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Verlorene Orte

THexenprozesse: Diese Buxtehuder Zeitreise löst ein spannendes Rätsel

Fotomontage mit Reiner Sprenger und Bernd Utermöhlen in der virtuellen Buxtehuder Altstadt.

Fotomontage mit Reiner Sprenger und Bernd Utermöhlen in der virtuellen Buxtehuder Altstadt. Foto: Lesprenger

Die Zeitreise geht weiter: Das virtuelle Stadtmodell vom historischen Buxtehude macht immer neue verlorene Orte sichtbar und löst jetzt das Rätsel um einen bedeutsamen Bau.

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Von Fenna Weselmann
Donnerstag, 06.11.2025, 14:50 Uhr

Buxtehude. Im Rahmen seiner Reihe „Lebensader Este“ holt der Heimat- und Geschichtsverein Buxtehude einen Publikumserfolg des vergangenen Jahres zurück ins Kulturforum. Nach der großen Resonanz auf die Ausstellung und die virtuellen Rundgänge zu „Buxtehude Dazumal“ geht es am Sonntag, 9. November, um 17 Uhr erneut auf eine spannende Reise in die Geschichte der Altstadt.

An diesem Buxtehuder Ort wurden Urteile verkündet

Unter dem Titel „Verlorene Orte 2.0“ laden der Buxtehuder Grafiker Reiner Sprenger (auch bekannt unter dem Künstlernamen Lesprenger) und der ehemalige Stadtarchivar Bernd Utermöhlen zu einer Fortsetzung ihres virtuellen Stadtrundgangs ein. Das weiterentwickelte 3D-Stadtmodell vom historischen Buxtehude um 1900 führt zu längst verschwundenen Bauwerken und ihrer Geschichte.

Im Blickpunkt steht beispielsweise das Rathausquartier, das durch einen verheerenden Großbrand im Jahr 1911 samt Rathaus fast vollständig zerstört wurde. Das genaue Sichten und Vergleichen historischer Bilder für die Ausarbeitung seines 3D-Stadtmodells führte hier zu bahnbrechenden Erkenntnissen. Die Recherche brachte Reiner Sprenger und Bernd Utermöhlen auf die Spur einer rätselhaften Treppe und lieferte endlich Hinweise für die Rekonstruktion einer weiteren Häuserzeile im Schatten der St.-Petri-Kirche.

Besagte Treppe war einst ein wichtiger Ort im Gerichtswesen der Stadt. Von den Stufen aus wurden Urteile verkündet - auch im Zuge der berühmten Hexenprozesse. Der Aufgang am einstigen Rathausgebäude findet Erwähnung in einem Bericht von 1821 über das Justizwesen in der Stadt. Allerdings fehlte ein bildlicher Hinweis zu Gestaltung und genauer Lage - bis Reiner Sprenger auf eine alte Zeichnung stieß. Die zeigt den früheren Rathausanbau zur Langen Straße.

Das 3D-Stadtmodell deckt eine Fehlinformation auf

Für die Häuserzeile an einer Seite der Kirchenstraße konnte Reiner Sprenger lange ebenfalls kein entsprechendes Bildmaterial finden. „Die Gebäude an der Nordseite des Rathausquartiers wurden nach dem Brand neu aufgebaut und es schien kaum Ansichten von der Kirchenstraße zu geben. Das machte die Rekonstruktion dieses Abschnitts so schwierig“, erklärt der Stadtmodell-Gestalter. Bis eine überraschende Entdeckung Sprenger plötzlich an der verbreiteten Zuordnung einiger Bildquellen zweifeln lässt.

Beim Vergleich historischer Fotografien und Zeichnungen wurde ihm klar, dass eine in verschiedenen Quellen der Breiten Straße zugeschriebenen Häuserzeile eigentlich die Gebäudezeile der Kirchenstraße zeigte. Ein in der Kirchenstraße nicht abgebranntes Haus lieferte schließlich den letzten Beweis. Das Fachwerkhaus steht heute noch und war in den Ansichten wiederzuerkennen.

„Der Zeitreise-Abend widmet sich also gleichzeitig einem wichtigen Thema unserer Zeit. Er stellt die Frage, wie wir mit Bildquellen umgehen und warum wir uns die Mühe machen müssen, Informationen zu hinterfragen und den Wahrheitsgehalt einer Quelle zu prüfen“, erklärt Reiner Sprenger.

Der virtuelle Rundgang gibt ein Bild vom alten Stavenort

Das Publikum erwartet zudem ein detaillierter Rundgang durch den alten Stavenort sowie neu rekonstruierte Ansichten der Hinterhäuser am Ostfleth. Ebenso sichtbar werden die Hinterhäuser an der Ostseite vom Viver, jenseits vom Stackmann-Gebäude. Einblick gibt es auch in die Breite Straße.

Rückansicht auf den Stavenort um 1900.

Rückansicht auf den Stavenort um 1900. Foto: Lesprenger

Eintrittskarten zu 6 Euro sind online buchbar unter www.kulturforum-hafen.de/tickets, Reservierungsanfragen per E-Mail sind unter tickets@kulturforum-hafen.de möglich.

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