TJoachim Fuchs: Ein Grüner, den die CDU gerne gehabt hätte

Für den Bundestagswahlkampf lässt sich Joachim Fuchs (Bündnis 90/Die Grünen) vor dem Rathaus in Buxtehude fotografieren. Foto: Christine Bornstedt
Joachim Fuchs kandidiert für den Bundestag. Im Wahlkampf ist ein Plakat von ihm zertrümmert worden. Darauf hat er ungewöhnlich reagiert.
Sauensiek. Seine politische Karriere verläuft bisher rasant: Innerhalb von zwei Jahren avancierte Joachim Fuchs vom Beisitzer im Kreisvorstand zum Direktkandidaten der Grünen für den Deutschen Bundestag. Der 32-Jährige aus der Gemeinde Sauensiek ist das Gesicht der Grünen im Wahlkreis Stade I - Rotenburg II. Co-Sprecher im Kreisverband ist er seit 2023.
Einen langen Weg hat Joachim Fuchs zurückgelegt, bis er zu der Partei Bündnis 90/Die Grünen fand. Aufgewachsen in der baden-württembergischen Barockstadt Ludwigsburg, hat er sich langsam aus einem konservativ geprägten Milieu emanzipiert.
Kindheit im CVJM prägt Joachim Fuchs
Fest verankert in der Jugendorganisation Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM) sei er als Kind gewesen, erzählt Joachim Fuchs im Gespräch mit dem TAGEBLATT. Gesellschaftlich engagiert hat er sich in der Jugendarbeit bei Zeltlagern oder Jugendgottesdiensten. Drei Jahre ehrenamtliche Tätigkeit im Kirchenvorstand in der Kleinstadt Großbottwar stehen in seiner Vita.
In diesem Milieu fischt die CDU nach Persönlichkeiten. Die CDU-nahe Konrad Adenauer Stiftung wählt Joachim Fuchs als Stipendiaten aus. „Mit der CDU kann ich gut leben“, denkt sich Joachim Fuchs damals.
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Während seines Lehramtsstudiums aber erkennt er die christlichen Grundwerte in der Politik der CDU zunehmend nicht wieder. Joachim Fuchs ist einer, der sich für Chancengleichheit junger Menschen einsetzt.
An der Universität lernt er Leute von der SPD und den Grünen kennen - und findet sich in ihnen wieder. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist über die Landesgrenzen hinaus geachtet. „Ich habe gesehen, dass die Grünen in Regierungsverantwortung einiges bewirken können“, sagt Joachim Fuchs.
Aus diesem Anlass tritt er den Grünen bei
Während der Corona-Pandemie fallen Joachim Fuchs die Verschwörungstheorien auf, die Menschen verbreiten. Wie sogenannte Querdenker die Novelle des Infektionsschutzgesetzes mit dem Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten vergleichen. Am Tag, als der Bundestag über das Infektionsschutzgesetz debattiert, tritt Joachim Fuchs den Grünen bei.
Sein Studium beendet Joachim Fuchs in der Schweiz und wird in dem Alpenland als Lehrer tätig. Heute noch sind seine Hobbys Bergsteigen und Sportklettern.

Joachim Fuchs ist leidenschaftlicher Bergsteiger. Das Foto zeigt ihn 2021 auf dem 3934 Meter hohen Berg Bietschhorn in der Schweiz. Foto: Fuchs
Im Jahr 2021 zieht Joachim Fuchs in den Landkreis Stade. Er arbeitet als Lehrer für Geschichte und Mathematik an der Integrierten Gesamtschule Buxtehude.
Seine Schüler und Schülerinnen sehen ihren Lehrer prominent auf Wahlplakaten. Was sagen die Jungen und Mädchen dazu? „Die Fünftklässler fragen, ob ich nicht mehr ihr Klassenlehrer sein werde“, erzählt Joachim Fuchs. Würde er gewählt werden, werde er als Bundestagsabgeordneter arbeiten, antwortet er den Jungen und Mädchen. Ihm sei es wichtig, ehrlich zu sein.
Die Chancen auf ein Bundestagsmandat
Als kaum wahrscheinlich gilt, dass Joachim Fuchs das Direktmandat gewinnt. Nicht völlig ausgeschlossen ist, dass der 32-Jährige über die Landesliste in den Bundestag einziehen könnte. Auf Listenplatz 16 steht er. „Deutlich über 20 Prozent müssten dazu die Grünen bei der Bundestagswahl erringen“, sagt Joachim Fuchs. Das ZDF-Politbarometer vom vergangenen Wochenende sieht die Grünen bei 15 Prozent.
Wer auf Plakaten seinen Kopf hinhält, erlebt Zerstörungswut unmittelbar an der eigenen Person. Zwei Mal innerhalb von zwölf Stunden haben Unbekannte den Kopf von dem Plakat gerissen - in der Nachbarschaft zu seiner Wohnung. Joachim Fuchs reagierte mit einem Zettel, den er am Plakat befestigte: „Auch wenn ihr mir den Kopf abreißt, ich bleibe stabil“, schrieb er darauf.
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Joachim Fuchs ist Sozialpolitiker: „Alle Menschen haben die gleichen Chancen verdient“, sagt er. Das treibt ihn als Politiker an. Ihn stört, wenn Kindern Bildungschancen verwehrt bleiben, weil Eltern das Geld fehlt.
Im Wahlkampf zieht Joachim Fuchs von Haustür zu Haustür. Darin haben die Grünen den Kandidaten geschult. „Haustürwahlkampf gilt laut Studien als effektiv“, sagt Joachim Fuchs. 20 Sekunden dauert die kurze Vorstellung. Die Menschen müssen das Gefühl haben, dass er auch wieder gehen wird.
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TAGEBLATT-Talk in Kutenholz: Jetzt Tickets sichern!
Der grüne Kandidat fährt ein Auto mit Dieselantrieb. Ein Widerspruch? Lademöglichkeiten mit Strom seien im Dorf noch nicht ausreichend, antwortet Joachim Fuchs. Und fügt hinzu: „Mein nächstes Auto wird kein Verbrenner mehr sein.“
TAGEBLATT-Talk mit den Bundestagskandidaten
Wer mehr über und von Joachim Fuchs wissen möchte, kommt am Freitag, 14. Februar, in die Festhalle Kutenholz zum TAGEBLATT-Talk, wenn er ab 19 Uhr mit den anderen Direktkandidaten aus dem Wahlkreis 30 Rede und Antwort steht. Zum Wahlkreis gehören neben dem Nordkreis Rotenburg mit Bremervörde und Zeven die Städte Stade und Buxtehude, das Alte Land und die Stader Geest. Karten gibt es für 5 Euro unter www.tageblatt.de/wahl-kutenholz oder in der TAGEBLATT-Geschäftsstelle des Stader Pressehauses, Glückstädter Straße 10.