THalle Nord bald Geschichte: Das waren die 10 größten Spiele

Wie unglaublich ist das denn? Maxi Hayn (links) und der BSV schafften 2014 ein sportliches Wunder. Foto: Jan Iso Jürgens
Weltstars, Wunder und Rangeleien: Der Buxtehuder SV verabschiedet sich nach der Saison aus der Halle Nord. Das waren die größten Duelle und Sensationen.
Buxtehude. Die Halle Nord wird für den Buxtehuder Handball am Ende dieser Saison Geschichte sein. Je nachdem, wie der BSV in den Bundesliga-Play-downs abschneidet, könnte das Spiel am 19. April die oder eine der letzten Partien vor dem Umzug in den 23,5 Millionen Euro teuren Neubau sein.
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Jetzt abstimmen und gewinnen: Wer wird die BSV-Spielerin der Saison?
Doch welche Erinnerungen bleiben an die Halle Nord? Seit dem Bundesliga-Aufstieg 1989 hat der BSV hier 499 Pflichtspiele ausgetragen. Das TAGEBLATT blickt auf die zehn größten Duelle zurück.
Das Duell der Giganten
24. März 1988: Im Jahr zuvor steigt der BSV in die zweite Liga auf. Trainer Hans Dornbusch holt mit der Jugoslawin Svetlana Kitic die beste Handballerin der Welt nach Buxtehude. Im Pokal-Achtelfinale gegen den Erstligisten Jarplund-Weding-Adelby trifft sie auf die tschechoslowakische Weltklasse-Handballerin Jara Ivancikova.

Freundschaftliche Umarmung nach dem Pokalfight: Jara Ivancikova (links) und Svetlana Kitic. Foto: Strüning
Nach 60 Minuten steht es 26:26, nach der ersten Verlängerung 30:30, nach der zweiten Verlängerung 33:34 - der BSV fliegt raus. „Alfred Hitchcock läßt grüßen: Spannender ging es wirklich nicht mehr“, titelt das TAGEBLATT. Kitic warf 18 Tore und verschwand am Ende der Saison unter mysteriösen Umständen aus Buxtehude, Ivancikova traf achtmal und wechselte in der folgenden Saison zum BSV.
1000 Zuschauer feiern den Aufstieg
4. April 1989: Vor dem Ausbau hat die Halle Nord zwar nur 498 Sitzplätze - und doch zwängen sich mehr als 1000 Zuschauer hinein. Auf dem Boden sitzend und in Fünferreihen stehend erleben sie, wie der BSV sein letztes Zweitliga-Heimspiel gegen den TuS Alstertal mit 19:15 gewinnt und in die Bundesliga aufsteigt.
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T Heißt die Halle Nord in Zukunft Sparkassen-Arena?
Das TAGEBLATT schreibt von einem „meisterlichen Spiel“ des BSV. Trainer Dornbusch krönt seine Karriere, nachdem er Buxtehude in 13 Jahren von der 3. Hamburger Liga bis in die Bundesliga geführt hat.
Kartenkrieg mit Walle Bremen
9. Mai 1990: Der finanzstarke Zweitligist Walle Bremen tritt mit seinem Starensemble im Halbfinale des DHB-Pokals beim BSV an. „Wir können nur durch unsere Fehler verlieren“, tönt Bremens Trainer Herbert Ludolf.

Catrin Köhnken, Tanja Hausmann und Katja Dürkop danken den 1000 Zuschauern in der Halle Nord. Foto: Archiv
Auch abseits des Spielfeldes gibt es Zoff. BSV-Trainer Dornbusch verweigert den Bremern ein Ticketkontingent. In der 20. Minute wird das Spiel unterbrochen, auf der Tribüne kommt es zu einer Rangelei, ein BSV-Fan fühlt sich von der Trommel eines Bremers belästigt. Die Polizei muss schlichten.
Handball-Bundesliga
T Der BSV macht es spannend - sichert sich aber Heimrecht in Play-downs
Und sportlich? Der BSV gewinnt mit 18:17, steht erstmals im Pokalfinale und qualifiziert sich auch für den Europapokal. „60 Minuten Nervenkitzel“, schreibt das TAGEBLATT. In den folgenden Jahren feiert Bremen große Erfolge. Bergab geht es, nachdem der Hauptgeldgeber wegen betrügerischer Geschäfte ins Gefängnis muss.
Siegessichere Fans aus Norwegen
7. Mai 1994: Mit zweiter Tribüne und neuem Eingangsfoyer spielt der BSV im Europapokal-Finale erstmals in der erweiterten Halle Nord. Dort dominieren die Farben von Gastgeber Buxtehude und Gegner Oslo: Blau und Gelb.
Handball-Bundesliga
T Nach schmerzhaftem Kuske-Abschied: BSV findet Torhüterin in zweiter Liga
Nach der Pause geht Kreisläuferin Heike Axmann schreiend zu Boden, Kreuzbandriss. Der BSV um die starke Torhüterin Renate Zschau gewinnt nur mit 22:21. Die norwegischen Fans feiern das schon wie den sicheren Europapokalsieg, werden aber eine Woche später enttäuscht. Der BSV entscheidet auch das Rückspiel vor über 5000 Zuschauern für sich und feiert seinen ersten internationalen Titel.
Tiefpunkt der BSV-Geschichte
31. März 2007: Vor dem letzten Spieltag steht der BSV auf einem Abstiegsplatz. Mit Retter-Shirts werden die Fans mobilisiert. Nur ein Sieg gegen Blomberg bewahrt den BSV vor dem Abstieg, doch Nationalspielerin Stefanie Melbeck fehlt verletzungsbedingt. „Es war die größte sportliche Krise unserer Bundesligazeit“, sagt Manager Peter Prior. Wenige Wochen zuvor wurde bereits Wolfgang Pötzsch als Trainer verpflichtet.

