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Regierungskrise

CDU-Chef Lechner: Weil trägt Mitverantwortung für Ampel-Aus

Lechner fordert eine schnelle Vertrauensfrage im Bund.

Lechner fordert eine schnelle Vertrauensfrage im Bund. Foto: Michael Matthey/dpa

Die Ampel-Koalition ist am Ende. Geht es nach dem CDU-Fraktionschef im niedersächsischen Landtag, hat auch Ministerpräsident Stephan Weil seinen Anteil am Scheitern der Regierung.

Von dpa Donnerstag, 07.11.2024, 11:50 Uhr

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Hannover. Niedersachsens CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner sieht bei Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) eine Mitverantwortung für das Scheitern der Ampel-Koalition im Bund. „Er hat diese Koalition mit verhandelt“, sagte Lechner und fügte hinzu: „Er trägt auch Verantwortung dafür, wie diese Koalition zu Ende gegangen ist und was sie für dieses Land erreicht hat.“

Weil könne nun auch den Menschen in Niedersachsen einen Dienst erweisen, indem er auf Bundeskanzler Olaf Scholz einwirke und ihn dazu bringe, die Vertrauensfrage bereits in dieser oder der nächsten Woche zu stellen, forderte Lechner, der auch Teil des Präsidiums der CDU im Bund ist. Angesichts großer internationaler Herausforderungen brauche es eine zügige Neuaufstellung der Bundesregierung. „Es gibt jetzt einfach keinen Grund dafür, monatelang ohne Mehrheit in Berlin regieren zu wollen“, sagte Lechner.

Die CDU in Niedersachsen sei bereit für die Neuwahl. Am 23. November stelle der Landesverband seine Bundestagsliste auf, alle Kandidaten der CDU seien dann nominiert. „Und insofern könnten wir schon ab dem 24. November in den Wahlkampf starten“, sagte Lechner.

Weil zur Neuwahl: SPD wird sich stärker profilieren

Weil selbst sieht eine vorgezogene Bundestagswahl als Chance für seine Partei. Monatelang habe die SPD versucht, in Verantwortung für das Land dazu beizutragen, dass die Ampel ihrer Arbeit nachgehen kann, sagte Weil der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. „Dabei ist das eigene Profil mitunter nach hinten gestellt worden. Jetzt beginnt ein neues Kapitel. Die SPD wird sich jetzt stärker profilieren und sehr klar sagen, wofür sie in der nächsten Legislatur steht, und das ist auch gut so.“

Der Ministerpräsident lobte ausdrücklich die Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz, im Januar die Vertrauensfrage zu stellen. Scholz habe die Koalitionspartner Grüne und FDP immer wieder an ihre Regierungsverantwortung erinnert. „Gestern war dann das Maß voll. Ich unterstütze seine Entscheidung sehr.“

Insbesondere FDP-Chef Christian Lindner habe sich seinem Eindruck nach verzockt, sagte Weil: „Seine nicht enden wollende Kette von Illoyalitäten und Ungehörigkeiten ist am Ende nicht nur SPD-Wählern auf die Nerven gegangen. So geht es nicht. Herr Lindner wird an diesem Verhalten jetzt immer gemessen werden.“

SPD soll Wirtschaft in den Mittelpunkt des Wahlkampfs stellen

Als wichtiges Wahlkampfthema für die SPD sieht Weil die Wirtschaftspolitik: „Deutschland muss wieder stärker werden. Das gelingt vor allem, indem unsere Wirtschaft wieder stärker wird. Das wird unsere Gesellschaft deutlich stabilisieren und damit auch unsere Demokratie.“ Wenn die SPD das in den Mittelpunkt stelle, werde sie viel Zustimmung von Millionen Wählern bekommen.

Außerdem werde es in den nächsten Wochen darum gehen, den europäischen Asylkompromiss umzusetzen. „Meine klare Erwartung an die Union ist, dass sie in diesem wichtigen Bereich nicht in eine Blockadehaltung verfällt, sondern konstruktiv mitwirkt.“

Die Aufstellung der niedersächsischen SPD-Landesliste für die Bundestagswahl war für Mai geplant und muss nun vorgezogen werden. „Da sehen wir aber kein nennenswertes Problem. Wir sind hoch motiviert und stehen in den Startlöchern“, sagte Weil.

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