TLeitplanken an der Rübker Straße werfen Fragen auf

Lückenhaft und teilweise vor einzelnen Bäumen: Die Anordnung der Leitplanken an der modernisierten Rübker Straße (K40) hat TAGEBLATT-Leser verblüfft. Foto: Sulzyc
Die Anordnung der vielen kurzen Leitplanken auf dem sanierten Abschnitt der Rübker Straße (K40) in Buxtehude sorgt für Gesprächsstoff. Das sagt der Landkreis dazu.
Buxtehude. Wegen Verzögerungen bei der Lieferung von Leitplanken ist die nach Fahrbahnarbeiten ansonsten sanierte Rübker Straße (K40) in Buxtehude noch nicht für den Verkehr freigegeben. Nach der Berichterstattung im TAGEBLATT sorgt die Anordnung von bereits installierten Leitplanken auf dem 1,5 Kilometer langen Straßenabschnitt für Gesprächsstoff.
Ein Leser nahm die modernisierte Strecke entlang der Rübker Straße genau in den Blick und zählte in der vergangenen Woche 71 Bäume, die mittlerweile von Leitplanken geschützt seien. Der Arbeitsaufwand scheint groß und zeitkostend, weil viele einzelne Fahrzeug-Rückhaltesysteme, so heißen Leitplanken im Techniker-Jargon, installiert werden. Teilweise stehen sie jeweils vor einzelnen Bäumen.
Leser fragt: Warum jetzt diese Vorsicht?
Mehr als 50 Jahre habe es keine Leitplanken auf der gesamten Strecke an der Rübker Straße gegeben. Warum also jetzt diese Vorsicht?, fragte der Leser in einer E-Mail an das TAGEBLATT.
Bei der Sanierung der K 40 wendet der Landkreis Stade eine Richtlinie an, die aus dem Jahr 2009 stammt. Es handelt sich um die „RPS 2009 - Richtlinie für den passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme“. Diese regelt den Einsatz von Leitplanken an Straßen in Deutschland, also unter welchen Bedingungen Schutzeinrichtungen zum Schutz vor dem Abkommen von der Fahrbahn eingesetzt werden.
Das Bundesverkehrsministerium empfahl 2010 den Ländern die Umsetzung der Richtlinie. Erarbeitet hat dieses technische Regelwerk die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen mit der Bundesanstalt für Straßenwesen und der Industrie.
Auffällig sind die kurzen Schutzplanken vor teilweise einzelnen Bäumen. Leser fragten deshalb: Schützen die Leitplanken eigentlich die Verkehrsteilnehmer - oder die Bäume?
Wer wird geschützt? Autofahrer - oder Bäume?
„Die Leitplanken dienen selbstverständlich dem Schutz der Fahrzeuginsassen“, antwortete Kreissprecher Daniel Beneke auf Nachfrage dem TAGEBLATT. Was regelmäßig passiere, wenn Pkw oder Lkw gegen Bäume prallen, sei ja auch im TAGEBLATT oft genug zu sehen: „Die Fahrzeuge sind total deformiert, die Insassen werden mitunter schwer verletzt eingeklemmt oder versterben noch im Fahrzeugwrack.“ Die Feuerwehr müsse die Menschen nach Unfällen mit großer Mühe und schwerem Gerät retten oder bergen. „Die Bäume dagegen bleiben oft vergleichsweise unbeschadet.“
Laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat sterben fast 60 Prozent der Menschen, die bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen, auf Straßen außerorts. Fast fünf von zehn Verkehrstoten auf Landstraßen (46 Prozent) kommen bei einem Aufprall auf ein festes Hindernis neben der Fahrbahn zu Tode, davon ereignet sich mehr als jeder zweite tödliche Aufprall auf einen Baum.
So tödlich sind Kollisionen mit Bäumen
Die Wahrscheinlichkeit, beim Abkommen von der Fahrbahn getötet zu werden, sei bei einem Aufprall auf einen Baum fast neunmal höher als bei einem hindernisfreien Seitenraum und knapp 2,6 mal höher als bei einem Anprall auf eine Schutzplanke.
Eine typische Leitplanke aus Metall ist so ausgelegt, dass sie nicht nur das Auto auf der Fahrbahn hält, sondern die Wucht des Aufpralls abmildert, in dem sie sich verformt. Dafür ist allerdings Platz hinter der Fahrbahn notwendig. Laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat soll dieser kritische Abstand mindestens 7,50 Meter betragen - das gilt auf Straßen, auf denen eine Geschwindigkeit von 80 bis 100 km/h zulässig ist.
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Der TAGEBLATT-Leser macht in seiner E-Mail an die Redaktion darauf aufmerksam, dass auf dem nicht modernisierten, dicht besiedelten Abschnitt der Rübker Straße vor elf Bäumen keine Leitplanken installiert seien.
Wie berichtet, wird die Fahrbahnsanierung nach Angaben des Landkreises Stade voraussichtlich Ende Oktober beendet sein. Bis dahin bleibt sie für den Verkehr gesperrt.