TGastronomie mit Herz: Wie Börge Bammann seine Gäste glücklich machen will

Börge Bammann liebt es, seine Gäste glücklich zu machen. Seit dreieinhalb Jahren führt der 30-Jährige den Landgasthof Willenbrock in Kirchtimke. Foto: Privat
Börge Bammann ist schon viel herumgekommen. Er arbeitete auf Sylt, in London, im Parkhotel Bremen. Doch sein Herz schlägt für seinen Landgasthof.
Tarmstedt. Die Gastronomie ist für Börge Bammann mehr als ein Beruf. Sie ist seine Berufung. Und das ist auch gut so, denn als Chef eines Landgasthofes ist man mittendrin. Einfach den Schlüssel rumdrehen und die Arbeit hinter sich lassen, geht nicht. Erst recht nicht, wenn man wie er mit seiner Frau Noëmi und der kleinen Tochter dort lebt, wo man arbeitet.
Die Grenzen zwischen Privatleben und Job, sie sind für ihn oft fließend. Damit muss man umgehen können. Börge Bamman kann es. Er liebt es, Gastgeber zu sein und den Menschen, die durch die Türe des Landgasthofes Willenbrock treten, besondere Momente zu zaubern.

Börge Bammann mit seiner Frau Noëmi und der kleinen Tochter. Foto: Harscher
Kleine Momente des Glücks, aber auch die ganz großen. Feiern, die Fotoalben füllen, die Erinnerungen schaffen und von denen sich Familien oft ein Leben lang erzählen. Daran teilhaben zu dürfen, empfindet Börge Bammann als Ehre – auch wenn es sehr viel Arbeit bedeutet.
Über Sylt, London und Bremen nach Kirchtimke
Vor dreieinhalb Jahren hat Börge Bammann sich in der Gastronomie selbstständig gemacht und den Traditionsbetrieb in Kirchtimke übernommen. Für ihn war es eine Art Nachhausekommen. „Ich habe hier als 15-Jähriger schon Kartoffeln geschält“, erzählt er.
Seine damalige Chefin Irmtraud Weisser habe sich bereits damals gut vorstellen können, dass der Junge aus dem Nachbardorf Hepstedt eines Tages ihr Lebenswerk weiterführen könnte. Doch Börge Bammann wollte erst raus in die Welt.
Beruflich zog es ihn zuerst nach Sylt, wo er seine Ausbildung machte. Nächste Stationen folgten: London, Bremen, Oldenburg. Er hat sich hochgearbeitet, von der Serviceleitung zur Betriebsleitung. Obendrauf machte er seinen Fachwirt und die Ausbildereignung.
Börge Bammann kaufte den Landgasthof in Kirchtimke mit 27 Jahren
Mit 27 folgte mit dem Kauf des Landgasthofes in Kirchtimke vermutlich sein bislang mutigster Schritt. Und das in einer Zeit, in der die Gastronomie zu kämpfen hat. Vielerorts zapfen sie irgendwann das letzte Bier, servieren das letzte Schnitzel und feiern den letzten Ball, weil sich niemand findet, der weitermachen will, oder es sich nicht mehr rechnet.
Börge Bamann stemmt sich gegen den Trend und kehrte bewusst zurück in seine alte Heimat und in den Landgasthof, wo er schon als Teenager sein Taschengeld aufbesserte. Jetzt baut er sich ein Team auf, auf das er sich verlassen kann.
Jungunternehmerin
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Der Jungunternehmer merkt aber auch, dass der Druck als Selbstständiger ein anderer ist, als wenn man dem Chef gute Zahlen liefern möchte. Es geht um die eigene Existenz: „Man hat permanent das Gefühl, dass man scheitern könnte, auch wenn es läuft.“ Oft denkt er: „Okay, das war jetzt gut, aber das nächste Mal muss noch besser werden.“ Und noch was: Die Zusammenarbeit mit der deutschen Bürokratie muss gelernt werden.
Von den Menschen im Dorf wurde er herzlich aufgenommen. Außerdem konnte und kann er sich auf seine Vorgängerin verlassen. Die Kirchtimkerin weiß, was die Gäste wollen. Auf diesen Erfahrungsschatz zurückgreifen zu können, wertet Börge Bammann als Riesenglück.
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Gestalten, verändern, Herausforderungen meistern, aber trotzdem die Seele des Landgasthofes erhalten, darauf kommt es an, weiß der 30-Jährige: „Das hier soll ein Ort sein, an dem Menschen noch herzlich empfangen werden und wir mit Liebe und Handarbeit Essen und Trinken zubereiten.“
Sie haben die Öffnungszeiten gebündelt: „Nach außen hin haben wir Donnerstag bis Sonntag geöffnet“, sagt Börge Bammann. Gleichwohl machen sie Ausnahmen, wenn besondere Veranstaltungen anstehen. Diese Komprimierung war ein notwendiger Schritt, um das Personal zu schützen und in dieser arbeitsintensiven Branche zu halten, sagt der Gastronom.
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Es war aber auch nötig, damit die Kosten ihnen nicht weglaufen: „Es muss geputzt werden, geheizt werden, das Licht angemacht und es muss vorproduziert werden“, zählt der Chef auf. Hinzu komme, dass Ware, die eventuell doch nicht verkauft wird, weggeschmissen werden muss.
Das Ausgehverhalten der Menschen hat sich verändert, und damit hat es besonders auch das à-la-carte-Geschäft schwer heutzutage, bedauert Börge Bammann. In Kirchtimke wollen sie dennoch so gut es geht daran festhalten. Wieso? Weil genau das für den 30-Jährigen den Charme der Gastronomie ausmacht: „Wir sind ein Gasthaus und ich möchte, dass Gäste hierherkommen können. Das ist für mich dieses Urtümliche, was mir Spaß macht.“
Gestartet sind sie 2022 mit einem großen Oster-Frühstücksbuffet. Buffets am Sonntagmorgen oder nach Themen zubereitet gefallen den Gästen. „Es ist immer noch deutsche Küche und bleibt es auch“, sagt Börge Bammann. Aber er hat Spaß am Ausprobieren, möchte noch feiner werden, ohne übertriebenes Chichi.
Börge Bammann will in Kirchtimke eine gute Schnittstelle zwischen Angebot und Nachfrage finden
„Mir war bewusst, worauf ich mich einlasse, aber trotzdem war es herausfordernd, quasi eine gute Schnittstelle zu finden zwischen Angebot und Nachfrage“, sagt der 30-Jährige und schiebt nach: „Aber ich glaube, dass wir das ganz gut geschafft haben.“
Mit Küchenchef Sascha Götsch und Serviceleitung Ute Fischer fühlt sich Börge Bammann gut aufgestellt. Das Trio hat Pläne und jede Menge Ideen. Und dann ist da natürlich seine Frau Noëmi, die ihn trotz ihrer Selbstständigkeit als Hebamme unterstützt. Eines ihrer neueren Projekte ist die ausgebaute Scheune auf dem Hof, in der freie Trauungen stattfinden können.
Ein Angebot, das gut angenommen wird, sagt Börge Bammann. Überhaupt bietet das große Haus mit seinem weitläufigen Grundstück und dem Innenhof noch viel Potenzial. Ein guter Gastgeber zu sein, das treibt ihn an: „Ich bin in die Gastronomie gegangen, weil ich gerne Menschen glücklich machen wollte, und mit Essen und Trinken kriegt man das gut hin.“