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Stadtentwicklung

TAngst auf dem Stader Pferdemarkt und am Bahnhof: Diese Maßnahmen sollen helfen

Blick von der Hospitalstraße in Richtung Bahnhof. Oben ist die Hansebrücke zu sehen.

Blick von der Hospitalstraße in Richtung Bahnhof. Oben ist die Hansebrücke zu sehen. Foto: Richter

Das Thema Angsträume in Stade beschäftigt die Politik. Einigkeit besteht darin, dass umfassende Konzepte erarbeitet werden sollen, die nachhaltig gegen das Unbehagen in der Innenstadt wirken. Diese Sofortmaßnahmen sollen die Lage schnell bessern.

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Von Anping Richter
Freitag, 01.03.2024, 05:50 Uhr

Stade. Die Broken-Windows-Theorie besagt, dass zwischen dem Verfall von Stadtgebieten und Kriminalität ein Zusammenhang besteht. In der Soziologie sind zerbrochene Fenster ein Symbol. Im Parkhaus am Stader Bahnhof sind sie Realität. Die vielen zerbrochenen Scheiben, die allgegenwärtigen Graffiti und den Müll führte Christian Demski (Grüne) unter anderem an, als er über den Stader Bahnhof sagte: „Es ist ein Raum, der so langsam abgleitet.“

Seit einiger Zeit wird in Stade über solche Räume diskutiert: Orte, an denen Passanten Unbehagen oder sogar Angst spüren und die sie zu meiden beginnen. Besonders der Bahnhof und der Pferdemarkt sind dabei im Fokus. Die SPD lud Anwohner und Geschäftsleute zum Runden Tisch zum Thema „Angstraum Pferdemarkt“ und bat auch Falko Droßmann, den ehemaligen Chef des Bezirksamts Hamburg-Mitte, nach Stade, um über erfolgreiche Maßnahmen am Hamburger Hauptbahnhof, auf St. Pauli und am Hansaplatz in St. Georg zu berichten.

Eines von vielen zerbrochenen Fenstern im Parkhaus am Bahnhof.

Eines von vielen zerbrochenen Fenstern im Parkhaus am Bahnhof. Foto: Anping Richter

Der schlechte Zustand des Bahnhofs ist schon seit Jahren im Blick der Stader Politik. Das Unbehagen, das besonders Frauen dort nachts verspüren, war kürzlich Thema einer Reportage im TAGEBLATT. „Hier besteht nicht bloß subjektiv eine Gefahrenlage“, schreibt Arne Kramer im Namen der CDU/WG-Gruppe und die FDP/UBLS-Gruppe im Stader Rat. So steht es in der Begründung eines Antrags, über den jetzt im Ausschuss für Feuerwehr, Sicherheit und Verkehr beraten wurde.

Ein Polizeicontainer am Bahnhof ist nicht drin

Christoph von Schassen (CDU) schlug vor, am Bahnhof einen Container aufzustellen, in dem die Stader Polizei Präsenz zeigen könnte - eine kleine Außenstelle sozusagen. „Und Sie besorgen das Personal dafür?“, fragte Ralf Michaelis von der Stader Polizei rhetorisch. Die Unterhaltung des Bahnhofs selbst liegt nicht in der Verantwortung der Stadt und der örtlichen Polizei, sondern bei der Deutschen Bahn und der Bundespolizei. Das Management der Deutschen Bahn, berichtet die Stadtverwaltung, sieht keinen Anlass dazu, ihr Sicherheitspersonal am Bahnhof einzusetzen.

Auch die Mauer unter der Brücke entlang der Hospitalstraße könnte einen hellen Anstrich erhalten.

Auch die Mauer unter der Brücke entlang der Hospitalstraße könnte einen hellen Anstrich erhalten. Foto: Anping Richter

Statistisch sei nicht zu bemerken, dass es eine Steigerung der Kriminalität im Umfeld des Bahnhofs gebe, sagte Ralf Michaelis. Er berichtete, dass die Stader Polizei im Rahmen ihrer Möglichkeiten aber durchaus im Umfeld des Bahnhofs verstärkt Präsenz zeige: „Die Seite zur Hospitalstraße ist ja wirklich eine dunkle Ecke“, sagte er. Verstärkt seien die Beamten auch vor Ort, wenn beispielsweise die letzte S-Bahn einfährt. Doch eine Präsenz rund um die Uhr sei jenseits ihrer Kapazitäten.

Defekte Lampen werden auf Antrag ausgetauscht

Die CDU/WG-Gruppe und die FDP/UBLS-Gruppe wollen die Beleuchtung und damit auch die Sicherheit am Pferdemarkt und am Bahnhof so schnell wie möglich verbessern.

Thema war dies auch schon im Ausschuss für Stadtentwicklung, Klima und Umwelt, wo klar wurde: Der Pferdemarkt wird im Rahmen der Altstadtsanierung voraussichtlich ab 2026 ohnehin neu gestaltet - inklusive Beleuchtungskonzept.

Die Hansebrücke, die über den Bahnhof führt, könnte hell gestrichen und zusätzlich beleuchtet werden.

Die Hansebrücke, die über den Bahnhof führt, könnte hell gestrichen und zusätzlich beleuchtet werden. Foto: Anping Richter

Doch defekte Leuchten auszutauschen und stärkere Leuchtmittel einzusetzen, dürfte kein Problem sein, findet die Gruppe, die sich wünschte, sie müsste keine Anträge zu defekter Beleuchtung stellen, wie Sebastian Klinge sagte: „Ich dachte, das passiert automatisch.“

Vor C&A und H&M fehlen seit Jahren fünf Leuchten, die wohl entfernt wurden, um Platz für Marktbeschicker zu schaffen. Sie sollen ersetzt werden.

Idee: Helle Brücke statt dunkler Deckel

Ein Vorschlag von Martina Bredendiek (SPD) fand dazu großen Anklang: Der Bahnhof sei zwar in Händen der Deutschen Bahn, nicht aber die Brücke, die darüber führt. „Jetzt ist sie wie ein dunkler Deckel“, sagte Bredendiek. Doch sie soll saniert und könnte in diesem Zuge hell gestrichen werden, auch zusätzliche Leuchten könnten darunter angebracht werden. Gleiches gilt für die verklinkerte Mauer am Fuß der Brücke am Ausgang des Bahnhofs zur Hospitalstraße. Diesem Vorschlag, mit dem der Beleuchtungs-Antrag von CDU/WG/FDP/UBLS ergänzt wurde, folgte der Ausschuss einstimmig.

Mit ihrer Anmerkung, dass die Gesamtproblematik Pferdemarkt/Bahnhof viel zu groß sei, um alles auf einmal zu lösen, fand Bredendiek auch Zustimmung. Wie Stadtrat Carsten Brokelmann auf Nachfrage berichtet, haben sich innerhalb des Stader Kriminalpräventionsrats, der sich im Zuge der Corona-Pandemie kaum noch getroffen hatte, inzwischen zwei Arbeitsgruppen gebildet. Eine hat den Schwerpunkt beim sozialen Miteinander, die andere bei der Bekämpfung und Prävention von Kriminalität. Hier sollen die Themen behandelt und nach Bedarf Profis aus verschiedenen Bereichen hinzugezogen werden.

Blick von der Hospitalstraße in Richtung Bahnhof. Oben ist die Hansebrücke zu sehen.

Blick von der Hospitalstraße in Richtung Bahnhof. Oben ist die Hansebrücke zu sehen. Foto: Richter

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