Bahn-Streik läuft: HVV veröffentlicht Notfallfahrplan für S5 und S3

Zwei Reisende aus Freiburg schauen auf die nahezu menschenleeren Bahnsteige im Hamburger Hauptbahnhof. Foto: Christian Charisius/dpa
Pendler und Reisende müssen sich heute auf erhebliche Zugausfälle einstellen - auch im Kreis Stade. Am Mittwochmorgen hat die Bahn den Notfallfahrplan für S5 und S3 veröffentlicht. So sieht es bei HVV und „Start Unterelbe“ aus.
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Der mehrtägige Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat am Mittwochmorgen auch im Personenverkehr begonnen. Seit 2.00 Uhr legen zahlreiche Beschäftigte die Arbeit nieder, wie die Bahn mitteilte. Im Güterverkehr ging der Ausstand bereits am Dienstagabend um 18.00 Uhr los. Der Arbeitskampf soll bis Freitagabend um 18.00 Uhr andauern. „Der Notfahrplan ist heute Morgen stabil angelaufen“, sagte eine Bahnsprecherin. Im Fernverkehr fallen demnach rund 80 Prozent der Züge aus.
Auch im Regionalverkehr komme es zu weitreichenden Einschränkungen, die regional allerdings unterschiedlich stark ausfielen, teilte die Bahn mit. Zuvor war der Konzern mit einem letzten Versuch vor dem Landesarbeitsgericht Hessen gescheitert, den Arbeitskampf juristisch zu kippen.
Für viele Kundinnen und Kunden kam die Aktion nicht überraschend: An vielen großen Bahnhöfen war am Morgen kaum etwas los. „Wir sehen auch, dass unsere Fahrgäste ihre Fahrt vorgezogen haben oder sie zu einem späteren Zeitpunkt nachholen“, sagte die Sprecherin.
HVV am Mittwochmorgen: So fahren S5 und S3
Für das Hamburger Streckennetz hat der Konzern am Mittwochmorgen einem Notfahrplan veröffentlicht. „Wir werden ein Grundangebot anbieten“, kündigt ein Bahn-Sprecher an. Folgende Strecken sollen bedient werden.
- S5: zwischen Stade und Neugraben im 60-Minuten-Takt
- S3: zwischen Neugraben und Pinneberg im 20-Minuten-Takt
- S1: zwischen Wedel und Blankenese; zwischen Blankenese und Airport im 20-Minuten-Takt; zwischen Ohlsdorf und Poppenbüttel fahren aktuell keine S-Bahnen. Busse der Linien 174 und 179 sollen genutzt werden
- S2: zwischen Altona und Aumühle im 20-Minuten-Takt
Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) rechnet im Regionalverkehr mit starken Beeinträchtigungen. „Fahrgäste werden gebeten, nach Möglichkeit U-Bahnen und Busse zu nutzen.“ Diese werden nicht bestreikt. Für Echtzeitinformationen solle die Verbindungssuche auf dieser Seite oder die DB Navigator App genutzt werden. Aufgrund der unklaren Betriebssituation seien die Fahrzeiten nur kurzfristig abrufbar.
Betriebsstörung HBEL-Fähre: Ausfall zwischen Blankenese und Cranz
Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) hat am frühen Mittwochmorgen eine Betriebsstörung der HBEL-Fähre zwischen Blankenese und Cranz gemeldet. Alle Fahrten der betroffenen Linie entfallen am Mittwoch ersatzlos. Angaben dazu, wann der Verkehr wieder regulär laufen soll, macht der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) zunächst nicht.
Die Elbfähre Glückstadt-Wischhafen fährt derzeit nach nochmalem Fahrplan, ist auf der Homepage des Betreibers FRS nachzulesen.
Ersatzverkehr mit Bussen bei Start Unterelbe
Die „Züge verkehren vereinzelt“, teilt Start Unterelbe für die Strecke von Cuxhaven nach Hamburg-Harburg mit. „Hier unterliegen wir jedoch dem dynamischen Streikgeschehen“, heißt es gegenüber dem TAGEBLATT.
Das Unternehmen hat bereits einen Ersatzverkehr mit Bussen im Zweistundentakt zwischen Stade und Cuxhaven eingerichtet und informiert: „Bitte beachtet, dass hier nur begrenzte Bus-Kapazitäten zur Verfügung stehen und der Ersatzverkehr mit Bussen von den Bauernprotesten eingeschränkt werden könnte.“
Erste Züge wurden bereits am Dienstagabend ersatzlos gestrichen. Grund war jedoch ein defektes Stellwerk.
