TDie EM-Hoffnungen sind groß - Bei den Experten sind sie vorsichtig optimistisch

Niclas Füllkrug lässt sich für seinen späten Ausgleich gegen die Schweiz feiern. Die hiesigen Fußballexperten hätten ihn schon früher eingewechselt. Bei Antonio Rüdiger (re.) sahen sie einige Fehler. Foto: Christian Charisius/dpa
Die deutsche Nationalmannschaft hat sich bei der Heim-EM als Gruppensieger für das Achtelfinale qualifiziert. Mit den K.o.-Spielen nimmt die EM nun richtig Fahrt auf. Hat das Nationalteam überzeugt? Was ist noch möglich? Das sagen die Experten.
Landkreis. Im Achtelfinale wartet nun Dänemark auf das deutsche Nationalteam. Danach könnte die DFB-Mannschaft auf die großen Favoriten Spanien (Viertelfinale) und Frankreich (Halbfinale) treffen. Die Heim-EM hat auf jeden Fall die erhoffte Euphorie in den Gastgeber-Städten erzeugt, die Stimmung in den Fanlagern ist ansteckend.
Der deutschen Nationalmannschaft wird plötzlich viel zugetraut. Ist die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann wirklich so stark? Ist die gute Stimmung berechtigt? Die Fußballexperten aus dem Landkreis haben sich größtenteils auch anstecken lassen, sind aber nur vorsichtig optimistisch und üben auch Kritik.
Björn Stobbe, Trainer der VSV Hedendorf/Neukloster

Björn Stobbe von den VSV Hedendorf/Neukloster. Foto: FuPa
Das liegt auch an den Auftritten bei der EM, auch wenn sich die DFB-Elf im letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz schwer tat. „Die Mannschaft hat oft versucht, mit kurzen Pässen und direktem Spiel durch die Mitte zu kommen.“ Das sei aber gegen aggressiv verteidigende Mannschaften nicht immer das beste Mittel. „Ich denke, man muss einen guten Mix finden und auch mehr über die Flügel kommen“, sagt Stobbe.
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Wie es für Deutschland weitergeht: „Jeder Gegner in der K.o.-Runde ist eine harte Nuss. Dänemark ist genauso anspruchsvoll wie Spanien oder Frankreich.“ Und der Titelfavorit: „Man wird mich vielleicht auslachen, aber seit Dienstag ist Österreich mein absoluter Geheimfavorit. Österreich gegen Deutschland wäre doch ein Traumfinale.“
Filippo Callerame, Trainer des Deinster SV

Filippo Callerame vom Deinster SV. Foto: FuPa
Nun werde sich gegen die Topteams zeigen, was die Mannschaft drauf habe. Gespannt blickt Callerame daher auf den Turnierbaum. Sollte Deutschland im Viertelfinale auf Spanien treffen, rechnet er mit dem Aus. Ohnehin seien die spielstarken Spanier sein Titelfavorit. „Frankreich, Italien und England waren dagegen total enttäuschend“, sagt Calleramo, dessen Eltern aus Italien stammen. „Italiens Spiel nach vorne ist viel zu behäbig.“
Und was hält er von den Österreichern? „Sie haben mit Ralf Rangnick einen sehr guten Trainer und im Moment einen sehr guten Lauf“, sagt Callerame. „Österreich zählt für mich zu den Favoriten.“
Niels Gramkow, sportlicher Leiter des VfL Güldenstern Stade

Niels Gramkow vom VfL Güldenstern Stade. Foto: FuPa
Es sei zwar eine Floskel, aber nur mit einer 100-prozentigen Einstellung könnten die Deutschen nun gegen Dänemark bestehen. „Wenn sie dann mit einer guten Leistung überzeugend gewinnen - dann ist danach viel möglich“, so Gramkow. Er habe das Gefühl, dass die Lücke zu den Großen wie Spanien und Frankreich nicht mehr so groß ist. „Nagelsmann macht gute Arbeit“, urteilt Gramkow.
Sören Behrmann, Sportdirektor der SV Drochtersen/Assel

Sören Behrmann von der SV Drochtersen/Assel. Foto: FuPa
Dass den Deutschen in dem „sehr schwierigen Spiel“ gegen die Schweiz noch der Lucky Punch gelungen ist, sei „sehr wichtig“ gewesen, sagt Behrmann. Was ihn störte: Torschütze Füllkrug hätte frühzeitiger eingewechselt werden müssen, weil Haverts gar nicht im Spiel gewesen sei.
Seine Cousine lebt in Dänemark, daher weiß Behrmann, wie groß auch dort die Euphorie ist. Die Dänen seien sehr optimistisch vor dem Duell mit Deutschland. „Ich hoffe aber, dass für Deutschland noch viel möglich ist - auch gegen Spanien“, sagt Behrmann. Das Team harmoniere. Das Halbfinale müsse mindestens das Ziel sein.
Oliver Ioannou, Trainer der Regionalliga-Mannschaft von D/A

Oliver Ioannou von der SV Drochtersen/Assel. Foto: FuPa
Hätte die Schweiz mehr Qualität im Umschaltspiel gehabt, hätte Deutschland verloren. „Dann wäre die Stimmung nun eine ganz andere“, so der D/A-Trainer. Der Warnschuss sei aber gut gewesen, denn ab sofort werde jedes Spiel ganz eng. So auch gegen Dänemark. „Das ist eine eingespielte Einheit mit individueller Klasse“, denkt Ioannou. Sollte Deutschland ausscheiden - „dann ist die EM hin“.
Ioannou hätte sich zwei, drei Auswechslungen in der Startelf beim DFB gegen die Schweiz gewünscht. Die Spanier haben mit ihrer Rotation alle Spieler mitgenommen und insgesamt „einen super Eindruck hinterlassen“. Ioannous Hoffnung: Den Deutschen könnte es gut tun, wenn sie gegen Gegner spielen, die selbst das Spiel machen wollen.
Bernhard Augustin, ehemaliger DFB-Stützpunktkoordinator aus Stade

Bernhard Augustin, ehemaliger DFB-Stützpunktkoordinator aus Stade. Foto: privat
Alle Achtung habe er vor den Spaniern mit ihren jungen, dynamischen Spielern. Frankreich sei bisher bedächtig. „Aber wenn sie Gas geben, sieht man, wie stark sie sind.“ Vor dem Achtelfinale gegen Dänemark sei nicht zu unterschätzen, wie viel internationale Klasse in dem Team stecke.
„Das Halbfinale ist Pflicht“, sagt Augustin. „Mit den Spaniern müssen wir uns messen, das sollte ein 50:50-Spiel sein.“
Nico Matern, neuer Trainer des TuS Harsefeld

Nico Matern vom TuS Harsefeld. Foto: FuPa
Matern glaubt aber, dass Deutschland gegen Dänemark relativ souverän gewinnt. Gegen Spanien ist er gespannt, ob die jungen, gelobten Überflieger auch in so einem K.o.-Spiel auf dem Punkt da sind.
Insgesamt habe er weiterhin ein so gutes Gefühl wie vor der EM und glaubt weiter an seine Finalprognose. „Ich glaube, dass es Deutschland ins Finale schafft“, sagt Matern. Gegner wird für ihn weiterhin England sein, trotz der bisher schlechten Darbietungen.

Die Fans von Dänemark sind vor dem Achtelfinale gegen deutschland optimistisch. Foto: Sven Hoppe/dpa