TElbfähre Wischhafen-Glückstadt: Ministerium rudert zurück

Die FRS-Elbfähre verbindet Niedersachsen mit Schleswig-Holstein. Foto: FRS Elbfähre Foto: FRS Elbfähre
Der TAGEBLATT-Bericht, dass die Landespolitik die Gespräche mit der Elbfähre-Reederei beendet habe, hat hohe Wellen geschlagen. Nun soll es weitere Beratungen geben - mit einer klaren Einschränkung.
Wischhafen. Der Artikel löste erheblichen Wirbel aus: In der vergangenen Woche berichtete das TAGEBLATT über das Ergebnis einer Kleinen Anfrage der CDU-Landtagsabgeordneten Melanie Reinecke. Sie wollte von der Landesregierung wissen, wie es um die Gespräche mit der FRS Reederei über die Verbesserung der Fährverbindung zwischen Wischhafen und Glückstadt stehe.
Insbesondere die Nachricht, dass die Beratungen abgeschlossen seien, weil die Pläne der Reederei weder umsetzbar noch wirtschaftlich vertretbar seien, sorgte für Verärgerung und Verwunderung. Eine unglückliche Formulierung, sagt nun ein Sprecher des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums. Zumal der Geschäftsführer der Reederei, Tim Kunstmann, vom Ende der Gespräche bis dato nichts wusste.

Oft liegt die Elbfähre in der Süderelbe auf dem Trockenen. Daher möchte das Unternehmen den Anleger zur Elbe verlegen. Foto: Wolfgang Kilian
Jetzt rudert Wirtschaftsminister Olaf Lies ein Stück zurück. Natürlich werde es weitere Gespräche geben, die dazu führen sollen, dass der Fährverkehr zwischen Wischhafen und Glückstadt verbessert wird, sagt sein Pressesprecher Christian Budde, „die Tür ist nicht zu“. Jedoch der Plan, den Wischhafener Fähranleger zur Elbe zu verlegen, die dadurch mögliche Verkürzung der Fahrzeiten sowie die deutlich höhere Frequenz der Überfahrten, und das alles mit grüner Energie, ist offenkundig für die Landesregierung vom Tisch. Zumindest sagte das Budde am Donnerstag auf TAGEBLATT-Nachfrage.
Ministerium bleibt gesprächsbereit
Nachhaltigkeit und Klimaschutz seien wichtig, aber müssten auch wirtschaftlich darstellbar sein. „Voraussetzung ist, dass es einen Betreiber oder Investor gibt, der das Projekt eigenwirtschaftlich darstellen kann oder ein anderes tragfähiges Konzept vorlegt, dann ist das Land offen für weitere Gespräche“, versicherte Budde. Dann könne auch über eine Bürgschaft nachgedacht werden; allerdings immer in Kooperation mit Schleswig-Holstein, denn dort, in Flensburg, liegt der Firmensitz der Fähre.
Das Land Niedersachsen hält an der festen Querung bei Drochtersen fest. Dort soll die A20 durch einen neuen Elbtunnel Niedersachsen und Schleswig-Holstein verbinden. Das habe oberste Priorität, so Budde. Fest steht: Die Planfeststellungsbeschlüsse aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein für den Tunnel sind bestandskräftig, es könnte also gebaut werden.
Allerdings müsse das Projekt im Gesamtverbund betrachtet werden, so Budde. Mit dem Bau der festen Elbquerung könne erst begonnen werden, wenn auch Baurecht für die Zusammenführung von A26 und A20 am Kehdinger Kreuz gegeben ist. Erfahrene Brückenbauer sagen, dass mit dem Bau der A-20-Querung frühestens 2026 begonnen werden könne. Und dann sei mit mindestens zehn Jahren Bauzeit zu rechnen. Optimisten gehen von zehn Jahren aus, Pessimisten von mindestens 20 Jahren.
Gefahrguttransporte dürfen durch den Tunnel fahren
Eine lange Zeit, in der die Fähre unverzichtbar sein wird. Budde ist sich sicher, dass die Elbfähre auch darüber hinaus benötigt wird, allein schon wegen der Landwirte, die Ländereien auf der anderen Elbseite haben. Das Argument Gefahrguttransporte scheint vom Tisch zu sein. Ulf Evert, Pressesprecher der Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) bestätigt, dass es zum jetzigen Zeitpunkt weder für den A-20-Tunnel noch für den im weiteren Verlauf geplanten Wesertunnel eine Beschränkung für Gefahrguttransporte geben wird.
Bleibt die Frage, wie lange die FRS Reederei mit ihrer veralteten Flotte durchhält. Tim Kunstmann hat deutlich gemacht, dass er ohne Planungssicherheit nicht investieren könne. Die älteste Fähre ist 65, die jüngste 35 Jahre alt. „Wir werden sanieren und reparieren, so gut es geht, und so lange wie möglich weiterfahren“, sagte er vergangene Woche.

Tim Kunstmann, Geschäftsführer der FRS Elbfähre. Foto: Klempow
Keine Lösung gibt es offenkundig auch für die langen Wartezeiten. Sei es besonders hohes Verkehrsaufkommen in den Ferien, eingeschränkte Fährfahrten wegen des Schlicks oder Bauarbeiten am Elbtunnel: Immer wieder kommt es zu Wartezeiten von bis zu vier Stunden und Rückstaus bis in den Ort Wischhafen hinein. Die Park- und Stellplatzflächen zwischen Fährkopf und Deichdurchfahrt im Zuge der Bundesstraße 495 seien bei einer Verkehrsschau eruiert worden, heißt es aus dem Ministerium, Optimierungsmöglichkeiten seien schwer umzusetzen.