T„Ein anderes Verlieren“: Johanna Andresen über Buxtehudes Durststrecke
Rückraumspielerin Johanna Andresen: „Alle sind mit dem Kopf voll dabei. Wir wollen diesen Sieg.“ Foto: Jan Iso Jürgens
Kaum eine BSV-Spielerin musste zuletzt so viele Niederlagen einstecken wie Johanna Andresen. Doch in dieser Saison fühlt es sich anders an.
Buxtehude. Sie weiß, wie es sich anfühlt, Woche für Woche zu verlieren. Johanna Andresen hat diese Erfahrung in der vergangenen Saison mit Bayer Leverkusen gemacht, als der Traditionsklub in der Bundesliga nur einen Sieg und ein Unentschieden holte und schließlich abstieg.
Jetzt durchlebt sie mit ihrem neuen Verein, dem Buxtehuder SV, eine ähnliche Situation: Auch nach sieben Bundesligaspielen wartet die 26-Jährige noch auf den ersten Sieg. Fünf Niederlagen, zwei Unentschieden, ein historisch schwacher Start. Und doch fühlt sich das - kurz vor dem wichtigen Heimspiel gegen Sachsen Zwickau (Samstag, 16 Uhr) - für Andresen ganz anders an als damals in Leverkusen.
„Auf dem Papier stehen viele Niederlagen. Aber vom Gefühl her ist es ein anderes Verlieren“, sagt die Rückraumspielerin. „In Buxtehude können wir lange mithalten, sind sofort in den Spielen drin, am Ende entscheiden Kleinigkeiten.“ Leverkusen hingegen war meist deutlich unterlegen. Ein Déjà-vu ist es also nicht.
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Ihrer Mitspielerin Christin Kaufmann dürfte es ähnlich gehen. Sie wechselte im Sommer gemeinsam mit Andresen aus Leverkusen nach Buxtehude.
So geht eine Leistungssportlerin mit der Situation um
Andresens Aussage beschreibt die Lage des BSV gut: wenig Zählbares, aber der Einsatz stimmt. Die personell dezimierte Mannschaft kämpft. Selbst gegen eine Spitzenmannschaft wie Dortmund hielt sie das Spiel bis in die zweite Halbzeit hinein offen.

BSV-Handballerin Christin Kaufmann. Foto: Jan Iso Jürgens
Als Leistungssportlerin weiß Andresen, worauf es in solchen Situationen ankommt: auf Geduld und die Fähigkeit, schnell umzuschalten. „Natürlich ärgere ich mich nach einer Niederlage, vielleicht auch noch am Tag danach“, sagt sie und fügt hinzu: „Aber spätestens in der neuen Trainingswoche richte ich den Blick wieder nach vorn.“
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Was ihr dabei hilft, ist die Einsicht, dass Handball ein „Fehlersport“ ist. „Ich spiele auch nicht perfekt, aber ich weiß, was ich besser machen muss.“ Deshalb sei es so wichtig, sich mit der gezeigten Leistung zu beschäftigen und sie zu analysieren.
BSV hat bereits eine ähnliche Erfahrung gemacht
Trainer Dirk Leun will die Lage nicht beschönigen. Auch für ihn ist es „Horror“, ständig zu verlieren. „Aber ich mache der Mannschaft keinen Vorwurf, solange sie versucht, voll ans Limit zu gehen“, sagt er und beschreibt die Stimmung als positiv.
Vielleicht liegt es daran, dass der Verein zur neuen Saison einiges verändert hat: Er setzt wieder auf eine Mentaltrainerin, reist früher zu Auswärtsspielen an und bereitet sich anders auf Gegner vor. „Es kommen viele Faktoren zusammen“, sagt Leun, ein wichtiger sei die Erfahrung der letzten Saison.

BSV-Trainer Dirk Leun. Foto: Jan Iso Jürgens
Damals wartete der BSV ebenfalls lange auf den ersten Sieg und lief gleich zu Beginn einem Rückstand hinterher. Leun sah sich häufig gezwungen, seine Auszeiten schon früh einzusetzen. Doch das ist in dieser Saison anders, womöglich hat die Mannschaft daraus gelernt. „Meine Spielerinnen wissen, dass sie absolut konzentriert bleiben müssen“, sagt er.
Niemals aufgeben - diese Eigenschaft passt zu ihrer Karriere
Andresen spürt im Training, dass alle Spielerinnen fokussiert sind. „Alle sind mit dem Kopf voll dabei. Wir wollen diesen Sieg.“ Druck verspürt sie nicht, sondern Vorfreude. Vielleicht liegt darin auch ein Stück ihrer eigenen Geschichte: Geduld, Durchhaltevermögen, niemals aufgeben - Eigenschaften, die Andresen von Beginn an begleiten.

BSV-Handballerin Johanna Andresen. Foto: Jan Iso Jürgens
Schon bei ihrem Heimatverein in Harrislee musste sie sich vieles hart erarbeiten, um Schritt für Schritt nach oben zu kommen. „Ich war nie die Spielerin, die mit 16 schon der Star war oder früh in der Bundesliga debütiert hat. Bei mir kam alles nach und nach.“ Erst vor zwei Jahren gab sie ihr Bundesliga-Debüt.
Andresen weiß: Wer dranbleibt, wird irgendwann belohnt.
Achter Anlauf: BSV braucht eine stabile Abwehr
Nach sieben sieglosen Spielen will der BSV am Samstag (16 Uhr) gegen den Tabellennachbarn aus Zwickau den ersten Bundesliga-Erfolg einfahren. „Dafür brauchen wir eine stabile Abwehr“, sagt Trainer Dirk Leun, vor allem, um das Sieben-gegen-Sechs des Gegners zu verteidigen. „Wir müssen Zwickau unter 30 Tore halten, dürfen aber auch nicht zu defensiv agieren.“

Charlotte Kähr wechselte im Sommer nach Zwickau. Foto: Jan Iso Jürgens
Allein in der vergangenen Saison standen sich Buxtehude und Zwickau fünfmal gegenüber. Die Play-down-Serie gewann der BSV nach drei Spielen und sicherte sich damit den Klassenerhalt. „Wir wissen durch diese Erfahrung, dass Zwickau Qualität hat und sehr körperlich spielt“, so Leun. Ein Wiedersehen gibt es mit Rückraumspielerin Charlotte Kähr, die Buxtehude im Sommer verlassen hat.
„Basis trifft Spitze“
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Personell bleibt die Lage angespannt. Für Spielmacherin Isa Ternede (Kreuzband angerissen) kommt ein Einsatz zu früh. „Sie trainiert wieder ohne Körperkontakt, aber es wird noch etwas dauern“, erklärt Leun. Die Nachwuchskräfte Lina Steinecke und Enna Oberländer werden das Team verstärken. Tickets gibt es an der Tageskasse oder unter tickets.bsv-live.de. (tim)
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