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Wahlkampf

TEin Professor erklärt die AfD-Pläne für Europa und spricht von einer Schicksalswahl

Maik Julitz (links) und Hans Neuhoff waren die Hauptredner der AfD-Wahlkampfveranstaltung.

Maik Julitz (links) und Hans Neuhoff waren die Hauptredner der AfD-Wahlkampfveranstaltung. Foto: Wisser

Aussperren durfte die AfD das TAGEBLATT nicht. Scharfe Kritik und Polemik gab es dennoch. AfD-Kreisparteichef Maik Julitz nutzte die Wahlkampfveranstaltung für einen Rundumschlag gegen die Medien. Der eigentliche Hauptredner Hans Neuhoff wurde fast zur Nebensache.

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Von Karsten Wisser
Freitag, 12.04.2024, 22:36 Uhr

Buxtehude. Überraschendes Programm der AfD auf der Halepaghen-Bühne in Buxtehude. Einige Besucher waren am Freitagabend zu der Wahlkampfveranstaltung gekommen, um Maximilian Krah zu hören - weil sie die kurzfristige Absage des AfD-Spitzenkandidaten nicht mitgekommen hatten; andere wollten Ersatzmann Hans Neuhoff hören. Sie alle bekamen aber erst einmal 50 Minuten Maik Julitz.

Der Vorsitzende des AfD-Kreisverbands nutzte die HPS-Bühne, um seine Sicht auf das vieldiskutierte Potsdam-Treffen, die Correctiv-Recherchen, die Rolle der Medien und seine Sicht auf die Weltlage darzustellen - einschließlich eines kleinen und sehr speziellen Reiseberichts aus Syrien. Julitz war beim Treffen in Potsdam dabei, das TAGEBLATT hatte das öffentlich gemacht. „Darauf bin ich auch stolz“, so Julitz zur Teilnahme.

Die AfD muss diesmal das TAGEBLATT zulassen

Im Vorfeld gab es Diskussionen um die Frage, ob das TAGEBLATT an der Veranstaltung teilnehmen darf. Die AfD hatte dies mit dem Hinweis auf das Hausrecht bei zwei Veranstaltungen zuvor verboten.

Diesmal gab es von der Stadtverwaltung aber den klaren Hinweis, dass die AfD aufgrund des öffentlichen Charakters der Veranstaltung in einem städtischen Gebäude Medien generell zulassen muss.

Julitz nutzte die Gelegenheit, das TAGEBLATT scharf zu kritisieren. „Die größte Schuld liegt bei den Schreibtischtätern“, so Julitz. In der DDR hätten die Menschen dank des guten Bildungssystems eine gute Allgemeinbildung gehabt und der Propaganda der SED nicht mehr geglaubt. Julitz kommt aus der ehemaligen DDR. Jetzt würden dumme Menschen der Propaganda wieder glauben.

Teilnehmer der Gegendemonstration für den AfD-Chef „Deppen“

Die Gegendemonstranten nannte Julitz „Deppen“. Er kündigte im Zusammenhang mit der Berichterstattung zum Potsdam-Treffen auch weitere rechtliche Schritte gegen das TAGEBLATT an.

Julitz rechtfertigte die sehr kurzfristige Absage von Maximilian Krah mit dem Hinweis auf seinen „wichtigen“ Einsatz für die Partei bei einem Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Münster.

Dass Maximilian Krah dort am Freitag laut der beim Prozess anwesenden Deutschen Presseagentur gar nicht dabei war, erwähnte Julitz nicht.

Der Hochschullehrer und Krah-Ersatz darf im zweiten Teil reden

Nach einem kurzen Grußwort des AfD-Landesvorsitzenden Frank Rinck kam dann der eigentliche Hauptredner Hans Neuhoff an die Reihe. „Sie merken schon, ich bin Hochschullehrer“, sagte er irgendwann in seinem Vortrag. Er ist Professor an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz. Tatsächlich hat Hans Neuhoff eine ganz andere Tonlage und Argumentationstiefe als sein Vorredner, auch wenn die beiden inhaltlich am Ende nicht viel trennt.

In Brüssel verdienen 4000 Beamte mehr als der deutsche Bundeskanzler

Neuhoff stellte die AfD-Ideen für Europa vor. Er beklagte Demokratie-Defizite, überbordende Bürokratie und zu große Einmischung in nationale Fragen. Es gäbe in Brüssel 4000 Beamte, die mehr verdienen würden als der deutsche Bundeskanzler, so Neuhoff. Er will die EU auflösen, weil sie nicht reformierbar sei und als Europa der Nationen neugründen.

Hans Neuhoff hat den Begriff Festung Europa ins AfD-Programm geschrieben

Hans Neuhoff ist die Nummer acht der AfD-Bundesliste für die Europawahl und hat gute Aussichten, ins EU-Parlament gewählt zu werden. Er hat nach eigener Aussage im Wahlporgramm auch den Begriff „Festung Europa“ eingebracht und inhaltlich begründet. Er will einen Binnenmarkt ohne Euro, eine strategische Unabhängigkeit für Europa, wirksamen Schutz der Außengrenzen und den Erhalt europäischer Identitäten.

Für Neuhoff ist die Wahl am 9. Juni eine Schicksalswahl. Sollten AfD und andere ihr nahestehende Parteien kein Sperrminorität von 33 Prozent bekommen, begehe Europa Selbstmord.

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