuss Kontor sind geräumt. Mit der Vermarktung von zwei der drei prominent gelegenen Ladengeschäfte hat das Hamburger Immobilienunternehmen ASreal REAM GmbH begonnen.

Suche nach neuem Schlachter für die Altstadt

Das seit Anfang Februar leerstehende Fachgeschäft Fleischerjungs möchte Makler Adam Schaefer am besten wieder an eine Fleischerei vermieten. Denkbar sei auch ein Fischfachgeschäft. Die Ladenausstattung zur Lebensmittelverarbeitung sei hervorragend, sagt er.

Nur 65 Quadratmeter groß ist das nebenan liegende Fachgeschäft (zuletzt Hanse Dampfer). Schaefer könne sich dort ein Handwerksfachgeschäft vorstellen, das regional produzierte Waren vertreibt.

Hier bitte keinen neuen Friseur oder Optiker

Die Nachnutzung müsse nach Buxtehude passen, sagt der Makler. Der Handel mit seinen Sortimenten sei in der Innenstadt gut aufgestellt. Einen zusätzlichen Friseur oder einen zusätzlichen Optiker halte er für nicht passend - es gibt offensichtlich ein Überangebot. Die Neuvermietung werde voraussichtlich längere Zeit dauern.

Die Vermarktung des geräumten Buxtehuder Wein und Genuss Kontors hat offenbar noch nicht begonnen. Eigentümerin der zwei nebeneinander leerstehenden Ex-Ladengeschäfte Fleischerjungs und Hanse Dampfer an der Langen Straße ist nach TAGEBLATT-Informationen die Immobiliengesellschaft Aberdeen mit Sitz in Schottland.

So teuer sind die Läden in der Fußgängerzone

Hohe Mietpreise für Ladengeschäfte in der Buxtehuder Altstadt setzen dem Einzelhandel zu. Die 1a-Lage hat ihren Preis: 25 Euro kalt pro Quadratmeter kostet die monatliche Miete in dem früheren Fleischerfachgeschäft. Für 28 Euro kalt pro Quadratmeter wird der ehemalige Hanse-Dampfer-Laden angeboten.

Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe: Die Boutique Lotta zieht aus. Das 140 Quadratmeter große Ladengeschäft in der Langen Straße wird zur Miete angeboten: 3800 Euro pro Monat - kalt.

Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe: Die Boutique Lotta zieht aus. Das 140 Quadratmeter große Ladengeschäft in der Langen Straße wird zur Miete angeboten: 3800 Euro pro Monat - kalt. Foto: Sulzyc

In der 140 Quadratmeter großen Boutique Lotta an der Langen Straße läuft zurzeit der Räumungsverkauf - das Geschäft schließt. 3800 Euro Miete kalt pro Monat soll ein Nachnutzer bezahlen. Das entspricht einem Quadratmeterpreis von rund 27 Euro. Hinzu kommen 300 Euro Nebenkosten. Ein besonderes Merkmal der Buxtehuder Altstadt sind die vielen inhabergeführten Modegeschäfte, die sich zusätzlich zu dem Modehaus Stackmann etabliert haben.

„Uns bereitet die Entwicklung Sorge“, sagt Hans-Ulrich Wiegel, Vorsitzender des Altstadtvereins. Aus seiner Sicht ist das hohe Mietenniveau ein Problem. „Die Vermieter müssen ihre Erwartungen an die Gegebenheiten in Zeiten des Online-Handels anpassen. Sonst drohen weitere Leerstände.“

Lührs-Gruppe kauft Haus gegenüber von Stackmann

Ein Geschäfts- und Wohnhaus in prominenter Lage gegenüber von Stackmann in der Fußgängerzone stand zum Kauf. Die Verkaufsschilder hängen dort noch, haben aber keine Gültigkeit mehr. In dem Ladengeschäft im Erdgeschoss befand sich Hanse Juwelier Luttmer.

„Zu verkaufen“ ist zwar noch im Schaufenster zu lesen: Das frühere Gebäude des Juweliers Luttmer in der Langen Straße hat aber mittlerweile einen neuen Eigentümer.

„Zu verkaufen“ ist zwar noch im Schaufenster zu lesen: Das frühere Gebäude des Juweliers Luttmer in der Langen Straße hat aber mittlerweile einen neuen Eigentümer. Foto: Sulzyc

Der Juwelier ist in ein kleineres Ladengeschäft im Stadtteil Altkloster umgezogen. Das Ladengeschäft und jeweils eine Wohnung in den beiden Obergeschossen erstrecken sich über insgesamt knapp 400 Quadratmeter Fläche.

