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Handball-Bundesliga

TDerbysieg mit Beigeschmack: BSV hadert mit Schiedsrichtern

Levke Kretschmann und der BSV haben das 63. Nordderby gewonnen.

Levke Kretschmann und der BSV haben das 63. Nordderby gewonnen. Foto: Jan Iso Jürgens

Neun Zeitstrafen, zwei Rote Karten: Viel Feuer war im Spiel zwischen dem Buxtehuder SV und dem VfL Oldenburg. Auch die Schiedsrichter trugen ihren Teil dazu bei.

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Von Tim Scholz
Sonntag, 09.02.2025, 16:00 Uhr

Buxtehude. Als Cara Hartstock das Spielfeld verlassen muss und vor der Tribüne steht, kann sie sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen. Sieht so eine Rotsünderin aus?

Die Kreisläuferin des Buxtehuder SV hat in der Schlussphase ihre dritte Zeitstrafe und damit Rot gesehen. Jetzt sitzt sie ganz außen auf der Haupttribüne neben ihrer Mitspielerin Isabelle Dölle, die ebenfalls drei Zeitstrafen kassiert hat und ihrer Mannschaft jetzt nicht mehr helfen kann.

Hartstock und Dölle waren schon früh vorbelastet, sagten sich aber in der Halbzeitpause: „Egal, wir gehen trotzdem voll drauf“, so Hartstock. Dölle flog dann in der 39. Minute, Hartstock in der 53.

BSV schnell und nervenstark

Doch sie verließen das Feld wohl mit dem guten Gefühl, dass gegen den VfL Oldenburg doch etwas möglich ist. Schließlich gelang dem BSV vieles, was zuletzt nicht geklappt hatte.

Nicht zu stoppen: BSV-Linksaußen Teresa von Prittwitz erzielte neun Treffer.

Nicht zu stoppen: BSV-Linksaußen Teresa von Prittwitz erzielte neun Treffer. Foto: Jan Iso Jürgens

Der BSV verteidigte aggressiv, kam nach Ballgewinnen schnell vor das Oldenburger Tor und ließ der nach Paraden besten Torfrau der Liga, Madita Kohorst, kaum eine Chance. Teresa von Prittwitz war im Tempospiel nicht zu stoppen. Anika Hampel bewies Nervenstärke von der Linie. Laura Kuske meldete sich nach überstandenen Knieproblemen mit sieben Paraden zurück.

In den letzten Minuten standen Hartstock und Dölle am Spielfeldrand, die Arme um die Schultern gelegt, und stürmten mit der Schlusssirene zu ihren Mitspielerinnen. Mit 31:28 hatte der BSV das 63. Nordderby gewonnen und die Play-down-Ränge verlassen. „Es hat heute richtig Spaß gemacht“, sagte Hartstock. „Wir wollten den achten Mann mit aufs Feld nehmen und haben das gemeinsam geschafft.“

Laura Kuske hütete nach überstandenen Knieproblemen wieder das BSV-Tor.

Laura Kuske hütete nach überstandenen Knieproblemen wieder das BSV-Tor. Foto: Jan Iso Jürgens

Unterzahl kein Probleme für den BSV

Allerdings zeichnete sich vor über 1000 Zuschauern in der Halle Nord schon früh ab, dass die Zeitstrafen ein Thema werden könnten. Zwischen der sechsten und neunten Minute kassierte der BSV drei seiner neun Zeitstrafen. Eine solche Flut habe sie noch nie erlebt, sagte Hartstock. Doch nicht die Phasen in Unterzahl bereiteten dem BSV Probleme, sondern eher die in Überzahl, aus denen bis zur Pause kein einziges Tor resultierte.

Die Schiedsrichter trafen einige unglückliche Entscheidungen.

Die Schiedsrichter trafen einige unglückliche Entscheidungen. Foto: Jan Iso Jürgens

Das Gespann Fabian Friedel und Rick Herrmann, das bereits das Hinspiel geleitet hatte, fiel durch einige unglückliche Entscheidungen auf und sorgte auf beiden Seiten für Unruhe und Verwirrung. Zum Beispiel, als sie einen Vorteil für den BSV abpfiffen, um den Oldenburger Trainer mit Gelb zu verwarnen. „Hier geht es nicht darum, dass eine Seite Probleme hat, die Linie nachzuvollziehen, es geht um beide Seiten“, sagte der Kommentator bei sportdeutschland.tv.

Hartstock: „Ich weiß nicht, ob die Schiedsrichter mit ihrer Leistung zufrieden waren oder ob wir etwas hätten anders machen können.“ Dirk Leun wollte sich zu diesem Thema nicht äußern, sprach nur von „vielen Kuriositäten“ in diesem Spiel.

