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Neues Streckennetz

S5 ersetzt S3: Das ändert sich für S-Bahn-Pendler im Kreis Stade

Der S-Bahn-Verkehr von und in den Landkreis Stade soll mit der neuen Linie S5 vor allem in Stoßzeiten pünktlicher und zuverlässiger werden. Foto: dpa

Der S-Bahn-Verkehr von und in den Landkreis Stade soll mit der neuen Linie S5 vor allem in Stoßzeiten pünktlicher und zuverlässiger werden. Foto: dpa

Der beinahe alltägliche Pendlerfrust im Landkreis ist groß. In drei Monaten sollen die S-Bahnen zuverlässiger und häufiger fahren. Das ist das Versprechen der neuen Linie S5 von Stade bis nach Hamburg. Was Fahrgäste wissen müssen.

Von Tim Parge Freitag, 08.09.2023, 06:00 Uhr

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Pünktlich knapp 100 Tage vor der groß angelegten Streckenreform ging die S-Bahn Hamburg bereits in die Kommunikationsoffensive. Auf allen Online-Kanälen wird das geplante Streckennetz beworben: "Einfacher, zuverlässiger, für die Zukunft" ist nur einer der Slogans. Vor allem für Fahrgäste und Pendler aus und in den Kreis Stade dürfte die Reform zur Revolution werden.

Das ist die neue S-Bahnlinie S5 durch den Landkreis Stade

Statt der Linie S3 wird mit dem Fahrplanwechsel vom 10. Dezember dieses Jahres an die neu geschaffene Linie S5 durch den Landkreis verkehren. Die S3, die derzeit mit den Endhaltestellen Stade und Pinneberg längste Linie im S-Bahn-Netz, endet künftig in Neugraben. 

"Die Linie S5 fasst auf ihrer Strecke zwischen Stade und der Station Elbgaustraße Teile der aktuellen Strecken der Linien S21, S31 und S3 neu zusammen", teilt die S-Bahn Hamburg mit. Die S5 verkehrt künftig - anders als bisher und auch künftig die S3 - durch die Verbindungsbahn von Stade zur Endhaltestelle Elbgaustraße. Die Fahrt durch den Hamburger Citytunnel entfällt. Das heißt: Wer in Stade oder Buxtehude in die S5 einsteigt, erreicht ohne Umstieg nicht den Jungfernstieg oder die Landungsbrücken.

Dagegen geht es vom Hamburger Hauptbahnhof künftig über Dammtor und Sternschanze bis Elbgaustraße. Für alle Fußballfans und Konzertgänger: Die Haltestelle Stellingen mit dem Volksparkstadion und der Barclays-Arena bleibt.

Die neue S5 im Streckenplan. Dieser gilt vom 10. Dezember an. Grafik: S-Bahn Hamburg

Die neue S5 im Streckenplan. Dieser gilt vom 10. Dezember an. Grafik: S-Bahn Hamburg

Die neue Linie kommt im Streckenplan himmelblau daher. Das hat laut S-Bahn auch einen historischen Grund: Von 1967 bis 2001 gab es bereits eine Regionalbahn als S5 zwischen Hamburg-Altona und Elmshorn. 2002 wurde die damalige S5 zur heutigen RB 61 beziehungsweise RB 71. Nun wird die Farbe wiederbelebt.

S5 verspricht einen 10-Minuten-Takt ab Buxtehude

Wie die S-Bahn weiter ankündigt, sollen überwiegend die Züge der modernsten Baureihe der sogenannten 490er-Serie in Richtung Stade zum Einsatz kommen. Diese verkehren seit Dezember 2018 in und um Hamburg.

"Wir bieten zusätzliche Fahrten nach Buxtehude und Stade an und verbessern zudem das Leistungsangebot zwischen Neugraben und Hamburg-Hauptbahnhof", heißt es von der S-Bahn. So erhalte die S5 einen höheren Takt in der Hauptverkehrszeit. Bis 10 Uhr morgens und ab etwa 14 Uhr nachmittags fahre die neue Linie ab und von Buxtehude im 10-Minuten-Takt.

Von und nach Stade bleibe es bei einem 20-Minuten-Takt. Dieser werde jedoch am Vormittag bis etwa 11 Uhr verlängert und soll gegen 13.30 Uhr bereits wieder aufgenommen werden.

Die weiterhin bestehende S3 könne ab Neugraben zudem ab 5.10 Uhr früh im 10-Minuten-Takt in Richtung Hamburger Hauptbahnhof genutzt werden. Laut S-Bahn ergebe das für Pendler je nach Umstieg quasi einen 5-Minuten-Takt bis 22 Uhr abends in die Innenstadt Hamburgs.

Neues S-Bahnnetz: S31 wird von Dezember an gestrichen

Größter Pluspunkt der neuen Linie S5 sei, dass das Kuppeln mehrere Waggons zu einem Langzug in Neugraben entfalle. Da die S3 dort ohnehin starte und ende, können künftig gleich von Beginn an auf der S3 Langzüge eingesetzt werden. Dies soll von montags bis freitags bis circa 19 Uhr der Fall sein. Langzüge bestehen aus insgesamt neun Waggons und bieten Platz für 1500 Fahrgäste.

