TGoldenes Buch: Dieser Buxtehuderin wird eine seltene Würdigung zuteil
Florence Brokowski-Shekete beim Eintrag ins Goldene Buch ihrer „Herzensheimat“. Foto: Weselmann
Florence Brokowski-Shekete hat sich ins Goldene Buch von Buxtehude eingetragen. Welche Botschaft die Bestsellerautorin hinterlassen hat und wer noch darin zu finden ist.
Buxtehude. Für Gäste oder Bürger der Stadt ist es eine besondere Ehre und Auszeichnung - der Eintrag ins Goldene Buch. Gleichzeitig sind die gesammelten Autogramme ein Schatz der Erinnerungskultur und Stadtgeschichte. Sie geben Hinweis auf bemerkenswerte Ereignisse oder den Empfang herausragender Persönlichkeiten. Jetzt ist Buxtehudes Gästebuch um einen Namen reicher. Im Anschluss an ihre Lesung im Ratssaal des Historischen Rathauses anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus durfte Florence Brokowski-Shekete sich ins Goldene Buch der Hansestadt Buxtehude eintragen.
Buxtehude würdigt ihren Einsatz gegen Rassismus
Florence Brokowski-Shekete ist Deutschlands einzige schwarze Schulamtsdirektorin. Mit ihrem ersten Buch „Mist, die versteht mich ja“ wurde die Pädagogin 2020 zur Bestsellerautorin. Darin erzählt sie von ihrem Leben als schwarze Deutsche und dem Aufwachsen in Buxtehude. Inzwischen hat sie weitere Erfolgsbücher geschrieben, ist regelmäßig mit ihrem Podcast „Schwarzwälder und Butterkuchen“ zu hören und als Beraterin und Trainerin für interkulturelle Kommunikation gefragt.

Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus nahm die Pädagogin und Bestsellerautorin Florence Brokowski-Shekete Stellung zu Fragen aus dem Publikum. Foto: Weselmann
Auf Initiative der Omas gegen Rechts las Brokowski-Shekete nicht nur aus ihren Büchern. Im Dialog mit TAGEBLATT-Redakteurin Anping Richter und dem Publikum gab die Autorin offen Auskunft über Diskriminierung, Perspektivwechsel und Alltagsrassismus.
Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt lobte ihre empathische Art und Weise, für ein tolerantes, demokratisches und friedliches Miteinander zu werben. „Es ist beeindruckend, wie Sie uns an dem teilhaben lassen, was Sie erlebt haben, und die Leute mitnehmen, darüber nachzudenken“, so die Bürgermeisterin.
Obwohl sie schon lange in Heidelberg zu Hause ist, fühlt Florence Brokowski-Shekete eine große Verbundenheit zu Buxtehude. Davon zeugt die Widmung im Goldenen Buch, wo die 57-Jährige schreibt: „Heimat, Geborgenheit, Liebe, Familie! Diese Stadt wird immer meine Herzensheimat bleiben. Ich bin stolz, eine Buxtehuderin sein zu dürfen. Dankeschön!“
Michael Schulte wird für den ESC-Erfolg gefeiert
Wer sich im Goldenen Buch verewigen darf, wurde und wird von Ort zu Ort und von Stadtoberhaupt zu Stadtoberhaupt unterschiedlich gehandhabt. Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt wählt mit großem Bedacht aus. Entsprechend rar sind die Einträge während ihrer Amtszeit. Sie sollten die besondere Würdigung unterstreichen und ein Zeichen sein. Und ein solches Zeichen sei der Eintrag von Florence Brokowski-Shekete, gerade jetzt in dieser Zeit, so die Bürgermeisterin.

