THVV kündigt Preiserhöhung an - Das ändert sich bei Zahlung und Tickets

Einzel- und Tagestickets sollen bis zu acht Prozent teurer werden. Die Preise für das HVV-Deutschlandticket sowie für die Wochen- und Monatskarten bleiben unverändert. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Der HVV will zum 1. Januar 2024 die Preise erhöhen, der Verkehrsbund spricht von einer „moderaten Tarifanpassung“. Neben den neuen Linien gibt es im Nahverkehr in den kommenden Wochen einige wichtige Änderungen.
Landkreis. Die vom Hamburger Verkehrsverbund (HVV) beantragte Tarifanpassung zum 1. Januar 2024 sieht einen Preisanstieg um durchschnittlich 1,8 Prozent vor - und bleibt deutlich unter der aktuellen Inflationsrate, betont das Unternehmen. „Damit werden die auch für die Verkehrsunternehmen stark gestiegenen Kosten nur zu einem kleinen Teil an die Fahrgäste weitergegeben“, sagt Pressesprecher Rainer Vohl.
Einzel- und Tagestickets sollen bis zu acht Prozent teurer werden. Die Preise für das HVV Deutschlandticket sowie für die Wochen- und Monatskarte bleiben unverändert. Das sind die neuen Preise:
Einzelkarten
- Kurzstrecke/Stadtverkehr: 2 Euro statt 1,90 Euro
- Nahbereich/1 Zone: 2,70 Euro statt 2,50 Euro
- Hamburg AB/1-2 Ringe: 3,80 Euro statt 3,50 Euro
- Ringe A-D (4 Ringe): 8,40 Euro statt 7,90 Euro
- Ringe A-E (5 Ringe): 10,20 Euro statt 9,60 Euro
- Ringe A-F (6 Ringe): 12 Euro bis 11,30 Euro
- Kind Hamburg AB: 1,40 statt 1,30 Euro
Tageskarten
- 9-Uhr-Tageskarte (Hamburg AB): 7,50 Euro statt 7,10 Euro
- 9-Uhr-Tageskarte (4 Ringe): 15 Euro statt 14,10 Euro
- Gruppenkarte (Hamburg AB): 14,10 Euro statt 13,40 Euro
- Gruppenkarte (4 Ringe): 28 Euro statt 26,80 Euro
- Tageskarte Kind Hamburg AB: 2,70 Euro statt 2,50 Euro
Zeitkarten
- Deutschlandticket: 49 Euro
- Wochenkarte Gesamtnetz: 29 Euro
- Monatskarte: 69 Euro
Für alle online gekauften Einzel- und Tageskarten gilt weiterhin ein Rabatt von sieben Prozent. In der HVV-App kostet beispielsweise eine Einzelkarte Hamburg AB im kommenden Jahr 3,53 Euro.
Linke kritisiert Preiserhöhung
Nach Angaben des HVV nutzen bereits 873.000 Kunden ein HVV-Deutschlandticket, insgesamt 80 Prozent der Fahrten im HVV entfallen den Angaben zufolge auf Zeitkarten. „Insgesamt bedeutet das: Nur etwa jede fünfte Fahrt ist von der Preisanpassung für 2024 betroffen“, so der Unternehmenssprecher.

Nach Angaben des HVV nutzen bereits 873.000 Kunden ein HVV-Deutschlandticket Foto: Marcus Brandt/dpa
So kommt es zwar im Schnitt nur zu einer Preissteigerung von 1,8 Prozent - Einzel- und Tagesfahrkarten werden allerdings zum Teil deutlich teurer. Der Nahbereich (1 Zone) oder die Tageskarte für ein Kind kosten dann 2,70 Euro - „satte acht Prozent mehr“, kritisiert die Hamburger Linksfraktion.
„Bei den Nahbereichsfahrten und den Kinder-Tageskarten acht Prozent draufzuschlagen, ist ein Hammer. Und verkehrspolitisch ist das völlig kontraproduktiv, da so weder Autofahrer*innen noch Kinder in den ÖPNV gelockt werden“, sagt Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Besonders hart getroffen von diesen Preiserhöhungen werden ausgerechnet jene Menschen, die sich das 49 Euro-Ticket nicht leisten können. Bus und Bahn gehören zur Daseinsvorsorge - deshalb müssen die HVV-Preise gesenkt und nicht erhöht werden.“
Das Ende der Bahnsteigkarte
Im Rahmen der Tarifanpassung wird ab dem 1. Januar 2024 auch die Bahnsteigkarte im HVV entfallen. Diese war bisher für das Betreten der U- und S-Bahnhöfe erforderlich, wenn kein Fahrschein vorhanden war. In den vergangenen Jahren wurde noch immer Tausende solcher Karten gelöst. Der HVV war der letzte Verkehrsbund, der noch eine Bahnsteigfahrkarte hatte.