Susanne Petersen warf den BSV mit sechs Treffern zum Sieg gegen Blomberg. Foto: Jan Iso Jürgens
Am Ende gewinnt Buxtehude mit 31:25, wartet aber noch auf die Ergebnisse aus den anderen Hallen. Schließlich verkündet Prior vor 1600 Zuschauern die erlösenden Worte: Der BSV bleibt erstklassig.
BSV gewinnt deutsches Finale im Europapokal
23. Mai 2010: Der BSV hat das Hinspiel im Finale um den Challenge Cup in Göppingen bereits mit zwölf Toren Vorsprung gewonnen. „Wer das verspielt, ist bescheuert“, sagt Michael Jungblut vor dem Rückspiel. Der BSV-Betreuer will sich die Feier nicht entgehen lassen und entlässt sich nach einer Bandscheiben-OP selbst vorzeitig aus dem Krankenhaus.

Der BSV feiert den Gewinn des Challenge Cups. Foto: Archiv
Der BSV gewinnt das Rückspiel auch mit 28:26 und feiert damit seinen zweiten Erfolg im Europapokal. Susanne Petersen duscht ihre Mitspielerinnen mit Sekt. Bitter: Jana Podpolinski, die im Hinspiel sechs Tore erzielt hatte, fehlte im Rückspiel, weil sie im Abschlusstraining auf dem eigens für die TV-Übertragung verlegten Hallenboden umgeknickt war. „Für mich war es super schlimm“, sagt sie.
Das Wunder von Buxtehude I
10. April 2011: Mit 22:30 verliert der BSV das Play-off-Hinspiel beim Frankfurter HC. „Der BSV hat die beste Bundesligasaison seiner Geschichte in nur 60 Minuten verworfen“, schreibt ein Handball-Portal nach dem ersten Viertelfinale. Niemand rechnet mehr mit Buxtehude.

Kaum einer hatte mit dem BSV gerechnet - umso größer war die Freude nach dem Sieg gegen Frankfurt/Oder. Foto: Jan Iso Jürgens
Doch in eigener Halle kommt es anders: Der BSV spielt Frankfurt vor über 1300 Zuschauern an die Wand. Die Fans sind euphorisiert und ziemlich fassungslos. Mitte der zweiten Halbzeit hat der BSV die acht Tore aufgeholt und gewinnt mit 32:22. „Das ist ein riesengroßer Tag in meinem Leben“, sagt BSV-Trainer Dirk Leun mit Tränen in den Augen.
Das Wunder von Buxtehude II
5. Mai 2012: Wieder verliert der BSV ein Play-off-Hinspiel mit acht Toren - 23:31 beim HC Leipzig. Diesmal ein Halbfinale. „Finale in Sicht“, titelt die Leipziger Volkszeitung. „Niemand sollte uns schon abschreiben“, sagt Buxtehudes Linksaußen Katja Langkeit.

Josephine Techert schreit ihr Glück über den Finaleinzug heraus. Foto: Wisser
Doch mit 1500 Fans im Rücken gelingt die Sensation: Angeführt von einer überragenden Katja Langkeit wird der Rückstand zur Pause egalisiert. Der BSV gewinnt mit 27:19 und zieht dank der mehr geworfenen Auswärtstore ins Finale ein. „So etwas Geiles habe ich noch nie erlebt“, sagt Langkeit. Der BSV wird später Deutscher Vizemeister.
Das Wunder von Buxtehude III
8. Februar 2014: Es ist ein bekanntes Muster: Der BSV verliert das Hinspiel im Europapokal-Achtelfinale in Erd (Ungarn) mit 23:32 und legt ein unglaubliches Comeback hin.

Ulrika Agren (links) und Antje Peveling feiern den Sieg. Foto: Jan Iso Jürgens
Im Rückspiel ist Buxtehude wie entfesselt, am Ende trifft Geburtstagskind Maxi Hayn zum 31:22. Wegen eines mehr geworfenen Auswärtstores steht der BSV im Viertelfinale des Cup Winner‘s Cup. Die ungarische Trainerin Edina Szabo sagt nach dem Spiel, dass man die Liebe des Buxtehuder Publikums zum Handball gespürt habe.
Emotionen nach den Anschlägen von Paris
15. November 2015: Lange ist unklar, ob Issy Paris zwei Tage nach den Terroranschlägen in der französischen Hauptstadt überhaupt nach Buxtehude kommt. „Aber wir wollten kommen, um zu beweisen, dass das Leben weitergeht“, sagt Issy-Manager Mathieu Marchand.

Wenige Tage nach den Terroranschlägen von Paris wurde der Sport zur Nebensache. Foto: Jan Iso Jürgens
Vor dem Spiel drückt Buxtehudes Bürgermeisterin auf Deutsch und Französisch ihr Mitgefühl aus, während der Schweigeminute fließen Tränen, die Europahymne wird gespielt. Paris gewinnt mit 28:26, aber das ist für die Franzosen nicht entscheidend. „Es ist die Solidarität, die wir hier erfahren durften“, sagt Marchand.