TEnergieversorgung: So werden die Stadtwerke Buxtehude das Erdgas ersetzen

Bis 2045 muss der Ausstieg aus fossilem Erdgas vollzogen worden sein. Foto: Sebastian Willnow/dpa
Mehr als 48 Prozent der Wohnungen in Deutschland werden mit Gas beheizt. 2045 soll damit Schluss sein. Die Stadtwerke Buxtehude arbeiten an der Wärmewende. Wie die Menschen in Buxtehude und Umgebung in Zukunft heizen.
Buxtehude. Bis spätestens 2045 soll Deutschland laut Klimaschutzgesetz klimaneutral werden, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen als auch wieder gebunden werden können. Die Deutschen müssen also mit anderem heizen als fossilem Gas und Öl.
Was diese sogenannte Wärmewende bedeutet, zeigen diese Zahlen: Knapp 72 Prozent der Heizungen in Deutschland wurden 2023 laut dem Statistikportal Statista mit Gas oder Öl betrieben: 48,3 Prozent mit Gas, 23,4 Prozent mit Öl.
An dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern arbeiteten die Stadtwerke Buxtehude seit mindestens sechs Jahren, sagt Geschäftsführer Stefan Babis im TAGEBLATT-Gespräch. Weil bereits vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine absehbar gewesen sei, dass Gas und Öl endlich seien und die Abhängigkeit davon beendet werden müsse.
Die Rolle von Gas in Buxtehude und Umgebung
Mehr als 17.100 Haushaltsanschlüsse im Geschäftsbereich der Stadtwerke Buxtehude werden mit Gas versorgt. Auf etwa 800 Kilometer Länge erstreckt sich das Gasnetz in Buxtehude, Apensen, Horneburg und im Alten Land.
Die Gasleitungen gelten als in der Erde gebundenes Kapital. Trotz Wärmewende verblieben sie im Boden - zu teuer wäre ihr Ausbau. In Teilen des Gasnetzes könnten in Zukunft andere Energieträger durchgeleitet werden: Synthetische Gase, Biogase oder Wasserstoff, zählt der kaufmännische Prokurist Daniel Berheide einige Möglichkeiten auf.
Wird Wasserstoff das Erdgas ersetzen?
Wasserstoff gelte als ein Zukunftsthema. Die Stadtwerke Buxtehude untersuchen die Möglichkeiten dieses Energieträgers. Die Verluste bei der Energieumwandlung gelten als hoch. Wasserstoff käme für Industriebetriebe in Buxtehude infrage. Er sei aber zur Energieversorgung der Bevölkerung in der Fläche zum Beispiel im Alten Land oder in Horneburg und Umgebung nicht geeignet. „Wasserstoff wird nicht die große Lösung beim Ersatz von Erdgas sein“, sagt Babis.
Welcher Energieträger wird Erdgas ersetzen? Die Wärmewende sei ein Markt der Möglichkeiten. Das sei anders als früher. „Die Zukunft wird ein Mix aus mehreren Energieträgern sein“, sagt Stefan Babis.
Nahwärmenetze mit Blockheizkraftwerken werden Wohngebiete mit Energie versorgen. Insellösungen nennen die Stadtwerke Buxtehude das. Das mögliche Ausmaß in Buxtehude und Umgebung ermittelt das Unternehmen zurzeit in einer Studie. Großwärmepumpen oder Wasserstoff könnten die vielen kleinen Kraftwerke antreiben.
Eine andere Möglichkeit sei, aus Abwasser und Flüssen Wärme zu ziehen, sagt Babis. Abwärme aus industrieller Produktion dagegen werde in Buxtehude und Umgebung kein Thema sein.
Wärmepumpe ist Lösung bei Einfamilienhäusern
Bei Einfamilienhäusern werden Wärmepumpen die Erdgasheizungen ablösen. Grünen Strom liefern Photovoltaikanlagen auf dem Dach. In ländlichen Gegenden wie zum Beispiel Beckdorf oder Steinkirchen, werden laut den Stadtwerken Wärmepumpen die häufigste Lösung sein. In dicht bebauten Zentren und großen Wohngebieten kommt es zu Nah- und Fernwärmelösungen.
Klimaschutzkonzept
T Windenergie, LED, Ladestationen: So will Buxtehude bis 2035 klimaneutral werden
Mit der Energiewende entwickeln sich auch die Stadtwerke Buxtehude. Einst ein reiner Versorger, ist das Unternehmen mittlerweile auch Energiedienstleister. Gemeinsam mit den Stadtwerken Winsen (Landkreis Harburg) haben die Stadtwerke Buxtehude das Unternehmen WinBux GmbH gegründet. Es bietet die Montage von Photovoltaikanlagen sowie Speicher- und E-Mobilitätslösungen an.
Solarpark in Dammhausen ist geplant
Die Erzeugung erneuerbarer Energien ist ein Geschäftsfeld der Stadtwerke Buxtehude. Auf einer 40 Hektar großen Freifläche bei Dammhausen plant das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft Bürger Energie Buxtehude den größten Solarpark auf dem Gebiet des Landkreises Stade. 30 bis 40 Megawatt Leistung könnte der Solarpark im Jahr erzeugen.

Auf dem Dach des Carports der Stadtwerke Buxtehude erzeugen Solarmodule Strom. Geschäftsführer Stefan Babis (links) und der kaufmännische Prokurist Daniel Berheide stehen vor der Photovoltaikanlage. Foto: Sulzyc
Baureif sei das Projekt aber noch nicht, sagt Babis. Im jetzigen Planungsstadium würden Gutachten zur Bodenbeschaffenheit und Energienetzen erstellt.
Der Energiewendemarkt sei ständig in Bewegung und damit schwer kalkulierbar. „Von acht bis zehn Projekten in der Pipeline kriegt man am Ende zwei bis drei ins Ziel“, nennt Babis das Problem.
Sonnenkraft versorgt Wasserwerk
Kurz vor dem Ziel steht ein Projekt der Stadtwerke Buxtehude im Buxtehuder Ortsteil Eilendorf: Die Bauarbeiten für eine Photovoltaikanlage mit der Spitzenleistung von 310 Kilowatt-Peak haben begonnen. Sie wird das Wasserwerk mit Strom aus Sonnenlicht versorgen.