TE-Bike: Diese neun Fragen sollte sich jeder vor dem Kauf stellen

Händler Frank Langner zeigt bei Fahrrad Bauer die SUV-E-Bikes, die gerade beliebt sind. Foto: Scheschonka
E-Bikes machen mittlerweile mehr als 50 Prozent der Fahrradverkäufe aus. Doch was sind die Vor- und Nachteile der Pedelecs? Was die Gefahren? So lässt sich das passende Rad finden.
Landkreis. Mittlerweile ist jedes zweite verkaufte Fahrrad in Deutschland ein E-Bike. Ihr Anteil an verkauften Rädern hat 2023 erstmals mehr als 50 Prozent erreicht, so der Branchenverband der Fahrradindustrie, ZIV. Das E-Bike als Motor der Fahrradbranche ist in fast alle Produktsegmente gerollt. 2,1 Millionen E-Bikes wurden 2023 abgesetzt.
Vor dem Fahrradkauf sollte man einiges bedenken. Die wichtigste Frage vorab: Will man ein Rad mit Motorunterstützung oder wird man auch ohne E‑Antrieb glücklich? Der Motor nimmt Steigungen den Schrecken.
Dank der Akku-Unterstützung sind bei gleichem Kraftaufwand längere Strecken möglich. Auf alltäglichen Wegen schwitzt man weniger, friert aber im Winter schneller. Räder ohne Motor sind hingegen leichter und günstiger. Sie sind technisch weniger anspruchsvoll, was zum Beispiel dem Selberschrauben bei kleinen Reparaturen zugutekommt. Beim Radfahren steht zusätzlich die körperliche Belastung stärker im Mittelpunkt. Im Alltag bringen E‑Bikes mehr Menschen öfter aufs Rad.
1. E‑Bike: Reichweite oder Gewicht?
Wer sich für ein E‑Bike entscheidet, kommt schnell an den Punkt der Akku-Frage. Große Akkus sorgen für eine hohe Reichweite, was gerade bei längeren Touren wichtig ist. Die Räder wiegen allerdings deutlich mehr. Wenn man das Rad häufig tragen muss, etwa zum Abstellen in den Keller, wird man das Mehrgewicht spüren. Es gibt vermehrt sogenannte Light-E-Bikes mit kleinem Akku und einem geringen Fahrradgewicht von unter 20 Kilogramm aus, was das Tragen spürbar vereinfacht. Für längere Touren kann bei Bedarf an manchen Modellen ein sogenannter Range Extender, also ein zweiter Akku zur Reichweitensteigerung, dazugekauft werden. Man sollte sich deshalb grundsätzlich die Frage stellen, welche Routen man mit dem Rad hauptsächlich fahren möchte.

Egal, ob Mountainbike oder Lastenrad - immer mehr Räder sind motorisiert. Foto: Tobias Hase/dpa-tmn/dpa
So bleibt der Akku vom E-Bike fit
Auch elektrische Fahrräder brauchen regelmäßige Pflege, vor allem nach einer Winterpause. Vor allem aber ist der richtige Umgang mit dem Akku wichtig, um ihn lange nutzen zu können. Idealerweise ist der Akku stets vom Rad getrennt, wenn er länger nicht gebraucht wird - eben etwa in einer Winterpause, so der Verkehrsclub Deutschland (VCD). Dann lagert er am besten bei konstanter Temperatur und in einer trockenen Umgebung. Ansonsten könnten die Kontakte des Akkus beschädigt werden.
Das ist der ideale Ladestand: Sollte die Akkuleistung indes über eine Winterpause stark nachgelassen haben, rät der VCD den Akku prüfen zu lassen, etwa in einer Werkstatt. Übrigens: Etwa halb vollgeladen fühlt sich der Akku am wohlsten, wenn er eine längere Zeit pausiert. So sei ein Ladestand zwischen 30 und 70 Prozent ideal, um auf Dauer eine Schädigung der Zellen zu verhindern.