Eine weitere Änderung kommt ab 1. Januar 2024 in Bussen im Bereich Hamburg AB: Dann gibt es hier im Bereich ab Neu Wulmstorf ausschließlich bargeldlose Tickets.
Bereits seit dem Sommer können Fahrgäste, die in den Bussen der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) und der Hamburger Hochbahn AG unterwegs sind, ihr Ticket auch mit der neuen HVV-Prepaid-Card bezahlen. Es werden weder Kundendaten noch Smartphone oder Computer noch ein eigenes Bankkonto benötigt.
Barverkauf wird Ende des Jahres eingestellt
„Bereits heute gibt es im HVV einen deutlichen Trend hin zum bargeldlosen Bezahlen in Bussen, zusätzlich beflügelt durch die Einführung des Deutschlandtickets“, heißt es in einer Pressemitteilung. 80 Prozent der Fahrten im HVV werden per Zeitkarten zurückgelegt, derzeit gibt es im HVV mehr als eine Million Abos. Lediglich 5 Prozent der HVV Gesamteinnahmen entfallen auf den Barverkauf im Bus. Im Gegenzug steige der Anteil digitaler Käufe von Einzel- und Tageskarten stetig, zurzeit liege er bei 37 Prozent.
„Vor diesem Hintergrund wird die Bargeldzahlung in den Bussen der VHH und der HOCHBAHN in Hamburg zum 1. Januar 2024 durch das bargeldlose Bezahlen ersetzt. Neben der HVV Prepaid Card ist dies mit der HVV App, der HVV switch-App und HVV Any möglich“, teilen HVV und VHH mit. Im Laufe des Jahres 2024 soll der Ticketkauf per HVV Prepaid Card dann in allen Bussen im gesamten HVV möglich sein. Ein sogenannter „Friendly User Test“ der HVV Prepaid Card, eine Generalprobe mit 200 Fahrgästen, verlief im November 2022 bereits sehr positiv, heißt es.
Da die Abschaffung des Barverkaufs vorerst nur im HVV Tarifbereich Hamburg AB umgesetzt wird, alle Busse der VHH aber auch im Tarifbereich C des HVV fahren, müssen diese weiterhin zwingend mit einem Kassensystem ausgestattet sein. Das Buspersonal werde auch weiterhin in Tarifkunde ausgebildet und berät Kundinnen und Kunden, wenn Fragen aufkommen sollten.
Wo es die HVV Prepaid Card gibt - und wo man sie auflädt
Die HVV Prepaid Card wurde unter Projektleitung der VHH gemeinsam mit der Hochbahn für den HVV entwickelt und umgesetzt. Die Karte selbst ist kostenlos und kann mit einem Guthaben in Fünf-Euro-Schritten aufgeladen werden. Das maximale Guthaben liegt bei 150 Euro. Zurzeit ist die HVV Prepaid Card an allen U-Bahn-Haltestellen an den neuen Fahrkartenautomaten der Hochbahn erhältlich, darüber hinaus auch an über 550 Verkaufsstellen der teilnehmenden Vertriebspartner, darunter Kioske, Rewe-, Penny- und Toom-Märkte sowie Tankstellen. Weitere Verkaufsstellen sollen folgen. Eine aktuelle Übersicht aller Vertriebsstellen finden Fahrgäste auf der Webseite des HVV.
Überall da, wo die HVV Prepaid Card erhältlich ist, kann sie auch mit Geld aufgeladen werden. Neben den genannten Shops zusätzlich auch überall innerhalb des Systems Schiene, also an allen S-Bahn- und DB-Regio-Stationen. Die Anmeldung und das Hinterlegen von Konto- oder Kreditkartendaten in einem System sind dabei nicht notwendig. „Die Karte eignet sich so zum Beispiel für Eltern, die ihren Kindern spontane Busfahrten ermöglichen möchten. Wenn die Karte bar bezahlt und aufgeladen wird, werden – genau wie bei der heutigen Barzahlung – keine persönlichen Daten der Fahrgäste erhoben“, teilen die Unternehmen mit.
So funktioniert die HVV Prepaid Card
Die Busse der VHH und der Hochbahn sind im Einstiegsbereich mit Terminals ausgestattet. Dort kann der Fahrgast mit dem zuvor aufgeladenen Guthaben der HVV Prepaid Card kontaktlos bezahlen. Dazu tippt man am Terminal auf „Fahrkarte kaufen“, hält die HVV Prepaid Card vor das Lesegerät und wählt eine Fahrkarte aus. Es können Fahrkarten für das gesamte HVV-Gebiet und mehrere Personen gekauft werden. Die mit einer gültigen Fahrkarte versehene Prepaid Card kann selbstverständlich auch in den Schnellbahnen genutzt werden.
