TDer BSV und die vielen Fehler: Ist das Saisonziel in Gefahr?

Für den BSV um Jolina Huhnstock lief gegen Bensheim wenig zusammen. Foto: Jan Iso Jürgens
Der Buxtehuder SV will am Saisonende die Play-offs erreichen. Doch mit einer so hohen Fehlerquote wie gegen Bensheim wird das schwer. Wohin steuert der BSV?
Buxtehude. In der Regel ist Dirk Leun wenige Augenblicke nach Spielende bereit, eine erste Analyse zu präsentieren, die Gründe für den Erfolg oder Misserfolg zu benennen. Nicht selten geht er dabei schon ins Detail oder in die Statistik.
Da muss schon etwas Außergewöhnliches passieren, wenn der 60-jährige Bundesligatrainer sagt, ihm fehle die logische Erklärung für die Leistung seiner Mannschaft. Genau das war am Samstagabend passiert.
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T „Leer, frustriert, enttäuscht“: BSV erlebt Debakel gegen den Vizemeister
Dabei hatte sich der BSV für den vierten Spieltag viel vorgenommen: Er wollte den ersten Saisonsieg einfahren, eine stabilere Abwehr stellen und weniger Fehler machen. Doch das ging nach hinten los.
BSV-Trainer entschuldigt sich bei den Fans
Mit 25:35 verlor der BSV nach einer desaströsen ersten Halbzeit gegen den Vizemeister HSG Bensheim/Auerbach. „Für die erste Halbzeit muss ich mich in aller Form entschuldigen“, sagte Leun auf der Pressekonferenz.
Neben ihm stand seine Bensheimer Trainerkollegin Heike Ahlgrimm: „Wenn ich auf die Anzeigetafel schaue, muss mich jemand kneifen.“ Mit einem so deutlichen Ergebnis hatten wohl die wenigsten gerechnet.
Abgesehen vom 1:0 lag der BSV die gesamte Spielzeit zurück. 2:7 nach neun Minuten, 6:18 nach 24 Minuten, 10:19 zur Pause. Beim BSV reihten sich die Fehler förmlich aneinander. Fehler beim Fangen und Passen. Schrittfehler. Übertritte in den Kreis.
Leun: „Ich bin leer, frustriert und enttäuscht“
Leun ärgerte sich besonders über diese hohe Anzahl an Unforced Errors, also Fehler, die nicht durch den Einsatz des Gegners erzwungen wurden. „Das war so fehlerhaft, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe“, sagte er.
BSV verliert deutlich gegen Bensheim/Auerbach
15 technische Fehler standen allein in der ersten Halbzeit in der Statistik - doppelt so viele wie bei Bensheim. „Das hat dann einfach mit Wachheit und fehlender Aufmerksamkeit zu tun“, sagte Leun.
Bensheim nutzte die Anfälligkeit des Gegners mit schnellen Angriffen aus und erzielte in der ersten Halbzeit 19 Tore. „Das war teilweise eine Vorführung“, sagte Leun. „Im Moment bin ich ziemlich leer, frustriert und enttäuscht.“
Torfrau Fasold verhindert Schlimmeres
Immerhin konnte der BSV die zweite Halbzeit ausgeglichen gestalten, was vor allem Torhüterin Sophie Fasold zu verdanken war. „Wenn es hektisch wurde, habe ich versucht, das nicht an mich herankommen zu lassen und ruhig zu bleiben“, sagte sie. In 37 Minuten Spielzeit zeigte Fasold 13 Paraden.

BSV-Torhüterin Sophie Fasold zeigte nach ihrer Einwechslung 13 Paraden. Foto: Jan Iso Jürgens
Dennoch konnte die US-Nationaltorhüterin ihren Frust über die Niederlage nicht verbergen. „Es macht einen müde, wenn man sich so aufreibt und am Ende nicht die Lorbeeren dafür erntet.“
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Auch Maj Nielsen, Buxtehudes beste Torschützin, fiel es schwer, dem Spiel etwas Positives abzugewinnen: „Uns bringt es nichts, wenn drei oder vier Spielerinnen eine Leistung bringen, man braucht die ganze Mannschaft.“
BSV steht vor einem Hammerprogramm
Mit dem Saisonstart - zwei Punkte aus vier Spielen - ist der BSV nicht zufrieden. „Es geht nicht nur um die Punkte, sondern auch darum, wie wir uns heute präsentiert haben“, sagte Leun. Denn so gewinne man in der Bundesliga kein einziges Spiel.

Isabelle Dölle knickte im ersten Durchgang um, konnte aber weiterspielen. Foto: Jan Iso Jürgens
In dieser Woche will die Mannschaft das Spiel aufarbeiten und „einige Dinge“ (Leun) hinterfragen. Vor allem eine Frage dürfte im Mittelpunkt stehen: Wie schafft es der BSV, konzentrierter zu spielen, um die Fehlerquote zu reduzieren?
„Ich mache mir aber noch keine großen Sorgen, dass wir unser Saisonziel verpassen. Wir haben noch alle Möglichkeiten“, so Leun.
Der BSV will in die Play-offs, muss dafür mindestens Achter werden, sonst geht es in den Play-downs gegen den Abstieg. Aktuell steht der BSV auf Platz zehn.
„Die Play-offs sind in den Köpfen“, sagt Fasold. „Aber wir müssen lernen, uns nicht zu sehr unter Druck zu setzen und uns auf unsere Stärken zu konzentrieren.“
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Doch die nächsten Wochen werden nicht leichter. Bis zur EM-Pause trifft der BSV auf die Top-Teams Oldenburg, Thüringer HC und Ludwigsburg.
Die Statistik zum Spiel
Spielverlauf aus BSV-Sicht: 2:5 (8.), 5:13 (18.), 9:18 (26.), 10:19 (Halbzeit), 12:22 (39.), 15:26 (45.), 21:32 (54.), 25:35 (Endstand)
BSV: Kuske (2 Paraden), Fasold (13 Paraden); Kroepel 1, Nielsen 9/4, Heider, Hampel 1, Dölle, Kähr 1, Reiche, Kretschmann 3, Hartstock, Rakstad 1, von Prittwitz 4, Ternede 5, Huhnstock, Lück
HSG: Fehr (11 Paraden), Wagner (2 Paraden); Berger 8, Hurst 4, Engel 6, Ehlert 1, Dekker, Soffel 1, Agwunedu 1, Friedberger 4/2, Naidzinavicius 3/1, Nukovic 2, Kretzschmar 3, Ziercke 1, Polsz 1
Siebenmeter: BSV 4/5 (Nielsen 4/5) – HSG 3/3 (Friedberger 2/2, Naidzinavicius 1/1)
Zeitstrafen: BSV 4 (Kähr 2, Kretschmann 1, Huhnstock 1) – HSG 2 (Soffel 1, Berger 1)
Zuschauer: 921
Schiedsrichter: Marvin Volkening und Jonas Zollitsch
Nächstes Spiel: VfL Oldenburg – BSV (Sa., 19. Oktober, 18 Uhr)
