TAbgänge: Wenn der BSV-Manager schon die Ex-Kapitänin reaktivieren will

Marie Andresen beendete im vergangenen Sommer ihre Karriere. Foto: Jan Iso Jürgens
Der Buxtehuder SV wünscht sich mehr personelle Kontinuität, steht aber nach vier teils prominenten Abgängen erneut vor dem Umbruch. Peter Prior bezieht Stellung.
Buxtehude. Normalerweise beginnt BSV-Manager Peter Prior im November oder Dezember mit den Vertragsgesprächen. Doch diesmal war es anders. Für den BSV lief es zu diesem Zeitpunkt in der Bundesliga schlecht. Vorletzter Platz!
Prior ließ sich mehr Zeit, um über die auslaufenden Verträge zu entscheiden. „Ich wollte die nächsten Spiele abwarten und sehen, wie wir uns entwickeln und wer was beiträgt“, sagt Prior. „Es ist ja nicht so, dass wir automatisch alle auslaufenden Verträge verlängern.“
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Im Januar - der BSV hatte sich nach einigen Siegen in der Tabelle verbessert - hatte der Manager ein klareres Bild. Die intensive Phase der Kaderplanung begann.
„Heute ist die Verweildauer kürzer geworden“
Seit 1999 ist Prior für den Kader verantwortlich, doch das Geschäft hat sich verändert. „Früher hatten wir mehr Kontinuität, das hatte Vorteile für alle“, sagt der Manager. Spielerinnen wie Randy Bülau oder Isabell Klein blieben fast zehn Jahre beim BSV und wurden zu Identifikationsfiguren.

BSV-Manager Peter Prior stellt den Kader seit 1999 zusammen. Foto: Jan Iso Jürgens
„Heute ist die Verweildauer kürzer geworden“, sagt Prior. Andere Vereine sind stärker geworden, finanziell besser aufgestellt oder können mit dem internationalen Geschäft locken, von dem der BSV derzeit weit entfernt ist.
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Ob die Kaderplanung trotzdem Spaß macht? „Jein“, sagt Prior.
Die finanziellen Mittel sind begrenzt
Über die Kaderplanung entscheidet Prior in der Regel nicht allein. „Ich stimme mich eng mit Dirk (Trainer Leun, Anm. d. Red.) ab“, sagt er. „Ich habe noch nie eine Spielerin geholt, die Dirk nicht haben wollte. Aber ich kann ihm auch nicht jeden Wunsch erfüllen.“
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Der Buxtehuder SV arbeitet mit begrenzten finanziellen Mitteln. „Es ist eher unwahrscheinlich, dass wir Neuzugänge aus Ludwigsburg, Dortmund oder Bensheim holen“, sagt Prior. Eine Nationalspielerin von Meister Ludwigsburg kann sich der BSV schlicht nicht leisten. Wie hoch der Personaletat des BSV ist, will Prior nicht sagen.
Nach TAGEBLATT-Informationen verdienen erfahrene Spielerinnen in Buxtehude hohe dreistellige bis niedrige vierstellige Summen im Monat. Dazu gibt es einen Kleinwagen vom Sponsor. Außerdem unterstützt der Verein die Spielerinnen bei der Wohnungs- und Jobsuche.
BSV wird in unterer Tabellenregion fündig
Mit Hilfe von Beratern und eigenen Beobachtungen konzentriert sich Prior bei der Suche nach potenziellen Neuzugängen vor allem auf die erste und zweite Liga - und grenzt so den Markt ein. Im vergangenen Jahr wurden unter anderem Anika Hampel und Jolina Huhnstock vom Absteiger HSG Bad Wildungen verpflichtet.

Prior schaut sich vor allem in der ersten und zweiten Liga nach neuen Spielerinnen um. Foto: Jan Iso Jürgens
Jetzt lief es ähnlich: Nachdem Rechtsaußen Lotta Heider (wechselt zum Thüringer HC) ihren Abschied verkündet hatte, wurde Prior schnell beim Tabellenletzten Bayer Leverkusen fündig.
Christin Kaufmann hatte der BSV schon länger auf dem Zettel. „Sie war uns als junges Talent aufgefallen, das jetzt in der Bundesliga eine gute Rolle spielt“, sagt Prior. Der Kontakt kam über ihren Berater zustande. Durch ihr Studium ist die 21-Jährige nicht an einen bestimmten Ort gebunden.
Wenn sich die Verhandlungen ziehen
Doch nicht immer läuft alles so glatt. Zuletzt hatte sich Prior „wochenlang“ und „sehr intensiv“ um Torhüterin Laura Kuske bemüht. Der BSV wollte sie halten. „Wir haben ihr ein gutes Angebot vorgelegt und waren zuversichtlich“, sagt Prior. Doch Kuske wechselt wie Heider zum Thüringer HC.
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„Ich freue mich sehr darauf, wieder nach Hause zu kommen“, wird sie auf der THC-Homepage zitiert. Kuske scheint eine besondere Verbindung zum Verein zu haben: Beim THC wurde sie ausgebildet und schaffte den Sprung in die Bundesliga.