An der Viverstraße im rückwärtigen Bereich der Altstadt wird ein neues Wohn- und Geschäftshaus gebaut.

An der Viverstraße im rückwärtigen Bereich der Altstadt wird ein neues Wohn- und Geschäftshaus gebaut. Foto: Wisser

Jetzt bestätigt die Lührs Gruppe TAGEBLATT-Informationen, dass sie das Gebäude in Premiumlage gekauft hat. Der Familie Lührs gehören mehrere Gebäude in der Altstadt. Das gilt auch für das Gebäude in der Langen Straße auf der Stackmann-Seite. Dort ist Ernstings Family eingezogen.

Gibt es eine Folgenutzung für die Deutsche Bank?

Die Lührs-Gruppe will noch nicht verraten, was sie mit dem Ex-Luttmer-Gebäude vor hat. Die Familie Lührs hat als regionaler Investor einen guten Ruf und kennt sich mit dem Einzelhandel aus. Auch ein Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses an der Viverstraße, quasi auf der Rückseite der Langen Straße, wird von der Lührs-Gruppe realisiert.

In der Nähe von Ex-Luttmer gibt es weiteren Leerstand. Die ehemalige Filiale der abgewickelten Hase- und Igel-Bäckerei ist nach einer Zwischenlösung mit einem Telekommunikationsunternehmen wieder zu haben.

Ein weiterer drohender Leerstand in Top-Lage: Voraussichtlich zum Ende dieses Jahres will die Deutsche Bank die Filiale in Buxtehudes Top-Innenstadtlage in der Langen Straße räumen. Hier gibt es keine Neuigkeiten.

Neuer Pächter für den Primus schweigt noch

In Sachen Gastronomie warten noch immer viele Buxtehuder auf die Wiedereröffnung des ehemaligen Weinlokals Primus in der Abtstraße. Es dürfte einige Jahre lang mit die bekannteste Gastwirtschaft in der Altstadt gewesen sein. Für das Lokal soll es einen neuen Pächter geben, der sich aber noch nicht öffentlich äußert. Nach TAGEBLATT-Informationen soll dort ein asiatisches Gastronomie-Konzept umgesetzt werden.

Dieses Buxtehuder Burger-Restaurant gibt‘s nicht mehr

Von einem beliebten Restaurant in der Innenstadt müssen sich die Buxtehuder bis Anfang 2026 verabschieden. Das Burger-Restaurant Waschbar 60 Grad in der Straße Am Geesttor ist dauerhaft geschlossen. Das bestätigte Gastronomin Julia Simon-Wetzel dem TAGEBLATT. Dort war sie seit 2016 beheimatet.

Simon-Wetzel konzentriert sich auf den legendären Bierbaum. Das Haus am Westfleth hat sie in der Corona-Zeit gekauft. Dort soll es Anfang nächsten Jahres dann auch ein Comeback für das kulinarische Angebot der Waschbar geben.

Die Waschbar in der Straße Am Geesttor ist dauerhaft geschlossen.

Die Waschbar in der Straße Am Geesttor ist dauerhaft geschlossen. Foto: Wisser

Die Leerstand-Quote ist trotz der neuen Leerstände in der Buxtehuder Innenstadt noch relativ gering. Laut Wirtschaftsförderin liegt sie bei 2,65 Prozent. Selbst zwischen fünf und acht Prozent seien noch gut. „Aber wir schauen natürlich trotzdem auf die Entwicklung“, sagt Kerstin Maack.

Das Modehaus Stackmann ist mit 15.000 Quadratmetern Verkaufsfläche der große und stabile Anker für die Buxtehuder Altstadt. Es müssten schon sehr viele kleine Läden schließen, damit das die Leerstandsquote nach oben treibt.

Strukturwandel: So verändert sich die Buxtehuder Altstadt

Maack macht eine andere Rechnung auf. „Wir haben neun Leerstände, von denen wir wissen und wo aktuell die Vermarktung läuft.“ Bei drei Läden davon werden aktuell Nachnutzungen geprüft. Darunter sind das frühere Ernstings Family-Geschäft in der Bahnhofstraße 3 und der frühere Dominos-Pizzaladen, auch in der Bahnhofstraße.

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„Der Strukturwandel ist auch in Buxtehude zu spüren“, sagt Maack. „Wir haben immer noch viele Inhabergeführte Geschäfte. Aber der Anteil an Gastronomie und Dienstleistung steigt“, sagt sie.

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