Nach seinem vierten Platz beim Eurovision Song Contest gebührte 2018 auch Sänger Michael Schulte die Ehre. Foto: Weselmann
Zuletzt war es die niedersächsische Landtagspräsidentin Hanna Naber anlässlich eines Empfangs 2023. Fünf Jahre zuvor wurde Sänger Michael Schulte für seinen vierten Platz beim Eurovision Song Contest im Rathaus gefeiert.
Zuletzt war es die niedersächsische Landtagspräsidentin Hanna Naber anlässlich eines Empfangs 2023. Fünf Jahre zuvor wurde Sänger Michael Schulte für seinen vierten Platz beim Eurovision Song Contest im Rathaus gefeiert.
Und natürlich hinterließ auch Stephan Weil bei seinem Besuch als Ministerpräsident seine Unterschrift. Ein Eintrag zur Verleihung der historischen Bezeichnung Hansestadt 2014 mit Widmung von Boris Pistorius ist ebenfalls zu lesen.

Der Eintrag von Boris Pistorius erinnert an die offizielle Verleihung des Hansestadt-Titels 2014. Foto: Weselmann
Ob Delegationsbesuch aus dem Ausland, vollendetes Bauprojekt, Stadtjubiläum, gesellschaftliches Engagement oder sportlicher Erfolg - die Anlässe sind so verschieden wie die im Buch versammelten Namen aus Politik und Gemeinwesen, Kirche und Kultur, Wissenschaft und Sport.
Handball-Siege: Andrea und Emily Bölk sind beide dabei
Gleich der erste Eintrag des aktuellen Goldenen Buches 1993 hat ein Handball-Wunder zum Anlass: Die Nationalmannschaft der Handballdamen - darunter auch BSV-Spielerinnen - holte sich den Weltmeistertitel. Gleichermaßen Anlass war der Pokalsieg der BSV-Handballerinnen 2017. So sind deshalb Mutter Andrea Bölk und Tochter Emily Bölk nur wenige Seiten voneinander getrennt zu besonderer Ehre gekommen.

Bei Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt sind die Einträge ins Goldene Buch handverlesen. Jetzt wurde Florence Brokowski-Shekete diese seltene Ehre zuteil. Foto: Weselmann
Der Vorgänger des aktuell geführten Buches wird im Stadtarchiv verwahrt. Ob damit das Goldene Buch in Buxtehude seinen Anfang nahm, ist unbekannt. Hinweise auf eine noch frühere Ausgabe gibt es nicht. Golden ist keines der beiden Bücher, aber die erste Seite des ersten Bandes schmückt ein rotes Siegel, gefolgt von einer aufwendig gestalteten Dichtung des damaligen Bürgermeisters Flohr.
Zeichnungen und Karten zieren das Goldene Buch
Der erste Eintrag stammt von 1950 - zur Einweihung des Heidebads. Bis zur letzten Widmung 1993 finden sich etliche Politikgrößen wie Theodor Heuss, Konrad Adenauer, Kurt Georg Kiesinger, Helmut Schmidt, Franz Josef Strauß, Otto Graf Lambsdorff oder Hans-Dietrich Genscher.

Im Goldenen Buch haben zahlreiche Politikgrößen unterschrieben, 1969 beispielsweise Helmut Schmidt. Foto: Weselmann
Unterschrieben haben auch bekannte Buxtehuder von Leddin bis Brunckhorst. Die 1000-Jahr-Feier der Stadt 1959 füllt gleich mehrere Seiten. Gewinner des Buxtehuder Bullen oder des einstigen Kleinkunst-Igel-Preises durften sich ebenfalls ins Gästebuch der Stadt eintragen. Gerade die Preisträger nutzen gerne die Chance, ihre Freude mit einem persönlichen Dank auszudrücken. Aber auch andere sind um Worte nicht verlegen.
„So grüßt ihr Freund und Dichter! Gezeichnet Ilja Richter“, schreibt dieser beispielsweise passend zu seiner Rolle als TV-Ulknudel in den 1970ern. Mal ist eine Autogrammkarte eingeklebt, und auch Zeichnungen wie beim Eintrag zu „Mecki“ gibt es. Längst nicht immer ist der Anlass ersichtlich, hier und da wurde nicht einmal das Datum vermerkt. So gibt das Buch dem Betrachter manches Rätsel auf.

Golden ist Buxtehudes Gästebuch nicht, dafür ist der Einband geziert vom blau-gelben Stadtwappen. Foto: Weselmann