Laura Kuske kehrt zum Thüringer HC zurück. Foto: Jan Iso Jürgens
Diesem emotionalen Faktor „können wir nur schwer etwas entgegensetzen“, so Prior. Ein schmerzlicher Verlust.
Absage von der ehemaligen Kapitänin
Damit geht der BSV zum vierten Mal in Folge mit einem neuen Torhütergespann in die Saison. Wer die Partnerin von Sophie Fasold wird, ist allerdings noch offen.
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Eine Absage erhielt Prior zuletzt von Ex-Kapitänin Marie Andresen (30), die im vergangenen Sommer ihre Karriere beendet hatte. „Ich habe versucht, sie zu einem Comeback zu bewegen“, so der Manager.

Rückraumspielerin Charlotte Kähr trifft in dieser Saison im Schnitt nur 1,8 Mal pro Spiel. Foto: Jan Iso Jürgens
Zudem sucht der BSV noch eine „gestandene Rückraumspielerin“, sagt Prior. Denn wie der Verein am Freitag bekannt gab, wird die Schweizer Nationalspielerin Charlotte Kähr nach vier Jahren gehen.
Starke Werferin tut sich schwer
„Charlie war in den letzten vier Jahren eine feste Größe in unserem Team“, sagt Trainer Leun. „Wir haben uns dennoch entschieden, die Zusammenarbeit nicht fortzusetzen und damit eine Veränderung im linken Rückraum zu ermöglichen.“

Charlotte Kähr (2. von rechts) verlässt den BSV nach vier Jahren. Foto: Jan Iso Jürgens
Kähr erzielte bisher in 88 Bundesligaspielen 311 Tore und half bei Bedarf auch auf anderen Positionen aus. In der aktuellen Saison tut sie sich allerdings schwer und zeigt nur selten ihre berüchtigte Wurfgewalt. Im Schnitt trifft Kähr 1,8 Mal pro Spiel. „Im Moment ist Charlie nicht in der Rolle, in der wir sie kennen“, sagt Leun.
„Vier Spielzeiten mit Höhen und Tiefen liegen hinter mir“, sagt Kähr. „Jetzt ist es für mich an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen - und darauf freue ich mich sehr!“ Nach eigenen Angaben ist sie mit Vereinen im Gespräch, hat sich aber noch nicht entschieden.
Was wird aus Maja Schönefeld?
Mit Isabelle Dölle, Aida Mittag, Anika Hampel, Isa Ternede, Levke Kretschmann und Lin Lück hat der BSV bereits sechs Rückraumspielerinnen für die kommende Saison unter Vertrag.
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Noch offen ist die vertragliche Zukunft von Maja Schönefeld. „Wir hoffen sehr, dass Maja ihre Karriere bei uns erfolgreich fortsetzen kann. Aber bei ihr steht jetzt erst einmal die vollständige Genesung im Vordergrund“, sagt Prior. Zwei Jahre nach ihrem Kreuzbandriss und einem Kurz-Comeback zum Jahreswechsel machte das operierte Knie zuletzt wieder Probleme.

Maja Schönefeld zog sich vor zwei Jahren einen Kreuzbandriss zu. Foto: Jan Iso Jürgens
Außerdem läuft der Vertrag von Kreisläuferin Cara Hartstock aus. Prior rechnet mit einer Entscheidung in der kommenden Woche.
Auch wenn der BSV vor dem nächsten personellen Umbruch steht, ist Prior zuversichtlich: „Ich bin guter Dinge, dass wir wie jetzt einen guten Kader haben werden. Aber wir müssen wesentlich mehr erreichen.“ Der aktuelle zehnte Platz ist für den Manager „eine Enttäuschung“.