TGrippe, Dauerbelastung, WM-Traum: Jolina Huhnstock beißt sich durch
Fünf Versuche, fünf Tore: Jolina Huhnstock nutzt ihre Chancen gegen Dortmund konsequent. Foto: Jan Iso Jürgens
Kaum erholt und schon wieder im Einsatz: Kreisläuferin Jolina Huhnstock stellt sich in den Dienst des BSV - und will sich bald einen Kindheitstraum erfüllen.
Buxtehude. „Jetzt geht es mir wieder besser“, sagt Jolina Huhnstock am Donnerstagmorgen. Noch vor einer Woche lag die Kreisläuferin mit einer Grippe flach, verpasste deshalb die EM-Qualifikation mit der Nationalmannschaft. Am Mittwochabend stand sie wieder auf dem Feld - fast über die komplette Spielzeit.
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Der Buxtehuder SV verlor zwar gegen Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund (29:34) und bleibt auch nach sechs Spielen ohne Sieg, doch Huhnstock steht sinnbildlich für eine Mannschaft, die sich trotz aller Rückschläge nicht hängen lässt.
Huhnstock stellt sich in den Dienst der Mannschaft
Seit Wochen ist die 24-Jährige die einzige fitte Kreisläuferin im Kader. Carina Senel und Larissa Kroepel fehlen mit Kreuzbandrissen, eine Verstärkung ist bislang nicht in Sicht. „Natürlich ist das eine Belastung“, sagt Huhnstock. „Aber ich nehme die Rolle an, will das Beste daraus machen. Ich denke nicht zu viel darüber nach.“

BSV-Trainer Dirk Leun. Foto: Jan Iso Jürgens
Trainer Dirk Leun lobt ihre Haltung: „Jolina macht‘s überragend.“ Gegen Dortmund traf sie fünfmal bei fünf Versuchen. „Eigentlich ist sie eher ein zurückhaltender Typ, aber sie wächst immer mehr in die Rolle einer absoluten Führungsspielerin hinein.“
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Am Tag nach der ersten Heimniederlage in der neuen Arena vor mehr als 1300 Zuschauern überwiegt bei Leun das Lob. Er lobt die starke erste Halbzeit, die bessere Kommunikation auf dem Feld, dass sich die Spielerinnen von den anfänglichen Fehlern nicht verunsichern lassen haben. „Was die Mannschaft in dieser Saison auszeichnet: Sie ist von Anfang an da“, sagt Leun.
Torwarttalent Steinecke „wie im Film“
Zur Pause führte der BSV mit zwei Toren. Vor allem Spielmacherin Anika Hampel erwischte mit neun Treffern einen Sahnetag. „Sie ist sehr gut im Erkennen von Situationen“, sagt Leun. Was er meint: Durch bestimmte Laufwege der Außenspielerinnen riss der BSV immer wieder Lücken in die Dortmunder Abwehr - und Hampel nutzte sie konsequent.

Anika Hampel erzielte neun Tore gegen den BVB. Foto: Jan Iso Jürgens
Auch Nachwuchstorhüterin Lina Steinecke, die für die verhinderte Marie Andresen einsprang, überzeugte mit sechs Paraden. „Nach der ersten Parade fühlte sich das hier alles wie im Film an“, sagt die 18-Jährige. „Diese Lautstärke um einen herum, das war komplett neu für mich und hat mir einen richtigen Push gegeben. Das war geil.“
Huhnstock schleppt sich durchs Spiel
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in der zweiten Halbzeit die Kräfte nachließen und Dortmund seine Erfahrung und breit besetzte Bank nutzte. In der Abwehr konnte der BSV nicht mehr an das Niveau der ersten Hälfte anknüpfen. „Wir müssen mitnehmen, dass wir noch mal fünf Prozent draufpacken müssen, um uns dann einfach zu belohnen“, sagt Leun.
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Huhnstock spielte fast durch - abgesehen von einer Pause kurz vor der Halbzeit. „Ich hätte jederzeit signalisieren können, wenn’s nicht mehr geht“, sagt sie. Aber das kam nicht infrage und passt zu ihrer Einstellung.

Huhnstock nimmt auch in der Abwehr eine zentrale Rolle ein. Foto: Jan Iso Jürgens
Schon beim Auswärtsspiel in Oldenburg biss sie auf die Zähne. „Morgens habe ich gemerkt, dass ich krank werde. Im Spiel ging es mir dann so mittelmäßig“, sagt sie. Huhnstock schleppte sich durch die Partie, Kraft und Konzentration ließen nach. In Absprache mit den Trainern verzichtete sie anschließend auf den Lehrgang mit der Nationalmannschaft.
Kreisläuferin hat ein großes Ziel
Zwei Bundesligaspiele stehen noch an, dann will sie sich einen Traum erfüllen: Ende November beginnt die Weltmeisterschaft in Deutschland und den Niederlanden. Huhnstock (15 Länderspiele, 11 Tore) wäre die einzige Buxtehuderin im DHB-Kader. „Ich bin ein Mensch, der sehr ruhig und auf dem Boden geblieben ist, aber wenn ich daran denke, kribbelt es schon“, sagt sie. „Davon habe ich schon als Kind geträumt.“
Bis dahin gilt der volle Fokus dem BSV. Am 1. November geht es nach Metzingen, am 15. November steht das Heimspiel gegen Zwickau an - zwei Chancen auf den ersten Sieg. „Wir werden alles reinwerfen“, sagt Huhnstock. Leun: „Wir brauchen den Sieg gegen Zwickau, keine Diskussion.“ Niemand verliert andauernd gerne.
Buxtehuder SV - Borussia Dortmund
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