Aufladen sollte man den Akku stets, bevor er ganz entleert wurde. Auch sollte er nicht zu lange oder über Nacht an der Steckdose hängen. So haben moderne Kraftspender zwar einen Schutz vor größeren Schäden eingebaut – aber laut VCD sind trotzdem oder Schäden an der Steckdose oder ein Elektrobrand durch ein defektes Kabel möglich
Auf angenehme Temperaturen achten: Nicht zu warm und nicht zu kalt: Akkus verlieren bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius stark an Leistung – so kann sich die Reichweite dann um bis zu 40 Prozent verringern. Wer den Akku bei Temperaturen von weniger als minus 10 Grad nutzt, kann ihm auf lange Sicht sogar schaden. Wer damit aus der Kälte kommt, wartet mit dem Aufladen auch besser, bis der Akku wieder Raumtemperatur erreicht hat.
Auch große Hitze mag der Kraftspender nicht. Kritisch werde es ab einer Temperatur von 40 Grad, so der Verkehrsclub. Auch sollte man den Akku vor direkter Sonneneinstrahlung und Hitze im Sommer schützen. Im Zubehör gibt es übrigens auch passende Schutzhüllen, die den Fahrrad-Akku im Winter vor Kälte und im Sommer vor zu viel Hitze schützen.
2. E‑Bike-Akku: integriert oder abnehmbar?
In den Rahmen integrierte Akkus ermöglichen eine schlanke, aufgeräumte Optik; mitunter ist das E‑Bike kaum von einem normalen Fahrrad zu unterscheiden. Zusätzlich bietet der integrierte Akku besseren Schutz vor Diebstahl, Sturz, Schmutz und Wasser und verbessert das Handling des Rades durch den oft tieferen Schwerpunkt.
Allerdings sollte man sich bei der Auswahl des Rades Gedanken machen, an welcher Steckdose es geladen werden soll. Manche integrierten Akkus lassen sich durch eine Klappe entnehmen, andere nur noch mit großem Aufwand und Spezialwerkzeug, was eine gut erreichbare Steckdose erforderlich macht. Für Menschen, die den Akku abseits vom Rad laden müssen oder wollen, sind leicht abnehmbare Akkus nötig. Zudem sind Räder mit aufgesetzten Akkus oft günstiger und auch ein Austausch des Akkus bei einem Defekt ist leichter.
3. Motorposition: Mitte, vorne, hinten?
Der Mittelmotor ist bei E‑Bikes am weitesten verbreitet. Durch seine Position sitzt sein Mehrgewicht an einem für das Handling tiefen Punkt des Rads und kommt dem „normalen“ Radfahrgefühl am nächsten. Außerdem reagiert der Motor durch Sensoren unmittelbar auf die Pedalkraft.
In den letzten beiden Jahren erfuhr der Hinterradnabenmotor allerdings eine Renaissance. Die Kraftübertragung ist direkter, der Motor mitunter leichter und in der Anschaffung günstiger. Frontnabenmotoren spielen hingegen kaum noch eine Rolle.

E-Bike-Kompakträder tauchen immer häufiger im Stadtbild auf. Foto: Scheschonka
4. Rahmenform: Diamant oder Tiefeinsteiger?
Tiefeinsteiger galten über lange Jahre als eine Art „Oma-Räder“. Im Zuge des E‑Bike-Booms erkennen auch jüngere und männliche Radfahrer immer mehr die Vorteile des tiefen Durchstiegs, etwa wenn sie mit einem Kindersitz unterwegs sind oder der Weg viele Stop-and-Go-Passagen hat.
Auf der anderen Seite punkten Diamantrahmen, auch Herrenräder genannt, durch hohe Stabilität. Zusätzlich lässt sich im Rahmendreieck Zubehör wie Trinkflaschen, Schloss, Ersatz-Akku oder Rahmentaschen anbringen. Eine Mischform ist der sogenannte Trapezrahmen.