Oldenburg macht ungewöhnlich viele Fehler

Ein weiteres Kuriosum: Oldenburgs Geschäftsführer Andreas Lampe vertrat den erkrankten Niels Bötel an der Seitenlinie. Und wenn das heute schief geht, was würde Geschäftsführer Lampe mit Trainer Lampe machen, wurde er vor dem Spiel gefragt. „Entlassen“, scherzte Lampe.

Oldenburgs Geschäftsführer Andreas Lampe sprang als Trainer ein.

Oldenburgs Geschäftsführer Andreas Lampe sprang als Trainer ein. Foto: Jan Iso Jürgens

Oldenburg war ersatzgeschwächt angereist, hatte sogar die ehemalige Buxtehuderin Maike Schirmer (34) reaktiviert. Der BSV wusste um die personellen Probleme des Gegners, der nicht zu seinem Rhythmus fand und sich ungewöhnlich viele technische Fehler leistete. „Aber das muss man erstmal ausnutzen“, sagte Hartstock.

Die 30-Jährige spielte von 2014 bis 2019 selbst beim VfL Oldenburg, damals noch gemeinsam mit Schirmer. Nach den Stationen in Metzingen und Blomberg spielt sie nun ihre dritte Saison in Buxtehude und freute sich auf das Derby gegen ihren Ex-Verein.

„Ich sehe uns in den Play-offs“

Zwar ist Hartstock die zweite Kraft am Kreis und erlebt nach eigener Aussage in dieser Saison „eine kleine Achterbahnfahrt“, sitzt auch mal ein ganzes Spiel auf der Bank. Doch durch den Ausfall von Jolina Huhnstock spielte sie am Samstag von Beginn an, nutzte die Räume am Oldenburger Kreis und traf zweimal innerhalb weniger Sekunden.

BSV-Kreisläuferin Cara Hartstock legte gegen ihren früheren Verein stark los und musste später mit Rot vom Feld.

BSV-Kreisläuferin Cara Hartstock legte gegen ihren früheren Verein stark los und musste später mit Rot vom Feld. Foto: Jan Iso Jürgens

Später teilte sie sich die Spielzeit mit der jungen Larissa Kroepel. „Heute hat man gesehen, dass wir im Moment alle Spielerinnen brauchen“, sagte Leun. Vor allem in der Abwehr zeigte jede Spielerin großen Einsatz.

Nach dem Spiel kniet Hartstock auf dem Spielfeld, schreibt Autogramme für die Einlaufkinder, unterhält sich mit einer Gruppe von Fußballfans über Handball. „Die waren total begeistert vom Spiel“, sagt Hartstock hinterher.

Durch den Sieg ist der BSV auf Rang acht geklettert, den letzten Play-off-Platz. „Darauf dürfen wir uns aber nicht ausruhen. Die Liga ist sehr eng“, sagt Hartstock. Mit Tabellenführer Ludwigsburg, dem Thüringer HC und Blomberg kommen jetzt gleich drei Gegner aus den Top 4. Das Programm wird nicht einfacher.

Die Statistik zum Spiel

Spielverlauf aus BSV-Sicht: 6:6 (8.), 10:8 (15.), 13:10 (22.), 15:11 (Halbzeit), 19:14 (36.), 20:16 (40.), 25:22 (50.), 31:28 (Endstand)

Buxtehuder SV: Kuske (7 Paraden), Tants (0 Paraden), Fasold (3 Paraden); Kroepel, Nielsen, Heider 3, Hampel 5/3, Dölle 2, Kähr 2, Reiche, Kretschmann 7, Hartstock 2, von Prittwitz 9, Ternede 1, Lück

VfL Oldenburg: Grimm (0 Paraden), Kohorst (6 Paraden); Teiken 2, Schirmer 2, Martens, Steffen 5, Lampe 5/1, Feiniler, Pfundstein 2, Röpcke 2, Knippert 3/1, Golla 6/1, Ronge 1, Oetjen

Siebenmeter: BSV 3/3 (Hampel 3/3) - VfL 3/4 (Knippert 1/1, Golla 1/1, Lampe 1/2)

Zeitstrafen: BSV 9 (Dölle 3, Hartstock 3, Kähr 2, von Prittwitz 1) - VfL 4 (Martens 1, Lampe 1, Golla 1, Ronge 1)

Zuschauer: 1044

Schiedsrichter: Fabian Friedel und Rick Herrmann

Nächstes Spiel: HB Ludwigsburg - BSV (Donnerstag, 13. Februar, 19 Uhr).

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