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TGeplanter Discounter schränkt Edeka-Zukunft in Oldendorf ein

Der Edeka-Markt ist Nachbar der Kirche und seit Jahrzehnten mitten im Dorf angesiedelt. Nun liegt ein neues Gutachten zur möglichen Ansiedlung eines Netto-Marktes vor.

Der Edeka-Markt ist Nachbar der Kirche und seit Jahrzehnten mitten im Dorf angesiedelt. Nun liegt ein neues Gutachten zur möglichen Ansiedlung eines Netto-Marktes vor. Foto: Klempow

Verträgt Oldendorf zusätzlich zum Edeka einen Netto-Markt? Ja, sagt ein vom Discounter beauftragter Gutachter. Jetzt liegt ein zweites Gutachten vor - mit spannenden Aspekten für die Ortsmitte.

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Von Grit Klempow
Sonntag, 01.09.2024, 07:45 Uhr

Oldendorf. Die Ausgangslage: Netto will einen Standort in der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten. Mit einem Grundstück am Ortsausgang Richtung Estorf ist die Discount-Kette, die zum Edeka-Konzern gehört, fündig geworden. Der von Netto beauftragte Gutachter geht davon aus, dass der etablierte Edeka-Markt Tiedemann als Vollsortimenter und ein Netto-Discounter sich gut ergänzen. Auch, weil neue Kaufkraft nach Oldendorf fließen könnte. Das sieht ein neues Gutachten anders.

Oldendorfs Gemeinderat hatte das Gutachten in Auftrag gegeben. Die Gemeinde will auf der einen Seite ein gutes Nahversorgungsangebot vor Ort, auf der anderen dürfe der Edeka-Markt nicht gefährdet werden. Welche Konsequenzen die Ansiedlung eines Netto-Marktes in Oldendorf haben könnte, schilderte Andreas Gustafsson am Donnerstag im Bauausschuss. Er ist Teamleiter Einzelhandel Städtebau bei Bulwiengesa. Das „Beratungs- und Analyse- und Bewertungsunternehmen“ hat das Gutachten für die Gemeinde erarbeitet.

Edeka profitiert noch vom fehlenden Combi-Markt

Langfristig werde es in der Samtgemeinde vier Vollsortimenter geben, sagte Gustafsson. Wenn in Himmelpforten das Nahversorgungszentrum fertig ist, gehören der Combi-Markt, der Rewe-Markt in Himmelpforten und die beiden Edeka-Märkte in Oldendorf und Hammah in diese Kategorie. Vier Vollsortimenter - das ist an der Grenze, aber noch tragfähig. Derzeit profitiert Edeka noch davon, dass der Combi-Markt in Himmelpforten noch nicht gebaut ist.

Es gibt rechtliche Voraussetzungen, was und in welcher Dimension in unterschiedlichen Orten zulässig ist. Um Oldendorf als Grundzentrum gibt es einen Versorgungsraum, der Kranenburg, Estorf und Heinbockel umfasst. Für diesen Versorgungsraum muss die Tragfähigkeit nachgewiesen werden, wenn ein Discounter das Angebot durch den Edeka-Markt ergänzen sollte. Laut Analyse könnte Oldendorf rund 600 bis 1000 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche langfristig verkraften. Auch, wenn das Nahversorgungszentrum in Himmelpforten fertig ist.

Aldi und Lidl beliebteste Discounter

Die meisten Haushalte teilten ihr Budget auf Vollsortimenter und Discounter auf. „Standorte, die beides anbieten können, profitieren“, sagt Gustafsson. Aber: Aldi und Lidl rangieren in der Beliebtheit der Discounter ganz oben. Die Einschätzung der Experten: Aldi- und Lidl-Kunden zieht es weiterhin aus Oldendorf zum nächsten Lieblingsdiscounter - auch, wenn es einen Netto vor Ort gibt. Für einen Aldi aber sei der Versorgungsraum um Oldendorf zu klein.

