TBYD will Europa erobern: Die Chinesen kommen mit Elektroautos nach Bremerhaven

Der Autofrachter „BYD Explorer No.1“ liegt mit 3000 Neuwagen an Bord in Bremerhaven im Auto-Terminal der BLG (Aufnahme mit einer Drohne). Foto: Lars Penning/dpa
Noch ist der Anteil chinesischer Autos auf der Straße überschaubar. Aber das könnte sich ändern: Die Ankunft der „BYD Explorer No.1“ in Bremerhaven gilt als der Start, Europa zu erobern. Der Export soll über Bremerhaven in Fahrt kommen.
Bremerhaven. Ein vom chinesischen Autobauer BYD gechartertes Autotransportschiff hat auf seiner Jungfernfahrt erstmals in einem deutschen Hafen angelegt. Das Schiff sei am Sonntag in Bremerhaven angekommen, seit Montag würden die ersten Fahrzeuge an Land gebracht, sagte eine Sprecherin des Logistik-Dienstleisters BLG. Rund 3000 Fahrzeuge sollen in Bremerhaven an Land gebracht werden, der größte Teil seien E-Fahrzeuge. Die „Explorer No. 1“ ist den Angaben zufolge das erste von künftig acht eigenen Schiffen, das BYD für den Autotransport von China nach Europa einsetzen will.
Zuvor hatte das 200 Meter lange Schiff in Vlissingen in den Niederlanden angelegt. In Bremerhaven soll es der Sprecherin zufolge bis Donnerstag bleiben. Von dort aus geht es nach Seebrügge in Belgien und dann wieder zurück nach China. Die BLG-Sprecherin sagte, noch sei unklar, ob Bremerhaven künftig regelmäßig von BYD angelaufen werde. „Aber wir gehen davon aus“, sagte sie.
Die Ankunft der „BYD Explorer No.1“ in Bremerhaven sei ein denkwürdiger Tag für die europäische Automobilindustrie, vermutet Kai Stührenberg. Der Staatsrat der Häfensenatorin ist sicher: Chinas Autobauer werden Europa erobern, und Bremerhaven werde davon profitieren.
Autokonzern betreibt eigene Schiffe
3000 Elektro-Fahrzeuge hat der nagelneue Frachter auf seiner Jungfernreise mitgebracht in den Nordhafen, das allein ist noch nicht außergewöhnlich. Aber das Schiff hat der Autokonzern bauen lassen, dessen Namen es trägt, und auch noch sieben Schwesterschiffe sollen in Fahrt kommen mit einem einzigen Ziel: BYD-Elektrofahrzeuge nach Europa zu bringen.
BYD, die Abkürzung steht für „Build your Dream“ - Schaffe Deinen Traum -, ist bereits Marktführer in China und will nun international stark expandieren. Das Unternehmen hat mit seinen Verkaufszahlen erstmals gerade Tesla überholt und dreht noch einmal kräftig an der Preisschraube, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen.
BLG verhandelt in China
Die Chinesen gewinnen an Bedeutung im Hafen. Die Reederei Cosco kommt bereits mit RoRo-Schiffen, nun also BYD, und in drei Wochen fliegt BLG-Vorstandsmitglied Matthias Magnor selbst noch einmal nach China, um mit allen großen Herstellern über ihre Europa-Pläne zu sprechen und Verhandlungen zu führen, auch nach Bremerhaven zu kommen. „Im vergangenen Jahr kamen in Bremerhaven insgesamt 10.000 Fahrzeuge aus China an“, sagt er, „heute sind es an einem Tag 3000.“ Keine Frage, dass Magnor sich darüber freut, dass BYD sich für Bremerhaven als Umschlagshafen entschieden hat. Aber eine Prognose, wie viele Fahrzeuge aus chinesischer Produktion künftig jährlich hier an Land rollen sollen, mag er nicht abgeben.
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Es sind eine Hand voll chinesischer Auto-Konzerne, die nach Europa drängen - auch wegen der vergleichsweise niedrigeren Zölle als in den USA. Das gerade einmal 20 Jahre alte Unternehmen BYD - einst als Batteriehersteller an den Start gegangen - wächst aber so sehr wie kein zweiter Autohersteller weltweit. Der Konzern will künftig pro Jahr 100.000 Fahrzeuge nach Europa exportieren und ein Drittel davon in Deutschland verkaufen. Langfristig verfolgen die BYD-Manager das Ziel, dass kein internationaler Hersteller in Deutschland mehr Elektroautos verkauft als sie selbst. Jedes zehnte neu zugelassene E-Fahrzeug soll ein BYD sein. Das hätten im vergangenen Jahr dann mehr als 50.000 Stück sein müssen.
Strategie: Die Autos müssen billiger werden
Zur Strategie des Konzerns gehört dabei, die Preise für Deutschland deutlich zu senken, um seinen weltweiten Vorsprung auszubauen. Weil zeitgleich mit der Ankunft der „BYD Explorer No.1“ in Bremerhaven auch der Autosalon in Genf eröffnet wurde, war im Hafen kein einziger Chinese zu sehen. Sie feiern am Genfer See gleich vier Welt- und Europapremieren, dazu gehört auch der 45.000 Euro kostende Mittelklasse-SUV Seal U, von dem die Tester sagen, er sei perfekt verarbeitet, vom Design europäisch und von der Ausstattung ein „fahrendes Smartphone“. Damit das Modell im Frühjahr bei den Händlern steht, rollte es auch am Montag in Bremerhaven an Land.
BLG muss in Ladesäulen investieren
Weil die Zahl der Elektrofahrzeuge auf dem Autoterminal wächst, müsse in die Lade-Infrastruktur investiert werden, kündigt Magnor an. Das eigentliche Ziel sei aber, E-Fahrzeuge nach der Ankunft schnellstmöglich per Bahn weiterzuschicken und sie gar nicht erst im Hafen stehenzulassen. Die „BYD Explorer No.1“ hat auf ihrer Jungfernfahrt auch Vlissingen, Antwerpen und Zeebrügge zum Ziel, aber das Gros der Ladung rollte im Überseehafen an Land. Und damit die Decks auf der Rückreise nach Asien nicht leer sind, fuhren Autos „made in Germany“ wieder an Bord: 4000 Porsche.
BYD
BYD ist einer der größten Automobilproduzenten Chinas und gilt als führend beim Absatz von Elektro-Fahrzeugen. Den Angaben zufolge will BYD mit der eigenen Charterflotte den Export chinesischer Pkw nach Europa beschleunigen. Der RoRo-Carrier „BYD Explorer No. 1“ war Mitte Januar von Shenzhen zur Jungfernfahrt gestartet. Der BLG-Autoterminal Bremerhaven gehört mit mehr als 1,7 Millionen umgeschlagenen Fahrzeugen pro Jahr zu den größten Autoterminals der Welt. (mit dpa)

Elektrisch aus China: Die „BYD Explorer No.1“ brachte 4000 Neufahrzeuge. Die Ankunft des Schiffes gilt als der Beginn einer chinesischen Marktoffensive in Europa. Foto: Scheer