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Preisverleihung

TGoldener Hecht: Diese Stader Initiativen wurden ausgezeichnet

Preisträger goldener Hecht 2025

Sie alle machen sich stark für die Gemeinden an der Oste und wurden mit dem Goldenen Hecht ausgezeichnet. Foto: Helfferich

Zum 20. Mal verlieh die AG Osteland am Sonntag ihren Goldenen Hecht. In den Kategorien Landschaftspflege und Mobilität ging die Auszeichnung an Initiativen im Kreis Stade.

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Von Susanne Helfferich
Sonntag, 21.09.2025, 18:50 Uhr

Engelschoff. 500 bis 600 Mitarbeiter zählt der Betrieb von Hauke Reinhardt. Sie sorgen dafür, dass der Ostedeich zwischen Großenwörden und Bentwisch hält. Ihr Chef Hauke Reinhardt hatte nach der Schule zunächst eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht. Danach ließ er sich zusätzlich zum Bauhandwerker ausbilden. Doch ihn zog’s zurück zur Landwirtschaft. Am Sonntag wurde er in der Engelschoffer Danz- un Klönstuv belohnt.

Als Landwirt ohne Land pachtete er einen Teil der Deiche an der Oste und begann mit seiner Schafzucht. Inzwischen bewirtschaftet er fast 14 Hektar Deiche, auf denen er ab Frühjahr die Schafe laufen lässt. Die Schafe halten nicht nur das Gras kurz, sondern sie pflegen und stabilisieren mit ihren Tritten den Deich. Zum Schutz der Tiere muss Hauke Reinhardt Wolfschutzzäune auf- und abbauen. Er muss seine Tiere mit Wasser versorgen und Krankheiten behandeln - und hin und wieder ausgebüxte Tiere einfangen.

Hauke Reinhardt schützt den Ostedeich

Im Oktober verlassen die Schafe den Deich und wechseln auf Grasflächen, die einige Landwirte zur Verfügung stellen. Die Schafe kommen zur Ruhe und nehmen an Gewicht zu, denn die Zeit auf den Deichen bedeute mitunter für die Schafe auch Stress, heißt es in der Laudatio der Osteland-AG. Sie würden oft von Spaziergängern - oftmals mit Hunden - gestört.

Hauke Reinhardt aus Oederquart

Hauke Reinhardt aus Oederquart hält mit seinen fast 600 Schafen die Grasnarbe auf dem Ostedeich kurz. Foto: Helfferich

Vor dem Wolf hatte Hauke Reinhardt in den vergangenen zwei Jahren zum Glück Ruhe. Im Mai 2023 hatten Wölfe fünf seiner Lämmer gerissen. „Seither war er nicht mehr da, der Wolf“, so der Schäfer. Deichverband und Anrainer wissen um den hohen Einsatz des Schäfers. „Hauke Reinhardt und seine Schafe haben sich um das Osteland verdient gemacht“, endet die Laudatio auf ihn. Er bekam den Hecht in der Kategorie Landschaftspflege.

UNO-Bibliothekarin verleiht nun Lastenräder

Gut beschäftigt ist auch Ramona Kohrs aus Himmelpforten. Sie ist das Gesicht der Initiative Freies Lastenrad Oldendorf-Himmelpforten und nahm den Goldenen Hecht in der Kategorie Mobilität entgegen. Bei der Lastenrad-Initiative können Interessierte über ein Webformular (www.lastenrad-oldendorf-himmelpforten.de) Lastenräder bis zu zweimal pro Monat für ein bis drei Tage am Stück buchen, um sie besser kennenzulernen. Aktuell gibt es in der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten fünf Abholstationen in Gräpel, Hagenah, Hammah und Himmelpforten.

Ramona Kohrs aus Himmelpforten

Ramona Kohrs aus Himmelpforten macht sich stark für die Initiative Freies Lastenrad in Oldendorf-Himmelpforten. Foto: Helfferich

Ramona Kohrs stammt aus Himmelpforten. Sie hatte nach Schule und Studium 31 Jahre in New York gelebt, wo sie als Bibliothekarin für die UNO gearbeitet hatte. Als sie im Frühjahr 2021 nach Himmelpforten zurückkehrte, schaute sie sich um, wo und wie sie sich in ihr neues altes Leben einbringen kann.

Ramona Kohrs: Leihen ist nachhaltiger als kaufen

So lernte sie Peter Wortmann von der Bürgerenergie Osteland kennen und beide entwickelten die Idee der freien Lastenräder. Er hatte bereits Gelder der REEW (RegionalEnergie Elbe-Weser) und über die Postcode-Lotterie als Anschubinvestitionen eingeworben. Die laufende Finanzierung erfolgt über Spenden. Ramona Kohrs organisiert Aufbewahrung, Ausgabe, Rücknahme und Wartung der Räder, woran sich viele Hände beteiligen. In diesem Jahr koordinierte Kohrs auch das Norddeutsche Lastenradtreffen zum Oldendorfer Bauernmarkt.

„Wir möchten eine praktikable Alternative zum Auto anbieten“, sagt die 64-Jährige. Sie selbst besitzt kein Auto, fährt Rad oder nutzt den ÖPNV, „der leider in unserer Region mittlerweile sehr schlecht ist“, so Kohrs. Dinge zu teilen, ist ihr auch als Bibliothekarin wichtig: Autos, Rasenmäher und das meiste Werkzeug häuften sich in Garagen und Schuppen an, „statt dass sich Nachbarn zusammentun, um sich solche Dinge zu teilen“. Teilen sei nachhaltiger und fördere die Gemeinschaft.

Hechthausener Schulchor erhält den Jugendpreis

Weitere Preisträger kommen aus den Landkreisen Rotenburg und Cuxhaven. Herzerfrischend gab der Schulchor der Grundschule Hechthausen eine Hörprobe und bekam den Hecht in der Kategorie Jugendpreis. Die Chorklasse beginnt mit dem ersten Schuljahr. Aktuell singen 24 Kinder in der Chorklasse und insgesamt 75 im Schulchor. Der Chor beteilige sich an verschiedenen Veranstaltungen und wird von einer Jugendband der Kreismusikschule Stade begleitet.

Der Schulchor der Grundschule Hechthausen erhielt den Jugendpreis der Osteland-Arbeitsgemeinschaft.

Der Schulchor der Grundschule Hechthausen erhielt den Jugendpreis der Osteland-Arbeitsgemeinschaft. Foto: Helfferich

Christiane Bünning wurde in der Kategorie Touristik geehrt. Sie betreibt das Fluss-Restaurant Ostekieker, das in Oberndorf fest vertäut ist. In Hechthausen haben sich Nachbarschaftsengel auf den Weg gemacht, das dörfliche Miteinander und die nachbarschaftliche Hilfe zu fördern. Sie gewannen in der Kategorie Dorfleben. In der Kategorie Heimatpflege erhielten Findorffs Erben vom Kolbeckmoor, ein Verein in Gnarrenburg, den Goldenen Hecht. Die Aktiven bieten touristische Fahrten mit historischen Torfschiffen an. Und Franziska Poppe aus Heeslingen gründete den Verein „Wilder Norden“, mit dem sie Kitze rettet.

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