5. Rahmenmaterial: Carbon, Alu oder doch Stahl?
Die Einordnung von Rahmenmaterialen nach Gewicht ist ein verbreiteter Trugschluss. Aus allen Materialien lassen sich günstige, schwere und teure, leichte Rahmen fertigen. Dennoch muss man sagen, dass Carbon sich bei sportlichen Rädern oder Rennrädern mehr und mehr durchsetzt, denn Carbonrahmen zeichnen sich oftmals durch ein geringes Gewicht und gute Dämpfungseigenschaften aus. Zudem spricht für Carbon die direkte Kraftübertragung.
Am häufigsten eingesetzt wird aber Aluminium. Das Material ist langlebig, überzeugt durch eine hohe Steifigkeit und punktet insbesondere durch seine günstige Herstellung. Bei Alltagsrädern und Einstiegs- bis Mittelklasse-E-Bikes ist Aluminium der Werkstoff Nummer eins. Aluminium verbraucht in der Produktion allerdings die meiste Energie. Stahl kommt in der Großserien-Fertigung nicht mehr zum Einsatz, es wird allerdings gerne noch in Kleinserien und im Maßrahmenbau genutzt. Aluminium und Stahl lassen sich gut recyceln, während Carbon nach Beschädigung (noch) als Sondermüll gilt.
Forderung nach besserer Infrastruktur
Um das Fahrradfahren im Verkehr weiter anzukurbeln, brauche es eine bessere Infrastruktur und attraktive, sichere Radwege, hieß es. In vielen Kommunen und Städten habe sich die Lage verbessert, es müsse jedoch deutlich mehr passieren. „Wir sind der Schlüssel für eine nachhaltige Mobilität“, betonte Leiterin für Politik und Interessenvertretung des ZIV, Anke Schäffner.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing will auf den Straßen bessere Bedingungen für Radfahrer. „Durch die neuen Reichweiten, die man mit der Elektrifizierung des Fahrrads erreicht, brauchen wir auch neue Verkehrsinfrastrukturen“, sagte er bei einem Treffen mit seinen Amtskolleginnen und -kollegen aus anderen EU-Staaten in Brüssel. Unter Verkehrsinfrastruktur für Radfahrer versteht man beispielsweise Fahrradwege oder Stellplätze.
Die steigende Zahl der E-Bikes ruft jedoch auch Kritik hervor. Nach Angaben des Verbands der Waldeigentümer verleiten E-Bikes dazu, in Wäldern abseits fester Wege zu fahren. Dies sei „sehr schädlich für die Natur und mit der nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes und der Jagd unvereinbar“, teilte der Verband mit.
6. Position: sitzen oder liegen?
Aufrecht auf dem Fahrrad zu sitzen ist eine Selbstverständlichkeit – für die meisten. Doch Menschen mit körperlichen Problemen oder Einschränkungen könnten über den Kauf eines Liegerades oder Trikes nachdenken. Durch die Sitzposition und individualisierbare Sitze mit Lehne werden die Gelenke und der Rücken entlastet. Dreiräder gelten zudem als äußerst kippstabil und sicher. Liegeräder sind aufgrund ihrer aerodynamischen Form oft auch schnell, was sie für Pendler interessant macht.
7. Schaltung: Nabe oder Kette?
Aufgrund ihrer Wartungsarmut sind Nabenschaltungen, die zu den Getriebeschaltungen zählen, im Citybereich und bei Radreisenden beliebt. Die Schaltungskomponenten sind vor äußeren Einflüssen gut geschützt und brauchen kaum Service. Die Gänge lassen sich auch im Stand ändern. Ähnliche Attribute bietet auch ein Zentralgetriebe am Tretlager. Seine mittige Position bietet eine bessere Gewichtsverteilung und über ein leichtes Hinterrad freut man sich nicht nur am gefederten Rad. Die Schaltungen waren bislang im Reise- und Trekkingsegment zu finden, werden aber auch immer häufiger an Mountain- und Citybikes genutzt. Ihr höheres Gewicht und die unveränderlichen Gangabstufungen machen Getriebeschaltungen für den Sportbereich allerdings oft uninteressant.

