TFast immer ausverkauft: Die Sofakonzerte sind der Hit in Buxtehude

Mit Sofakonzerten und anderen Angeboten bringt Simone Kleinheinz Leben in die Buxtehuder Malerschule. Foto: Weselmann
Es ist ein besonderes Format, das großen Anklang findet: die Sofakonzerte in der Malerschule. Dabei ist das Konzept einer Schieflage zu verdanken, aus der die kreative Idee entstand.
Buxtehude. Ein großer Teppich als Bühne, eingerahmt von bunt durcheinandergewürfelten Sesseln und Sofas sowie einem Sammelsurium schmuckvoller Dinge - die Kulisse von Deck 2 hat ihren ganz eigenen Charme. Kreativer Kopf hinter dem Konzept ist Simone Kleinheinz, die der Buxtehuder Malerschule als Kulturmacherin Leben einhaucht.
Neues Konzept in der geschlossenen Fachschule
Einst hatte in dem historischen Gebäude an der Hafenbrücke Deutschlands älteste Maler- und Lackiererfachschule ihren Sitz. Als die 1877 gegründete Institution 2016 für immer schloss, suchte die Stadt nach einer Zwischennutzung. Simone Kleinheinz tat sich mit Tina Makareinis-Chamouni zusammen und ihr Konzept bekam den Zuschlag - zunächst mit einem Vertrag für zwei Jahre.
Lesen Sie auch:
- Neue Beschlüsse zur Buxtehuder Malerschule
- Drei mögliche Konzepte für die Buxtehuder Malerschule
- Malerschule: Das lange Warten auf eine Entscheidung
- Alte Malerschule: „Deck 2“ geht an den Start
- Älteste Malerschule Deutschlands schließt
Neben Kreativkursen und anderen Veranstaltungsangeboten richteten die beiden auf der gemieteten Geschossfläche einen Verkaufsraum für Handgemachtes ein. Dieser Konzeptbaustein erwies sich aber als unwirtschaftlich. „Aus Frust darüber kam die Idee, doch einfach mal Leute einzuladen, um hier einen schönen Abend mit Musik zu verbringen - und Wege entstehen beim Gehen“, sagt Simone Kleinheinz rückblickend auf die Initialzündung für die Sofakonzerte.
Sofakonzerte sind immer schnell ausverkauft
„Von der Atmosphäre und Akustik war das einfach schön und hat alle so glücklich gemacht, dass wir zwei Monate später gleich das nächste Konzert veranstaltet haben.“ Seit 2017 gibt es regelmäßig Livemusik im Deck 2. Mit dem durchschlagenden Erfolg wurden die Abstände immer kürzer und die Sofakonzerte ein entscheidender Beitrag, um die Malerschule mit kulturellem Leben zu füllen.
Gerade die Konzerte lokaler Künstler seien extrem beliebt, so Kleinheinz. Bestes Beispiel dafür sind Kathri Ehlert oder 40 Love. Die hat sie bereits zum 11. Mal auf dem Programm, jedes Mal ausverkauft. Überhaupt sind die Sofakonzerte immer im Nu ausgebucht; genauso wie die After-Work-Veranstaltungen und Events gut angenommen werden.
Das Deck 2 punktet mit intimem Live-Erlebnis
Die charmante Konzert-Location hat sich auch in Künstlerkreisen herumgesprochen. Warum Musiker gerne im Deck 2 spielen? „Mit großen Gagen kann ich hier nicht punkten und ich werde hier auch nicht reich“, sagt die Buxtehuder Kulturveranstalterin, die das Deck 2 inzwischen alleine betreibt. Es ist die Atmosphäre und der persönliche Empfang von Gästen und Künstlern, der die Veranstaltungen zu einem intimen Konzerterlebnis für alle Seiten macht.

Die Sofakonzerte, hier mit Ben Moske, erfreuen sich beim Buxtehuder Publikum großer Beliebtheit und sind immer schnell ausverkauft. Foto: Deck 2
Simone Kleinheinz bekommt Anfragen aus ganz Deutschland. Darunter sind auch bekanntere Musiker, die ihre Fans gleich mit nach Buxtehude ziehen. Ein solches Highlight kommt zum Beispiel mit Kai Sichtermann und Funky Klaus Götzner, zwei Urgesteinen von Ton Steine Scherben. Die sind diese Woche für ein bereits ausverkauftes Konzert mit Singer-Songwriterin Birte Volta zu Gast.
Aufstrebende Künstler nutzen die Nähe zu Hamburg
Manch aufstrebender Musiker, der im Deck 2 vor 70 Konzertgängern in familiärer Wohnzimmer-Atmosphäre spielte, ist heute auf ganz anderen Bühnen zu Hause. Ein Beispiel ist Florian Künstler, der jetzt bei einem Label unter Vertrag ist und mit Max Giesinger, Johannes Oerding und Co. auf der Bühne steht.

Der persönliche Draht zu den Künstlern sorgt für eine besondere Konzertatmosphäre. Foto: Deck 2
Der Erfolg von Deck 2 beruht nicht zuletzt auf Simone Kleinheinz‘ gutem Gespür bei der Programmgestaltung. „Viele sagen, dass sie die Künstler gar nicht kennen und sich auf meinen Geschmack verlassen“, erzählt sie. Derweil nutzen Musiker die Nähe zu Hamburg, um ihre Bekanntheit auszubauen.
Deck 2 bleibt weiter im Schwebezustand
Bei allem Erfolg gibt es für Simone Kleinheinz einen Wermutstropfen. Seit acht Jahren ist sie mit ihrem Deck 2 nun schon Zwischenlösung und hangelt sich von einer Vertragsverlängerung zur nächsten. Der aktuelle Vertrag läuft noch bis September 2025.
Zur Zukunft der Buxtehuder Malerschule gibt es bereits einen Beschluss. Nach Bürgerbeteiligung und Machbarkeitsstudie hat sich die Politik für das Konzept einer „produktiven Malerschule“ ausgesprochen - mit möglichst wenig Kostenaufwand als Maßgabe. Der Antrag zur Nutzungsänderung liegt nun beim Bauamt. Hier wird geprüft, welche Maßnahmen dafür nötig sind.
Wegen der vielen akuten Bauprojekte und der angespannten Haushaltslage der Stadt ist der Zeitpunkt für die Umsetzung aber weiter ungewiss. „Es stellt sich die Frage, wie schnell wir das überhaupt schaffen“, sagt Fachgruppenleiter Torsten Lange.
In diesem Schwebezustand muss Simone Kleinheinz jede Investition oder Anschaffung einmal mehr abwägen. „Die Situation ist unbefriedigend, aber ich muss ja etwas tun“, sagt die Buxtehuderin, auf eine Zukunft in der Malerschule hoffend. „Ich gebe alles, dass es weiter besteht und mache hier weiter, so lange ich kann.“
Infos zu den nächsten Konzerten - etwa von Ronja Maltzahn, den St. Paul‘s Gospel Voices oder Kroner - gibt es unter www.deck2-buxtehude.de.