Die NordWestBahn rund um Bremerhaven und im Landkreis Cuxhaven rechnet ebenfalls in allen Netzen ebenfalls mit massiven Einschränkungen. Aktuell werde mit Hochdruck daran gearbeitet, einen Busnotverkehr einzurichten, heißt es in einer Mitteilung. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass dieser die Kapazitäten des normalen Fahrplans auffangen kann. Generell wird empfohlen, mehr Zeit einzuplanen.

Bus-Ersatzplan für Start-Unterelbe zwischen Cuxhaven und Stade. Foto: Start-Unterelbe
Weltwirtschaftsforum
Kein Lichtblick im WEF-Bericht über globale Risiken
So laufen die Bauernproteste am Mittwoch
Der Streik fällt zeitlich mit den bundesweiten Bauernprotesten zusammen, die am Mittwoch erneut zu Verkehrsbehinderungen führen könnten. Angekündigt sind etwa Sternfahrten, Kundgebungen und Blockaden an Autobahnauffahrten - für Pendler droht damit mancherorts ein anstrengender Tag. Nach Angaben von Polizeisprecher Rainer Bohmbach sind am Mittwochmorgen im Kreis Stade keine Bauern mit Traktoren im Rahmen der Protestwoche unterwegs.
Wie die Cuxhavener Polizei meldet, finde derzeit eine größere Blockade auf der B73 im Bereich Altenbruch (Am Kanal/Lange Straße) statt. Es komme bereits zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. In Bremerhaven seien die Zufahrten zum Hafen blockiert.
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T Ursula von der Leyen über Recht und Unrecht – Lob für Stade
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Der Ausstand bei der Bahn ist der dritte und bisher längste im aktuellen Tarifstreit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn. Auch das Eisenbahnunternehmen Transdev wird bestreikt. Mit Einschränkungen ist auch in den Stunden nach dem offiziellen Streikende noch zu rechnen. Ob der eigene Zug fährt oder nicht, können Fahrgäste über die üblichen Auskunftskanäle der Bahn erfahren. Der Notfahrplan ist dort bereits eingepflegt.
Fahrgäste sind dazu aufgerufen, ihre geplanten Fahrten zwischen Mittwoch und Freitag zu verschieben. Die Zugbindung für sämtliche Tickets während des Streikzeitraums vom 10. bis 12. Januar ist laut Bahn aufgehoben. Kundinnen und Kunden können also auch in den Tagen danach noch ihre Fahrt noch antreten.
„Die Frage der Verkürzung des Streiks steht nicht zur Debatte“
Die Bahn forderte die GDL am Dienstagabend auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Auch Verkehrsminister Volker Wissing rief beide Seiten zu Verhandlungen auf. „Es muss ein Weg gefunden werden, mit dem beide Seiten zurechtkommen. Dazu muss miteinander gesprochen werden“, sagte der FDP-Politiker der „Bild“ (Mittwoch). GDL-Chef Claus Weselsky betonte dagegen, dass es an der Bahn sei, ein verbessertes Angebot vorzulegen. „Die Frage der Verkürzung des Streiks steht nicht zur Debatte“, machte der 64-Jährige deutlich. Er verteidigte den Streik und stellte weitere Aktionen in Aussicht. „Wenn nichts kommt bis Freitag, machen wir eine Pause und gehen in den nächsten Arbeitskampf“, sagte er im ZDF-„Morgenmagazin“ nach Beginn des Streiks. Er kritisierte das jüngste Angebot der Bahn als Provokation.
Seit Anfang November ringt die GDL mit der Bahn und anderen Eisenbahnunternehmen um höhere Tarife. Kern des aktuellen Tarifkonflikts ist aber die Forderung der Gewerkschaft nach einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden. Die Bahn hält diese Forderung für unerfüllbar. Sie ist lediglich bereit, mit der Gewerkschaft über die Ausweitung bereits bestehender Arbeitszeit-Wahlmodelle zu reden.
Gewerkschaftschef Weselsky lehnt das ab und verweist auf schon vereinbarte Abschlüsse mit den kleineren Eisenbahnunternehmen Netinera und Go Ahead. Dort hatte die GDL in den vergangenen Wochen die geforderte Arbeitszeitreduzierung durchgesetzt. Nach diesem Muster sollen nun auch die noch ausstehenden Abschlüsse gestaltet werden.
Im aktuellen Tarifstreit hat die GDL bereits zweimal zu Warnstreiks aufgerufen, die im Personenverkehr aber maximal 24 Stunden dauerten. Im Dezember hat die Gewerkschaft ihre Mitglieder per Urabstimmung über unbefristete Streiks abstimmen lassen. Rund 97 Prozent der Teilnehmer sprachen sich dafür aus. Seither sind längere Streiks möglich.