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Bundestagswahl

TDiese Fragen wollte bei der ARD-Wahlarena niemand hören

Jens Nübel aus Buxtehude in der ARD-Wahlarena.

Jens Nübel aus Buxtehude in der ARD-Wahlarena. Foto: privat

Zum Thema Menschen mit Behinderung wollte Jens Nübel der AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel eine provokante Frage stellen. Darum ging es dem Buxtehuder.

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Von Karsten Wisser
Dienstag, 18.02.2025, 16:56 Uhr

Buxtehude. 4000 Menschen wollten dabei sein und hatten sich für die ARD-Wahlarena beworben. Ausgewählt hatte die Redaktion 150 Studiogäste für die Fragerunden an die vier Kanzlerkandidaten. Mit Jens Nübel saß sechs Tage vor der Bundestagswahl auch ein Buxtehuder im Publikum. „Direkt nach der Sendung war ich ziemlich sauer“, sagt Jens Nübel.

Menschen mit Behinderung öfter und länger arbeitslos

Der 58-Jährige wurde ausgewählt, weil er sich für Menschen mit Behinderungen einsetzt. Nübel ist seit drei Jahren Beauftragter für Menschen mit Behinderung der Hansestadt Buxtehude. Das ist eine ehrenamtliche Aufgabe.

Zudem ist Jens Nübel freigestellte Vertrauensperson für Menschen mit Behinderungen bei einer Tochterfirma der Deutschen Telekom. Zu Wort kommen hat ihn das Moderatorenteam Jessy Wellmer und Louis Klamroth aber nicht. So hatte er keine Chance, auf die Belange der Betroffenen aufmerksam zu machen.

Diese Fragen wollte Jens Nübel stellen: „Was wollen Sie nach der Bundestagswahl unternehmen, damit sich die Arbeitslosigkeit und die Länge der Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Behinderungen spürbar verbessert? Werden Sie die steuerliche Abschreibungsmöglichkeit der Ausgleichsabgabe abschaffen?“ Die Ausgleichsabgabe müssen Firmen zahlen, die keine Menschen mit Behinderung einstellen, obwohl sie dazu verpflichtet wären.

Wieso diese Tatsache ein Beitrag zum Fachkräftemangel ist

Hintergrund ist, dass seit Jahren die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung fast doppelt so hoch ist wie bei Menschen ohne. Dasselbe gilt für die Länge einer Arbeitslosigkeit bei Menschen mit im Vergleich zu Menschen ohne Behinderungen.

Jens Nübel ist Beauftragter für Menschen mit Behinderung in Buxtehude. Hier steht er zusammen mit der ARD-Moderatorin Jessy Wellmer in der Wahlarena.

Jens Nübel ist Beauftragter für Menschen mit Behinderung in Buxtehude. Hier steht er zusammen mit der ARD-Moderatorin Jessy Wellmer in der Wahlarena. Foto: privat

„In Zeiten von Fachkräftemangel ist dieses ein großes Potenzial, welches nicht genutzt wird“, so Jens Nübel gegenüber dem TAGEBLATT. Diese Fragen hätte er jedem Kandidaten gestellt. Für AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel hatte er eine andere Frage vorbereitet.

AfD-Rechtsaußen Björn Höcke ist gegen die Inklusion

In den vergangenen Jahren habe es immer wieder konkrete Aussagen von AfD-Politikern gegeben, was man von Menschen mit Behinderungen und dem Thema Inklusion hält. So hatte der AfD-Rechtsaußen und Thüringer Landeschef Björn Höcke die Inklusion als Irrweg und Ideologieprojekt bezeichnet. Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch die Möglichkeit erhalten soll, sich umfassend und gleichberechtigt an der Gesellschaft zu beteiligen.

„Erklären Sie mir bitte, weshalb auch nur ein einziger Mensch mit Behinderung Ihre Partei wählen soll? Und wie wollen Sie die Lebenssituation für diese Personengruppe nach der Bundestagswahl verbessern?“, wollte Jens Nübel die AfD-Co-Parteichefin und Co-Fraktionsvorsitzende im deutschen Bundestag fragen.

Hohe Einschaltquoten für die ARD-Wahlarena

Bei der Wahlarena stellten sich die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (CDU/CSU), Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) und die Kanzlerkandidatin Alice Weidel (AfD) 120 Minuten lang nacheinander den Fragen der Studiogäste. Das Format funktionierte bei den Zuschauern, erreichte Montagabend eine Quote von 23,6 Prozent. Die Sendung schnitt damit besser ab als das ähnliche ZDF-Format Klartext und das Duell der vier Kanzlerkandidaten beim RTL-Quadrell.

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