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Städteplanung

TDie Zeit läuft: Letzte Chance für den Ankerplatz in Stade?

Die leuchtend blauen Sitzelemente heißen „Enzis“ und stehen auch im Museumsquartier in Wien.

Die leuchtend blauen Sitzelemente heißen „Enzis“ und stehen auch im Museumsquartier in Wien. Foto: Richter

CDU und Wählergemeinschaft verlieren offenbar die Hoffnung, dass das Projekt Ankerplatz noch umgesetzt wird. Mit einem Antrag machen sie Druck und bringen alternative Nutzungen ins Spiel.

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Von Anping Richter
Mittwoch, 26.02.2025, 19:25 Uhr

Stade. Drei Jahre ist es her, dass die Umsetzung des Projekts Ankerplatz auf dem Platz Am Sande in Stade begann. Das Konzept von Mario Handke für einen maritimen Marktplatz aus umgebauten Seecontainern, der die Innenstadt und die Stadtgesellschaft belebt, wurde 2021 Sieger in einem Ideenwettbewerb der Hansestadt Stade.

Landauf, landab hat das Projekt inzwischen Preise gewonnen. Doch die Gruppe aus CDU und Wählergemeinschaft im Stader Rat fragt sich: Wofür? Denn auch nach drei Jahren kommt das Projekt einfach nicht richtig in Gang. Nun stellen CDU und WG es in Frage und wollen eine Alternativnutzung prüfen lassen.

Grauer Beton dominiert nach wie vor

Optisch ist der Platz noch immer vor allem eine große, graue Betonfläche, an deren Rand Container und Bauzäune stehen. Lose verteilt fallen einige leuchtend blaue Kunststoff-Elemente ins Auge. „Enzis“ heißen solche Outdoor-Möbel, die auch im Museumsquartier in Wien zu sehen sind.

Auch Hochbeete und Palettenmöbel brechen die Tristesse auf und werden von vielen genutzt. „Die Enzis und die Palettenmöbel kommen supergut an“, sagt Ideengeber Mario Handke.

Der Garten-Container steht, Erde und Werkzeug liegen bereit. Nur die Leiter zum Gewächshaus fehlt noch.

Der Garten-Container steht, Erde und Werkzeug liegen bereit. Nur die Leiter zum Gewächshaus fehlt noch. Foto: Richter

Er und Wiebke Wilkens sind die „Käpt‘ns“ des Projekts Ankerplatz, das bewusst mit atmosphärischen, maritim geprägten Begriffen arbeitet. Das gehört zum Konzept. „Das ist es auch, was vielfach ausgezeichnet wurde: das Konzept“, erklärt Handke.

Auch er sieht, dass bisher ein zu kleiner Teil davon umgesetzt wurde: „Die Planbude, der Container, in dem meine Kollegin vor Ort sitzt, hätte eigentlich als allererster stehen müssen. Aber wir improvisieren hier seit drei Jahren.“

Bald steht die erneute Verlängerung des Nutzungsvertrags für den Platz mit der Stadt an. Die CDU/WG-Gruppe will den Vertrag aber nur unter bestimmten Bedingungen verlängern. Der Verein, fordert sie in ihrem Antrag, soll auf weitere Förderanträge und Ideenwettbewerbe verzichten und „nachweislich und aktiv“ beginnen, sein Konzept umzusetzen.

Eine Verlängerung im August/September soll es nur geben, wenn die Container vollständig ausgebaut sind, der Platz regelmäßig aktiv genutzt wird und eine klare Perspektive für die zukünftige Nutzung besteht.

Handke fordert differenzierte Betrachtung

Mario Handke versteht das - bis zu einem gewissen Punkt. „Ja, es muss etwas passieren, und wir sind die Ersten, die das auch wollen“, sagt er. Die Sache müsse aber differenziert betrachtet werden: Das Team hat etwa eine Million Euro Fördergelder eingeworben, bei nur 200.000 Euro Eigenanteil der Stadt.

Dass kommunale Prozesse lange dauern, sei schwer vermittelbar. Zudem seien sie Ehrenamtliche, sagt der 37-Jährige Stader, der als Lehrer in Buchholz arbeitet. Zur Crew gehört nur eine - ohne städtische Gelder - bezahlte Kraft: Wiebke Wilkens. Mangels Container sitzt sie in einem Büro in der Altstadt. Insgesamt seien 30 Ehrenamtliche im Boot.

Handke zählt Erfolge auf: Veranstaltungen vom Kleidertauschmarkt über das Turnier in der aufblasbaren Sportarena bis zum Streetfood-Festival und ein sehr aktives Gärtner-Team. Hätten sie einfach Handwerker ansprechen und anpacken dürfen, wäre vieles einfacher gewesen, sagt Handke. Doch wo es um öffentliche Gelder geht, muss ausgeschrieben werden.

Was steht - was fehlt

Für Teile des Containerbaus sei die Stadt zuständig: Planbude (noch nicht ausgebaut), Spielcontainer, Bike-Box und Gartencontainer (Leiter für Gewächshaus auf Dach fehlt noch). Das Ankerplatz-Team verantwortet: Jugendcontainer (fehlt noch), Fitnessbox (steht), Bühne (fehlt noch) und Gastrocontainer (noch nicht ausgebaut). Weil Ausschreibungen scheiterten und die Stadt wegen der Fördergelder Fristen einhalten musste, stellte das Ankerplatz-Team andere Vorhaben zurück.

Erste Frühlingsboten im Hochbeet.

Erste Frühlingsboten im Hochbeet. Foto: Richter

Trotzdem: Dass sich auf dem Platz weiter kaum etwas bewegt, sei nicht mehr nachvollziehbar, sagt CDU-Ratsherr Arne Kramer, der auch den Antrag der CDU/WG-Gruppe zeichnet. „Jetzt muss endlich geliefert werden.“

Er sei selbst Fan der Idee, aber: „Wenn das Projekt zu groß geworden ist, muss man sich vielleicht eingestehen, dass man sich übernommen hat.“ Ein Anlass für den Antrag sei übrigens gewesen, dass CDU-Kollegen aus Bremervörde auf das preisgekrönte Projekt aufmerksam wurden und fragten, ob es als Blaupause tauge.

Idee: Stadtjugendpflege könnte den Ort nutzen

„Wir setzen auf eine Belebung des Ankerplatzes und geben dem Verein eine letzte Chance“, heißt es im Antrag. Mario Handke ist zuversichtlich, dass ein Großteil der geplanten Projekte im Frühjahr und Sommer umgesetzt wird. Trotzdem: Im Ernstfall will die CDU/WG-Gruppe zügig Alternativen umsetzen können.

Die Verwaltung soll prüfen, ob und wie eine Rückabwicklung der Fördermittel und eine Nachnutzung der Container möglich wäre. Die Gruppe hat dazu schon eine Idee: Die städtische Jugendpflege könnte hier einen Jugendtreff etablieren. Das würde den Platz beleben, ins neue, dezentrale Konzept passen und Jugendlichen, die im öffentlichen Raum unterwegs sind, einen Anlaufpunkt bieten.

  • Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Klima und Umwelt berät zu dem Thema am Donnerstag, 6. März, ab 17 Uhr in Ratssaal im historischen Rathaus. Die Sitzung ist öffentlich.
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