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Nahverkehr

TEin Monat S5: So beurteilen TAGEBLATT-Leser die neue Bahnlinie

Ein S-Bahnzug in Richtung Elbgaustraße hält auf Gleis 3 am Bahnhof Buxtehude. In den Hauptverkehrszeiten wurden der Zehn-Minuten-Takt zwischen Buxtehude und Hamburg sowie der 20-Minuten-Takt zwischen Stade und Hamburg ausgeweitet.

Ein S-Bahnzug in Richtung Elbgaustraße hält auf Gleis 3 am Bahnhof Buxtehude. In den Hauptverkehrszeiten wurden der Zehn-Minuten-Takt zwischen Buxtehude und Hamburg sowie der 20-Minuten-Takt zwischen Stade und Hamburg ausgeweitet. Foto: Sulzyc

Verärgerung auf der einen Seite, Freude auf der anderen: Nach dem Artikel zum Start der neuen S-Bahnlinie 5 erreichten die TAGEBLATT-Redaktion zahlreiche Reaktionen der Leser. Ist die S5 nun besser oder schlechter? Das sind Kritik und Lob der Bahnfahrer.

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Von Thomas Sulzyc
Donnerstag, 04.01.2024, 05:50 Uhr

Buxtehude. Seit knapp einem Monat fährt die neue S-Bahnlinie 5 zwischen dem Landkreis Stade und der Hansestadt Hamburg. Nach dem TAGEBLATT-Bericht über die ersten Erfahrungen von Fahrgästen aus dem Landkreis Stade kurz nach Start der neuen S5 haben wir Leserinnen und Leser gefragt, was sie von dem neuen Bahnangebot halten - und es gab viele Rückmeldungen.

Als Nachteil sehen Pendler aus Buxtehude und Stade an: Mit der S5 ist ihnen die bisherige Möglichkeit genommen, ohne Umsteigen zu den Bürokomplexen mit seinen zahlreichen Arbeitsplätzen am Jungfernstieg und der Stadthausbrücke zu gelangen. Sie müssen zwischen Neugraben und Hauptbahnhof in die S3 umsteigen.

Pendler empfinden den Hauptbahnhof als stressig

Das Umsteigen auf dem Hauptbahnhof und die Menschenmassen dort empfinden Fahrgäste aus dem Kreis Stade als unangenehm. So schreibt zum Beispiel Marie Meister: „Ich musste früher immer am Jungfernstieg umsteigen in die U1, was immer reibungslos und schnell geklappt hat. Nun muss ich am Hauptbahnhof umsteigen und über den halben Bahnhof rennen bei riesigen Menschenmassen. Zudem dauert mein Fahrtweg auch länger als vorher. Ich verstehe nicht, wie man eine der größten Pendlerstationen streichen kann. Bin sehr enttäuscht und verärgert.“

Der Hamburger Hauptbahnhof sei der vollste Bahnhof Deutschlands, behauptet Heike Grade. Dort umzusteigen, sei ihrer Ansicht nach generell stressig. „Was ich am meisten bedauere, ist, dass mit der S5 das problemlose Umsteigen mit Gepäck in Richtung Flughafen am Jungfernstieg entfällt - ein kurzer Weg auf dem gleichen Bahnsteig war einfach ein Anreiz, eine Station weiterzufahren.“

Der Weg zum Flughafen ist umständlicher

Mit der S5 sei es umständlicher für Menschen aus dem Landkreis Stade, zum Flughafen zu gelangen, schreibt auch Jan Fokken. „Mit der S1 muss man jetzt beim Umsteigen im Hauptbahnhof Koffer schleppen oder irgendwo in die S3 wechseln und am Jungfernstieg nochmals umsteigen. Also zweimal. Bequem und easy peasy ist anders.“

Vorteile auf dem Weg ins Universitätsklinikum

Für manchen aus Stade und Buxtehude bedeutet die S5 aber auch eine angenehmere Verbindung: Auf dem Weg von Neu Wulmstorf zu ihrer Arbeitsstätte an der Hoheluftbrücke entfalle nun das Umsteigen am Hauptbahnhof, schreibt uns eine Pendlerin, die mit Namen nicht erwähnt werden möchte. „Ich freue mich über die S5 sehr, weil sie mir das Gewusel am Hauptbahnhof und einige Minuten Wegezeit erspart.

Ähnlich bewertet Andreas Pommert die neue S5. Er fahre zur Arbeit ins Universitätsklinikum Eppendorf. „Für mich hat sich die Fahrzeit durch die neue S5 spürbar verkürzt. Die leereren Bahnen und die Fahrt über die Alsterbrücken statt durch den Tunnel finde ich auch sehr angenehm.“

Allerdings sei die Unzuverlässigkeit im Bahnbetrieb geblieben. Bei wichtigen Terminen sei er morgens immer noch gezwungen, einige Bahnen früher zu fahren, schreibt Andreas Pommert. Unzuverlässigkeit attestiert auch Heiko Söhl der S-Bahn: „Die Züge sind leerer, aber Störungen, Ausfälle und Verspätungen sind geblieben“, lautet sein Fazit.

Tarifstruktur sorgt seit mehr als 15 Jahren für Ärger

Das umstrukturierte S-Bahnnetz nimmt Heike Grade zum Anlass, eine andere Tarifstruktur zu fordern. Die Preise für Fahrkarten ab Buxtehude seien deutlich teurer als ab dem benachbarten Neu Wulmstorf - ein Ärgernis bei Fahrgästen aus dem Landkreis Stade, das seit Dezember 2007 besteht.

Der Zonenplan sei rätselhaft. Vier Euro mehr pro Einzelfahrt ab Buxtehude im Vergleich zu der Fahrt ab Neu Wulmstorf seien happig, kritisiert Heike Grade. Die Gruppentageskarte sei ab Buxtehude doppelt so teuer (26,80 Euro ab Buxtehude, 13,40 Euro ab Neu Wulmstorf). „Dafür kann man - leider - mit dem Auto fahren.“

Buxtehuder Bahnhof „eine Vollkatastrophe“

Einen Vorschlag zu einer Reform des S-Bahnnetzes unterbreitet TAGEBLATT-Leser Michael Meißner. Er rät, die Pendlerströme von Einwohnern aus Hamburg und den Einwohnern aus dem Landkreis Stade zu trennen. Sein Wunsch: Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) solle den Menschen aus Hamburg besser verdeutlichen, mit der S3 anstatt mit der S5 zu fahren. Noch besser wäre: Ein System für Einpendler in die Großstadt, in dem Züge, die die Außenbezirke bedienen, erstmal bis zur Stadtgrenze durchfahren und danach erst alle Stationen bedienen.

Abschreckend auf Bahngäste wirke sich der bauliche Zustand des Bahnhofs Buxtehude aus. Michael Meißner: „Eine abrisswürdige Vollkatastrophe, wo es nicht mal genug Überdachungen und anständige Fahrradständer gibt.“

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