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Handball

TDHB-Team ohne Buxtehuderin Bölk – Leise Kritik aus der Bundesliga

Vier Jahre lang teilte sich Emily Bölk das Kapitänsamt mit Alina Grijseels. Jetzt übernimmt Antje Döll.

Vier Jahre lang teilte sich Emily Bölk das Kapitänsamt mit Alina Grijseels. Jetzt übernimmt Antje Döll. Foto: Marco Wolf/dpa

Emily Bölk ist der Star des deutschen Frauenhandballs. Doch nun wurde die Buxtehuderin ausgebootet und als Kapitänin abgesetzt. In der Bundesliga regt sich leise Kritik.

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Von Tim Scholz
Freitag, 14.03.2025, 15:00 Uhr

Landkreis. Ein Länderspiel ohne Emily Bölk? Undenkbar. Seit ihrem Debüt 2016 stand die gebürtige Buxtehuderin fast immer auf der Platte. 132 Länderspiele, 396 Tore. Schon vor der Heim-WM 2017 wurde die Tochter der Weltmeisterin von 1993, Andrea Bölk, als „Jahrhundertalent“ gehypt.

Doch nun ist das Undenkbare passiert. In der vergangenen Woche meldete der DHB zunächst Bölks Nicht-Nominierung für die Testspiele gegen Frankreich und wenig später ihre Absetzung als Kapitänin - und das acht Monate vor der Heim-WM (27. November bis 14. Dezember).

Bundestrainer: Tür zur Heim-WM ist nicht geschlossen

Was steckt dahinter? Gab es einen Vorfall? Offiziell ist wenig zu erfahren. Bundestrainer Markus Gaugisch sagte, er wolle „neue Impulse“ setzen. Von Bölk selbst war bislang nichts zu hören, auch auf eine TAGEBLATT-Anfrage reagierte sie nicht.

Bundestrainer Markus Gaugisch setzte Bölk als Kapitänin ab.

Bundestrainer Markus Gaugisch setzte Bölk als Kapitänin ab. Foto: Marco Wolf/dpa

Medienberichten zufolge soll es vernünftige Gespräche zwischen Bölk und Gaugisch gegeben haben, sie habe sich auch nichts zuschulden kommen lassen. Die Tür zur Heim-WM sei nicht geschlossen, sagte Gaugisch.

War die Kapitänsbürde zu groß?

Das Portal handball-world.news bezeichnete das Argument des Bundestrainers, andere Spielerinnen testen zu wollen, allerdings als „merkwürdig“. Denn: „Das hätte er natürlich auch tun können, ohne das DHB-Zugpferd im Stall zu lassen.“

BSV-Trainer Dirk Leun findet den Zeitpunkt nicht verkehrt. „Aber die Kapitänin zu Hause zu lassen und abzusetzen, ist schon etwas Besonderes.“

Dirk Leun trainierte Bölk bis 2018 beim BSV.

Dirk Leun trainierte Bölk bis 2018 beim BSV. Foto: Jan Iso Jürgens

Einer, der sich im deutschen Frauenhandball auskennt, sich aber nicht öffentlich äußern will, vermutet, dass der Bundestrainer ihr eine Denkpause verordnet hat. „Vielleicht hat sie die Kapitänsbürde gehemmt und zu sehr abgelenkt.“

Bölk führt ihren Verein zum nächsten Titel

DHB-Sportvorstand Ingo Meckes erklärte gegenüber der „FAZ“, dass der Bundestrainer eine klare Hierarchie habe schaffen wollen, denn bisher gab es mit Bölk und Alina Grijseels zwei Kapitäninnen.

In zehn Turnieren mit der Nationalmannschaft konnte Bölk bisher nur selten Akzente setzen - anders im Verein.

In zehn Turnieren mit der Nationalmannschaft konnte Bölk bisher nur selten Akzente setzen - anders im Verein. Foto: Aaron Favila/AP/dpa

Und ihre Leistungen im DHB-Trikot? In zehn Turnieren konnte Bölk nur selten die erhofften Akzente setzen - anders als bei ihrem Club Ferencvaros Budapest, den sie zuletzt zum vierten Pokalsieg in Folge führte.

„Wenn sie in Budapest ihre Leistung bringt, wird der Bundestrainer auf Dauer nicht auf sie verzichten können“, sagt Leun, der Bölk bis 2018 trainierte.

Ex-Trainer schwärmt von „Vorzeigesportlerin“

Sein Kollege Herbert Müller, der Bölk anschließend beim Thüringer HC trainierte, war von der Entscheidung des Bundestrainers „sehr überrascht“. „Emmy war immer ein Vorbild, was Wille und Einsatz angeht, eine Vorzeigesportlerin“, sagt Müller. Mit 26 Jahren sei sie nicht in einem Alter, „in dem man ans Ausmustern denkt“.

Herbert Müller hatte Bölk 2018 zum Thüringer HC geholt.

Herbert Müller hatte Bölk 2018 zum Thüringer HC geholt. Foto: Jan Iso Jürgens

Experten gehen aber auch davon aus, dass der Konkurrenzdruck im DHB-Team zugenommen hat. Keine Spielerin könne sich ihres Stammplatzes sicher sein, heißt es auch im FAZ-Bericht.

Rückkehr ins DHB-Team gegen Dänemark?

Jüngere Spielerinnen könnten daher stärker in den Fokus rücken, zum Beispiel die ehemalige Buxtehuder Jugendspielerin Aimée von Pereira, die gegen Frankreich ihr Debüt gab, oder Nieke Kühne, die am Sonntag mit Blomberg auf den BSV trifft.

Der Blomberger Trainer Steffen Birkner.

Der Blomberger Trainer Steffen Birkner. Foto: Jan Iso Jürgens

Die 20-jährige Kühne gilt als ernstzunehmende Konkurrentin im linken Rückraum. „Ich bin froh, dass sie noch bei uns bleibt. In Blomberg hat sie ein gutes Umfeld und kann auch Fehler machen“, sagt ihr Trainer Steffen Birkner und wird grundsätzlich: „Wir tun gut daran, junge Talente zu schützen und nicht zu verheizen.“

Die Handballfans dürfen gespannt sein, ob Bölk im April wieder im Kader steht. Dann geht es in Hamburg, quasi vor der eigenen Haustür, gegen Dänemark.

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