Der Fahrkartenprüfdienst im gesamten HVV kann die HVV Prepaid Card einlesen und sehen, ob damit eine gültige Fahrkarte gekauft wurde. Nach jedem Fahrkartenkauf wird das aktuelle Restguthaben auf den Terminals im Bus angezeigt. Wer ein Smartphone nutzt, kann sich zudem die App HVV Card Info herunterladen. Mit ihr kann das Restguthaben ebenfalls jederzeit angezeigt werden. Wer seine HVV Prepaid Card nicht mehr nutzen möchte, kann die Karte in den Servicestellen des HVV zurückgeben und sich das restliche Guthaben auszahlen lassen.
Ab 15. November werden die Fahrgäste im Hamburger Stadtgebiet an Bushaltestellen und in Bussen über die bevorstehende Abschaffung des Barverkaufs in den Bussen und über bargeldlose Alternativen des Ticketkaufs informiert. Vom 20. bis 30. November sind zusätzlich Promoter an Bushaltestellen in Hamburg unterwegs, um Infoflyer auszugeben und Fragen rund um das bargeldlose Zahlen und das Ende des Barverkaufs in Bussen zu beantworten.
S5 statt S3 - das neue S-Bahn-Netz

Das neue S-Bahnnetz ab Dezember 2023. Foto: Daniel-Peter Goergen
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Groß angelegte Reform des Streckennetzes: Statt der Linie S3 wird mit dem Fahrplanwechsel vom 10. Dezember dieses Jahres an die neu geschaffene Linie S5 durch den Landkreis verkehren. Die S3, die derzeit mit den Endhaltestellen Stade und Pinneberg längste Linie im S-Bahn-Netz, endet künftig in Neugraben.
„Die Linie S5 fasst auf ihrer Strecke zwischen Stade und der Station Elbgaustraße Teile der aktuellen Strecken der Linien S21, S31 und S3 neu zusammen“, teilt die S-Bahn Hamburg mit. Die S5 verkehrt künftig - anders als bisher und auch künftig die S3 - durch die Verbindungsbahn von Stade zur Endhaltestelle Elbgaustraße. Die Fahrt durch den Hamburger Citytunnel entfällt. Das heißt: Wer in Stade oder Buxtehude in die S5 einsteigt, erreicht ohne Umstieg nicht den Jungfernstieg oder die Landungsbrücken.
Dagegen geht es vom Hamburger Hauptbahnhof künftig über Dammtor und Sternschanze bis Elbgaustraße. Für alle Fußballfans und Konzertgänger: Die Haltestelle Stellingen mit dem Volksparkstadion und der Barclays-Arena bleibt.
S5 verspricht einen 10-Minuten-Takt ab Buxtehude
„Wir bieten zusätzliche Fahrten nach Buxtehude und Stade an und verbessern zudem das Leistungsangebot zwischen Neugraben und Hamburg-Hauptbahnhof“, heißt es von der S-Bahn. So erhalte die S5 einen höheren Takt in der Hauptverkehrszeit. Bis 10 Uhr morgens und ab etwa 14 Uhr nachmittags fahre die neue Linie ab und von Buxtehude im 10-Minuten-Takt.
Von und nach Stade bleibe es bei einem 20-Minuten-Takt. Dieser werde jedoch am Vormittag bis etwa 11 Uhr verlängert und soll gegen 13.30 Uhr bereits wieder aufgenommen werden.
Die weiterhin bestehende S3 könne ab Neugraben zudem ab 5.10 Uhr früh im 10-Minuten-Takt in Richtung Hamburger Hauptbahnhof genutzt werden. Laut S-Bahn ergebe das für Pendler je nach Umstieg quasi einen 5-Minuten-Takt bis 22 Uhr abends in die Innenstadt Hamburgs.
Millionen-Investition: Linie S6 soll 2029 kommen
Nach der S5 kommt die S6: Mit Gesamtinvestitionen in Höhe von 425 Millionen Euro soll die S-Bahn-Verbindung in den Süden Hamburgs in den kommenden sechs Jahren ausgebaut und die Kapazität so um 40 Prozent gesteigert werden. Kernpunkt der Pläne ist die neue Linie S6, die ab Ende 2029 mit enger Taktung und längeren Zügen zwischen Elbgaustraße und Neugraben fahren soll, wie Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und S-Bahn-Hamburg-Chef Kay Uwe Arnecke Ende Oktober sagten.
Insbesondere Fahrgästen Richtung Harburg und Neugraben solle ein deutlich verbessertes Angebot gemacht werden, sagte der Senator. „Die S-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Harburg ist der am meisten genutzte Streckenabschnitt im Hamburger Netz.“ Bereits heute seien 140.000 Fahrgäste täglich auf der Harburger Linie unterwegs. „Deswegen ist die S6 für Hamburg ein zentrales Verkehrsprojekt, das wir intensiv vorantreiben werden.“ Die Inbetriebnahme der S6 ist für Ende 2029 geplant.