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Gastronomie

TGastwirt geschockt: Erpresser drohen mit Gewalt und Sabotage

Wilfried Schmidt, Inhaber des Tafelhofs in Sellstedt.

Wilfried Schmidt, Inhaber des Tafelhofs in Sellstedt. Foto: Scheschonka

Unbekannte versuchen Restaurantbetriebe und Hotels zu erpressen. Sie senden E-Mails mit brutalen Drohungen. Auch in der Region hat es einige getroffen, bestätigt die Polizei. So auch diesen Gastwirt.

Von Leandra Hanke Mittwoch, 13.03.2024, 15:55 Uhr

Sellstedt. Als Wilfried Schmidt, Mitinhaber des Tafelhof Sellstedt (Landkreis Cuxhaven), am 2. März seine E-Mails liest, ist er fassungslos. Der Gastwirt hat ein Erpresser-Schreiben erhalten, angeblich von einer kriminellen Gruppe aus Russland.

Erpresser drohen, dass Leben des Wirts „zur Hölle auf Erden“ zu machen

Sie fordern ihn auf, 2.000 Euro in Form von Bitcoins zu zahlen. Andernfalls werde man ihm sein Leben „zur Hölle auf Erden“ machen. „Ich war geschockt“, sagt Schmidt, „die E-Mail hat für mich einen anderen Stellenwert als Phishing-Mails, die ich sonst bekomme.“

Sollte er das Geld nicht zahlen, drohen die Verfasser damit, seinen Betrieb zu verwüsten, mithilfe einer künstlichen Intelligenz seine Bewertungen bei Google und Yelp zu sabotieren und mit gefälschte Fotos auf Social Media seinen Ruf zu zerstören.

Unbekannte erpressen mehrere Gastronomen im Landkreis Cuxhaven per E-Mail.

Unbekannte erpressen mehrere Gastronomen im Landkreis Cuxhaven per E-Mail. Foto: Lino Mirgeler/dpa

In einem brutalen Sechs-Punkte-Plan schildern sie detailliert ihre Vorgehensweise. Dazu zählt auch das Aussetzen von Ratten im Geschäft und die entsprechende Information ans Gesundheitsamt.

Im letzten Punkt kündigen sie an, dass ukrainische Söldner ihn und seine Familie „ins Krankenhaus schicken werden“. Das mit Rechtschreibfehlern gespickte Schreiben ist unterzeichnet mit „Russian Business Network.“

Gastwirt erstattet Anzeige - Mehre Fälle bei der Polizei bekannt

„Die Fehler haben mich darauf schließen lassen, dass es Spam sein muss. Um mich abzusichern, habe ich online eine Anzeige bei der Polizei erstattet“, sagt Schmidt. Er ist nicht der Einzige, der dieses Erpresser-Schreiben erhalten hat.

Laut Polizei sind bisher drei solcher Fälle im Landkreis Cuxhaven angezeigt worden. Sie werden als versuchte Erpressung bearbeitet. Im Kreis Stade wurden noch keine Fälle angezeigt, meldet Rainer Bohmbach, Sprecher der Stader Polizei auf TAGEBLATT-Nachfrage.

Wahrscheinlich sei die E-Mail bundesweit verschickt worden. „Es ist als Spam und nicht als zielgerichtet einzuordnen“, teilt die Polizei mit. Unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen haben die Erpresser-Schreiben bisher für Schlagzeilen gesorgt.

Bundesweit dieselben Erpresser-Schreiben verschickt

Die Chancen, die Erpresser zu ermitteln, sind eher gering. Viele solcher E-Mails werden automatisiert, zum Beispiel über Bots oder KI, erstellt und versendet. Die Absenderadressen befinden sich oft im nicht europäischen Ausland, wo Ermittlungsbehörden keinen Zugriff haben. Die verwendeten Domains werden geschützt, Spuren sind nur für kurze Zeit im Internet zurückzuverfolgen.

Das „Russian Business Network“ (RBN) ist als Internetdienstanbieter bekannt, den angeblich Cyberkriminelle für ihre Machenschaften nutzen. Über den Provider gibt es kaum Informationen. Laut der Computer-Zeitschrift C‘t soll das RBN seine kriminellen Kunden vor dem Zugriff von Justizbehörden schützen.

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