TDerby in Oldenburg: Vor diesem Taktikfuchs ist der BSV gewarnt

Niels Bötel gilt beim VfL Oldenburg als „ein riesiger Faktor für die jüngste Erfolgsgeschichte des Vereins“. Foto: Jan Iso Jürgens
Gegen den VfL Oldenburg tut sich der Buxtehuder SV immer wieder schwer. Das liegt auch an einem taktisch versierten Trainer. Am Samstag kommt es zum Derby.
Buxtehude/Oldenburg. Der BSV hatte sich vor zwei Jahren beim Final Four in Stuttgart viel vorgenommen. Doch im Halbfinale des DHB-Pokals gelang nicht viel. Der VfL Oldenburg überraschte den BSV mit einer ungewohnten Abwehrformation und zog ins Finale ein.
Oldenburgs Trainer Niels Bötel erntete anschließend viel Lob von seinen Trainerkollegen. So sprach der damalige Bietigheimer Trainer Markus Gaugisch, der einen Tag später mit seinem Team das Finale gewann, anerkennend vom „Taktik-Brain“ Niels Bötel.
Zum Bundesliga-Spieler hat es nicht gereicht
Auch BSV-Trainer Dirk Leun, der sich noch gut an die schmerzhafte Niederlage erinnert, schätzt seinen 37-jährigen Kollegen: „Niels ist taktisch sehr versiert und schafft es mit seiner gut eingespielten Mannschaft immer wieder, den Gegner zu überraschen.“
Am Samstag (18 Uhr) treffen die beiden im Nordderby in Oldenburg aufeinander.
Handball-Bundesliga
T Der BSV und die vielen Fehler: Ist das Saisonziel in Gefahr?
Im Vergleich zum 60-jährigen Leun ist Bötel noch nicht lange im Trainergeschäft. Er selbst spielt zeitweise in der zweiten Liga. „Ich wollte in die Bundesliga, aber es hat nicht gereicht“, sagt Bötel, der sich schon als Spielmacher mit Taktik beschäftigte.
Bötel beerbt Leszek Krowicki
So entschied sich Bötel früh für die Trainerlaufbahn und wurde mit 28 Jahren Spielertrainer in Edewecht. Zwei Jahre später, 2017, übernahm er den VfL Oldenburg nach zwölfjähriger Amtszeit von Leszek Krowicki.
„Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich traut, einen jungen Trainer einzustellen, der Talente entwickeln und eine Mannschaft trainieren soll, die den Anspruch hat, im Europapokal zu spielen“, sagt Bötel, der mittlerweile in seine achte Saison gegangen ist.
Pokalsieg in der ersten Saison
In seiner ersten Trainersaison gewann Bötel gleich den DHB-Pokal. „Das sieht auf der Autogrammkarte zwar schön aus, aber noch schöner ist es, wenn man die Entwicklung der Spielerinnen sieht“, sagt er. Das macht für ihn den Reiz des Trainerjobs aus.

Bundesliga-Trainer und Prüfingenieur: Bötel hat gleich zwei Fulltime-Jobs. Foto: Jan Iso Jürgens
Daneben gibt es aber noch den anderen Fulltime-Job als Prüfingenieur. Bötel hat sich schon gefragt, ob das immer so weitergehen kann. „Aber mir machen beide Jobs sehr viel Spaß.“
VfL-Trainer bringt Talente ins Nationalteam
Beim VfL Oldenburg gilt Bötel als „ein riesiger Faktor für die jüngste Erfolgsgeschichte des Vereins“, so Geschäftsführer Andreas Lampe. „Wie er Spielerinnen geformt hat, von Jugendspielerinnen bis in die Nationalmannschaft, ist einfach sensationell.“
Paradebeispiel ist die 23-jährige Toni-Luisa Reinemann, die in der vergangenen Saison Torschützenkönigin wurde (allein 17 Treffer gegen den BSV) und vor einem Jahr in der Nationalmannschaft debütierte.
Bötel: „Dirk leistet großartige Arbeit“
BSV-Trainer Leun ist für Bötel in gewisser Weise ein Vorbild: „Dirk leistet großartige Arbeit, wenn man sieht, wo seine Talente heute spielen. Ich hoffe, dass es bei mir auch so viele Spielerinnen sein werden, wenn ich in seinem Alter bin.“

Auswärts wartet der BSV um Lotta Heider schon lange auf einen Sieg gegen Oldenburg, zu Hause konnte das letzte Derby gewonnen werden. Foto: Jan Iso Jürgens
Derzeit freut sich Bötel, dass sein Team weitgehend zusammengeblieben ist. Bis auf Torhüterin Sophie Fasold, die nach Buxtehude wechselte, gab es im Sommer keine Abgänge. „Das ist für mich ein Zeichen, dass wir nicht alles falsch gemacht haben“, sagt er.
VfL setzt auf komplexen Handball
Doch die personelle Konstanz könnte zum Problem werden. „Unsere Spielweise ist bekannt“, deshalb müsse man an anderen Schrauben drehen, „um unseren Handball für jeden Gegner komplizierter zu machen“, so Bötel in der „Handball Woche“.
Handball-Bundesliga
T „Leer, frustriert, enttäuscht“: BSV erlebt Debakel gegen den Vizemeister
Eine Stellschraube ist die Abwehr. Neben der 6:0- und der 5:1-Deckung hat der Taktikfuchs eine weitere offensive Variante einstudieren lassen. „Es ist kein Geheimnis, dass wir in der Abwehr sehr flexibel sind, aber wir müssen unsere Abläufe noch verfeinern.“
Im Derby kommt es auf die Abwehr an
Für das Derby lässt Bötel das Abwehrsystem offen. „Es kann aber eine Option sein, gegen wurfgewaltige Spielerinnen offensiv zu verteidigen“, sagt er. „Gerade im Derby ist es wichtig, in der Abwehr präsent zu sein.“

BSV-Trainer Dirk Leun: „Niels ist taktisch sehr versiert.“ Foto: Jan Iso Jürgens
Leun warnt vor den vielen taktischen Varianten des Gegners. „Darauf kann man sich nur schwer vorbereiten. Deshalb haben wir uns auf das konzentriert, was das Oldenburger Spiel ausmacht“, sagt er.
Intensiver verteidigen und konzentrierter angreifen
Wichtiger war in dieser Woche ohnehin etwas anderes. Nach den zuletzt fehlerbehafteten Auftritten war der BSV vor allem mit sich selbst beschäftigt. Im Derby will Buxtehude wieder intensiver verteidigen und konzentrierter angreifen. Leun will eine Reaktion sehen.
Niels Bötel, der mit dem VfL noch nie ein Heimspiel gegen den BSV verloren hat, will sich von der aktuellen Lage - Oldenburg Vierter, Buxtehude Zehnter - nicht täuschen lassen. Dafür weiß er zu gut, wozu sein Trainerkollege imstande ist.