Die Wahl zwischen einem Elektrofahrrad und einem herkömmlichen Modell erfordert eine sorgfältige Überlegung. Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa
Hier ist die Kettenschaltung gefragt, die leichter läuft, dabei allerdings deutlich wartungsintensiver ist, da alle Bauteile offenliegen. Kettenschaltungen können dafür an den individuellen Fahrstil angepasst werden, denn relativ einfach kann man Kettenblätter und Kassetten tauschen und in der Größe ändern. Bei E‑Bikes wird das Thema Integration von Motor und Getriebe in einer Einheit immer interessanter. Ein Trend bei E‑Bikes sind automatische Schaltungen, die in Zusammenarbeit mit dem Motor die Schaltprozesse optimieren. Bei der Optimierung bieten elektronisch angesteuerte Schaltungen spannende technische Möglichkeiten.
8. Antrieb: Kette oder Riemen?
Ein klarer Vorteil von Nabenschaltungen und Zentralgetrieben: Sie sind mit einem Carbonriemenantrieb kombinierbar. Es gibt sehr wartungarme und langlebige Antriebsstränge, sie brauchen kein Kettenöl und sind einfach mit Wasser zu reinigen. Das macht ihn für Ganzjahresfahrer und Reiseradfahrende interessant. Eine Kette ist hingegen günstiger, braucht keinen dafür konstruierten Rahmen und lässt sich bei einem Defekt einfacher tauschen. Zudem erzielt sie, gute Pflege vorausgesetzt, einen besseren Wirkungsgrad. In Kombination mit einer Kettenschaltung wird das Effizienz-Optimum des Antriebs erreicht, weshalb sie im sportlichen Bereich immer noch die stärkste Verbreitung haben.
9. Reifen: breit oder schmal?
Breite Reifen können mit geringerem Luftdruck gefahren werden. Dadurch steigen Traktion, Komfort und Pannenschutz. Schmalere Reifen genießen den Vorteil des geringeren Luftwiderstandes bei höheren Geschwindigkeiten, aber auch des agileren Fahrverhaltens. Der Trend der letzten Jahre zu immer breiteren Exemplaren ist jedoch unverkennbar.
Kaufe ich ein Fahrrad besser beim Händler oder online?
Wer im Internet kauft, kauft billiger. Die Preisunterschiede zum örtlichen Händler können bei vergleichbaren Rädern einige Hundert Euro ausmachen. Wer genau weiß, welches Fahrrad er will und welche Größe passt, der könne den Preisvorteil getrost nutzen. Allen anderen empfiehlt er die ausgiebige Probefahrt beim Händler.
Knackpunkt: Bestellen Sie beim Versender, kommt das Bike im Karton bei Ihnen an - meist nur vormontiert. Lenker und Pedale sollten Sie selbst anbringen können. Bei Carbonteilen sollten Sie einen Drehmomentschlüssel verwenden, um Schäden vorzubeugen.
Überhaupt sind Reparatur-Skills von Vorteil. Das sollten Sie können:
- den Schlauch wechseln
- die Bremsbeläge austauschen
- die Kettenschaltung einstellen
„So was sollte man selbst können, um nicht immer zum Händler zu müssen“, rät René Filippek vom ADFC. Denn dort sei man mit Fahrrädern vom Versender nicht immer gerne gesehen.
Tipp: Schauen Sie sich auch auf dem Gebrauchtradmarkt und bei Kleinanzeigen um. Hier können Sie Schnäppchen machen - etwa Fehlkäufe, die andere Radler wieder loswerden wollen. Das setzt allerdings voraus, dass Sie Ihren genauen Bedarf kennen.
„Und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man dann noch etwas in das Rad hineinstecken muss oder relativ bald Reparaturen oder neue Verschleißteile nötig sind“, sagt Filippek.
Bei E-Bikes verschärfen sich die Herausforderungen: „Der Servicebedarf ist höher als beim klassischen Fahrrad“, sagt Dirk Zedler vom Zedler Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit. Bei Softwareproblemen, streikenden Akkus oder stotternden Motoren sei der Service durch den Online-Händler naturgemäß dürftig.
Mittlerweile bauen einige der Online-Versender ein Filialnetz auf, um ihren Kunden neben der Beratung mittels Chats und Telefon weitere Anlaufstellen zu bieten.