Die Züge des Typs 490 fahren seit Dezember 2018 hamburgweit. Foto: Reinhardt/dpa

Die Züge des Typs 490 fahren seit Dezember 2018 hamburgweit. Foto: Reinhardt/dpa

Das Versprechen: S-Bahnen zwischen Neugraben und Stade verkehren künftig pünktlicher und zuverlässiger. "Die S3 wird stabiler, da die Züge nicht mehr im laufenden Betrieb verlängert und verkürzt werden, wie es bisher in Neugraben und an der Elbgaustraße geschieht", heißt es weiter. Durch das Nebeneinander beider Linien sollten auch übervolle S-Bahnen der Vergangenheit angehören. "Viel Platz für alle", so ein weiterer Slogan der S-Bahn.

Die S3 fährt weiterhin bis Pinneberg nach Schleswig-Holstein. Die bisherige Verstärkerlinie S31 wird gestrichen, sie wird im Süderelbe-Raum durch die S5 ersetzt. 

Auf einen Blick: Das neue Streckennetz der S-Bahn Hamburg. Grafik: S-Bahn Hamburg

Auf einen Blick: Das neue Streckennetz der S-Bahn Hamburg. Grafik: S-Bahn Hamburg

S-Bahn setzt längere Züge ein und verspricht bessere Pünktlichkeit

Laut S-Bahn nahmen auch zuletzt die Fahrgastzahlen auf der Linie S3 von und nach Stade immer weiter zu. Nach Zahlen der Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen (VNO) fahren an Werktagen insgesamt 160.000 Fahrgäste in S- und Regionalbahnen über die Süderelbe, etwa 70 Prozent davon fahren mit der S-Bahn.

Dem gestiegenen Aufkommen werde man mit der Reform des S-Bahn-Netzes jetzt gerecht, teilt die S-Bahn mit. Vor allem im Umland soll der Verkehr flüssiger rollen. Daneben gehe es darum, Klimazielen besser zu erfüllen und den auch vom Rot-Grünen Senat propagierten Hamburg-Takt umzusetzen. Das neue S-Bahn-Netz biete darüberhinaus, "Raum für Wachstum". Ein weiterer Ausbau ist demnach denkbar.

"Übersichtlichere Linienverläufe, mehr Zeit zum Aus- und Einsteigen und die Ausweitung des Langzugeinsatzes, insbesondere in Hamburgs Süden auf der S3, sorgen für einen zuverlässigeren Fahrplan", so die S-Bahn Hamburg. Das neue Liniennetz entzerre zudem die Knotenpunkte Hauptbahnhof und Altona, damit sollen S-Bahnen pünktlicher fahren können. Auch deshalb fahre die S5 nicht mehr durch den Citytunnel, die S3 aber weiterhin über Jungfernstieg und Altona.

Pendler-Frust mit der S3 im Landkreis Stade

In diesem Jahr hagelte es einmal mehr zahlreiche Beschwerden über die Unzuverlässigkeit der S-Bahn im Hamburger Süden sowie im Landkreis Stade. Klaus Müller, Sprecher des Fahrgastbeirates Stade, verglich die Linie S3 jüngst im TAGEBLATT mit einem Patienten: „Wenn das S-Bahn-Netz einen Schnupfen hat, dann hat die Strecke Neugraben–Stade eine Lungenentzündung.“

„Die Situation der S-Bahn-Linie 3 in der südlichen Metropolregion, insbesondere für die Pendlerinnen und Pendler aus meinem Wahlkreis, wird immer unhaltbarer“, sagte die Landtagsabgeordnete Birgit Butter (CDU) im TAGEBLATT. Beklagt wird immer wieder auch, die fehlende oder falsche Kommunikation seitens der S-Bahn bei Ausfällen oder Störungen. Erst am vergangenen Freitag sorgte ein Brand einer Diesellok eines Regionalzuges von Start Unterelbe im Bahnhof Neugraben für massive Behinderungen im Bahnverkehr. Statt eines Ersatzverkehrs mit Bussen konnten am Freitagnachmittag lediglich wenige Taxis bereitgestellt werden.

94,5 Prozent Pünktlichkeit erreicht die S-Bahn Hamburg nach eigenen Angaben im gesamten Netz. Auf dem Streckenabschnitt der Linie S3 im Hamburger Süden sei die Pünktlichkeit in diesem Jahr um 1,25 Prozentpunkte auf nahezu 94,5 Prozent gestiegen. Die gefühlte Wahrnehmung der Pendler ist da offenbar eine ganz andere.

„Auf der Strecke von Neugraben nach Stade haben wir leider mit zusätzlichen Störungen der Infrastruktur (Bahnübergänge, Signaltechnik) sowie mit Beeinträchtigungen durch den dortigen Mischverkehr (Güterverkehr, Regionalverkehr) zu kämpfen“, gestand S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke. 

Neben der Ertüchtigung von Bahnübergängen und Gleisanlagen soll die Neuordnung des Streckennetzes von diesem Dezember an für Verbesserungen sorgen.

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