Ein Netto-Discounter an der Landstraße, am bisher favorisierten Standort am Ortsausgang Richtung Estorf, würde sich für den Betreiber rechnen, sagt Gustafsson. Das Gutachten geht von einer „für ländliche Räume meist auskömmlichen Auslastung“ und von einem Zielumsatz von rund 4,5 bis fünf Millionen Euro aus.

Standort am Ortsrand fällt raus

Der Standort aber ist laut Einzelhandelsgutachter ein Problem: Die Gemeinde müsste verbindliche Ziele des Landesraumordnungsprogramms nachweisen. Das Integrationsgebot zum Beispiel. Gibt die Gemeinde der Ansiedlung eines Discountmarktes den Vorzug, ist dieser laut Gutachten „an einen städtebaulich integrierten Standort innerhalb oder dichtbenachbart zum gegenwärtigen Geschäftskern gebunden“.

Einzelhandel-Möglichkeiten in Oldendorf: Rot abgegrenzt ist der zentrale Versorgungsbereich, die gestrichelte Linie markiert einen 100 Meter-Ring darum. Mit A,B und C sind Potenzialflächen gekennzeichnet, die Flächen am Ortsrand sind laut Gutachter allerdings für einen Netto-Markt nicht zulässig.

Einzelhandel-Möglichkeiten in Oldendorf: Rot abgegrenzt ist der zentrale Versorgungsbereich, die gestrichelte Linie markiert einen 100 Meter-Ring darum. Mit A,B und C sind Potenzialflächen gekennzeichnet, die Flächen am Ortsrand sind laut Gutachter allerdings für einen Netto-Markt nicht zulässig. Foto: Klempow Grit

Das heißt: Der derzeit von Netto verfolgte Standort An der Landstraße kommt ebenso wenig in Betracht wie ein Grundstück im Gewerbegebiet am anderen Ende des Ortes. Beide sind zu weit vom Ortskern (zentraler Versorgungsbereich) entfernt. Viel Platz gibt es in der Ortsmitte nicht mehr. Als mögliche Variante ist ein Grundstück gegenüber der Kirche benannt, auf dem zurzeit noch das alte Pastorenhaus steht.

Edeka: Tiedemann will modernisieren

Edeka-Betreiber Michael Tiedemann hatte gegenüber der Politik bereits erklärt, seinen Markt modernisieren zu wollen - dafür brauche er aber Planungssicherheit. Die Einzelhandelsexperten sehen das ähnlich. Sie gehen davon aus, dass der Umsatz von Edeka im Falle einer Netto-Ansiedlung in Oldendorf nicht ausreicht, „um den Supermarkt zu erweitern und modern und zeitgemäß aufzustellen“.

Ein Weiterbetrieb stehe nicht in Frage, aber: Edeka dürfte bei einer Netto-Ansiedlung und einer Ertüchtigung bis hin zu einem zeitgemäßen vollsortierten Supermarkt mit rund 1800 Quadratmetern „lediglich auf seinen heutigen Bestandsumsatz aufbauen. Dies würde einen größeren Neubau jedoch kaum refinanzieren können“.

Die Gemeinde hat laut Gutachten nun zwei Optionen: Sie könnte versuchen, den Discounter im Ortskern anzusiedeln, um ein niedrigpreisiges Angebot bieten zu können und die Ortsmitte zu stärken. Ein Risiko sei aber das „Einfrieren“ des Vollsortimenters, mit möglichen Angebots- und Serviceeinschränkungen.

Die zweite Alternative wäre die Modernisierung und Ausbau des Edeka-Marktes zu bevorzugen. Durch einen Anbau am Markt und unter Beibehaltung des ausgelagerten Drogeriemarktes. Oder durch den Bau eines zweiten Ladens, vielleicht als Getränkemarkt in direkter Nähe. Potenzial sieht das Gutachten nach dem Wegfall des Raiffeisenmarktes auch bei Gartenartikeln und Tierfutter.

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