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Post-Ärger: Zehntausende Beschwerden in einem Jahr

41.589 Mal wurde sich über die Post- und Paketbranche beschwert.

41.589 Mal wurde sich über die Post- und Paketbranche beschwert. Foto: Robert Michael/dpa

Wann kommt endlich das Paket, wo ist der Brief geblieben? Solche Fragen beschäftigen die Bürger in Stade-Hahle. Damit sind sie nicht allein: Bei der Bundesnetzagentur sind im vergangenen Jahr Zehntausende Beschwerden über die Deutsche Post eingegangen.

Von dpa Mittwoch, 07.02.2024, 15:00 Uhr

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Bonn. Weil Briefe und Pakete verspätet ankommen oder verloren gehen, haben sich im vergangenen Jahr erneut Zehntausende Bürgerinnen und Bürger bei einer Bundesbehörde beschwert. Die Zahl der Eingaben habe bei 41 589 gelegen, teilte die Bundesnetzagentur am Mittwoch in Bonn mit. Im Jahr 2022 waren es 43 125 Beschwerden gewesen. Im Vergleich zum Jahr 2021, als es nur rund 15 000 gewesen waren, ist das Beschwerdeniveau aber noch immer sehr hoch. Die Möglichkeit zur Kritik bezieht sich auf die ganze Post- und Paketbranche, allerdings richten sich 90 Prozent der Beschwerden gegen den Marktführer Deutsche Post, der Briefe zustellt und unter der Marke DHL Pakete austrägt.

Bereits Mitte Dezember hatte die Aufsichtsbehörde die vorläufige Zahl für 2023 bekannt gegeben, nun gab sie die finale Jahreszahl bekannt. Jedes Jahr werden in Deutschland mehrere Milliarden Briefe und Pakete verschickt, in Relation hierzu ist der Beschwerdeanteil sehr gering.

Dunkelziffer deutlich höher

Allerdings dürften einige Bürger ebenfalls negative Erfahrungen mit der Brief- und Paketzustellung gehabt haben, sich aber nicht bei der Bonner Behörde beschwert haben. Zur Begründung der Defizite hatte die Post in der Vergangenheit unter anderem auf einen zwischenzeitlich hohen Krankenstand verwiesen. Gewerkschafter monieren, dass der Konzern an manchen Standorten personell auf Kante genäht sei, um Kosten zu drücken.

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, wies darauf hin, dass das Beschwerdeniveau weiterhin hoch sei. Das zeige, wie wichtig den Menschen eine zuverlässige Postversorgung sei. „Leider haben wir bisher nur sehr begrenzte Möglichkeiten, bei Qualitätsmängeln tätig zu werden“, sagte der frühere Grünen-Politiker.

Post soll in Zukunft Strafe zahlen

Wenn viele Beschwerden aus einem Gebiet kommen, leitet die Netzagentur eine sogenannte Anlassprüfung ein, die letztlich aber nur einer Ermahnung der Post gleichkommt. 2022 gab es 86 Anlassprüfungen, 2023 sank diese Zahl deutlich auf 35. Im Rahmen der aktuellen Postgesetz-Reform soll der Aufsichtsbehörde die Möglichkeit eingeräumt werden, künftig Buß- und Zwangsgelder verhängen zu können und den Bonner Konzern dadurch finanziell unter Druck zu setzen. Besagte Reform soll im April abgeschlossen sein, die Zustimmung von Bundestag und Bundesrat steht noch aus.

Ein Post-Sprecher wies am Mittwoch darauf hin, dass die Zahl der Beschwerden gesunken und die Zahl der Anlassprüfungen deutlich zurückgegangen sei. Er monierte, dass die Netzagentur nur etwa 15 Prozent der Beschwerden an die Post weitergeleitet habe. Daher könne die Firma nicht abschließend beurteilen, ob es sich immer um Qualitätsmängel der Deutschen Post handele. Zugleich betonte er, dass jede Beschwerde eine zu viel sei. „Wir bedauern, wenn Kunden mit unserer Leistung nicht zufrieden sind“, sagte der Post-Sprecher. „Wir wollen in diesem Jahr insbesondere daran arbeiten, die immer stärker schwankende Sendungsmenge an Briefen und Paketen noch zuverlässiger zuzustellen sowie weiter gute und rechtskonforme Arbeitsbedingungen für unsere Beschäftigten zu bieten.“

Post-Ärger in Fredenbeck und Stade

Probleme mit der Post gibt es auch im Landkreis Stade:

In Fredenbeck müssen die Landkreis-Bewohner seit Juni auf ihre Postfiliale verzichten. Die Partnerfiliale schloss gemeinsam mit dem Laden „Book un Bleestift“. Zwar sorgte das Unternehmen mit dem Postmobil für eine Übergangslösung, doch die Unzufriedenheit bei den Kunden bleibt.

An drei Vormittagen pro Woche können Bürger im Postmobil vor dem Rathaus zum Beispiel Brief- und Paketmarken sowie Einschreibenmarken kaufen. Die Annahme von Brief- und Paketsendungen gehört ebenso zum mobilen Angebot wie Auskünfte zu postalischen Produkten und Services.

Aber es gibt gute Nachrichten: Die DHL Group gab bekannt, eine Interimsfiliale im Ladenlokal bei Penny (Hauptstraße 66) einzurichten. Ein verlässlicher Termin der Eröffnung kann laut Unternehmensprecherin Maike Wintjen aber erst dann kommuniziert werden, wenn alle durchzuführenden Arbeiten erfolgt sind.

Postbeschwerden wurden dem TAGEBLATT auch aus Stade-Hahle gemeldet: Anwohner berichten, dass die Post Briefe nur ein Mal pro Woche zustelle, manchmal erst nach drei Wochen. Auch Pakete kämen später an.

Anlaufstelle für Beschwerden über die Postzustellung

Auch bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen laufen Post-Beschwerden auf. Sie rät Kunden, sich bei Fragen und Beschwerden zur Postversorgung können auch an die Bundesnetzagentur zu wenden. Diese prüfe, ob sich die Postdienstleister an die gesetzlichen Vorgaben halten. Das Onlineformular gibt es beim Verbraucherservice Post der Bundesnetzagentur.

Wird die Post an Werktagen nicht täglich zugestellt, raten die Verbraucherschützer, sich zunächst an den Dienstleister zu wenden.

Kontaktmöglichkeiten gibt es über die Kunden-Hotline unter Telefon 0228/4333112, das Kontaktformular auf der Website oder über Social Media. Besteht das Problem danach weiterhin, sollten Kunden die Bundesnetzagentur informieren. (dpa/set)

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