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TKalte Duschen, heiße Spiele - und die besten Geschichten zur Halle Nord

BSV-Manager Peter Prior packt mit an und wischt das Wasser vom Spielfeld.

BSV-Manager Peter Prior packt mit an und wischt das Wasser vom Spielfeld. Foto: Jan Iso Jürgens

Gegner fürchteten die Halle Nord, manchmal tropfte Wasser aufs Spielfeld: So erinnern sich ehemalige Spielerinnen, Trainer und ein Fotograf an die marode Spielstätte des BSV.

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Von Tim Scholz
Sonntag, 06.04.2025, 07:50 Uhr

Buxtehude. Es sah so gut aus für die A-Juniorinnen des Buxtehuder SV. Sie führten mit sechs Toren, doch in der 42. Minute musste das Spiel unterbrochen werden. Wasser tropfte vom Dach auf das Spielfeld. Manager Peter Prior und seine Helfer eilten mit Handtüchern herbei.

Doch es hörte nicht auf. Der Hallensprecher spielte „It’s Raining Again“ von Supertramp. Die Schiedsrichter brachen das Spiel ab. „Die Halle ist in einem katastrophalen Zustand“, klagte Prior später. Der Dachdecker war damals Dauergast in der Halle Nord. Das war 2018.

In dieser Saison trägt der BSV seine letzten Spiele in der maroden Halle aus. Im Sommer steht der Umzug in den benachbarten Neubau an. Doch wie behalten die Beteiligten die Halle Nord in Erinnerung?

Gegner fürchten die Hölle Nord

Leszek Krowicki (BSV-Trainer 1999-2004): Eine gegnerische Torhüterin hat mir mal scherzhaft gesagt, dass sie am liebsten beide Halbzeiten auf der gleichen Seite spielen würde, aber nicht dort, wo unsere Fans sitzen.

Leszek Krowicki trainierte fünf Jahre den BSV und zwölf Jahre den VfL Oldenburg.

Leszek Krowicki trainierte fünf Jahre den BSV und zwölf Jahre den VfL Oldenburg. Foto: Jan Iso Jürgens

Als ich später Trainer in Oldenburg war, wurde ich in Buxtehude freundlich begrüßt und bekam von einer netten Dame immer ein volles Netz mit Äpfeln.

In Rostock war alles tipptopp - und in Buxtehude?

Andrea Bölk (200 Spiele für den BSV): Als ich 1990 aus Rostock zum BSV kam, war die Halle Nord ein Schock für mich. In Rostock spielten wir in einer großen Sport- und Kongresshalle. Wir hatten Parkett, eine eigene Kabine, Sauna und Physiotherapie, alles war tipptopp. Die Halle Nord dagegen mussten wir uns mit der Schule teilen, die Duschen waren kalt, die Kabinen konnte man nicht abschließen, es herrschte Durchgangsverkehr.

Andrea Bölk spielte 200 Mal für den BSV.

Andrea Bölk spielte 200 Mal für den BSV. Foto: Archiv

Der Boden war aus Beton. Ich glaube, dass es deshalb auch so viele Verletzungen gab. Ich selbst hatte oft Rückenschmerzen. Aber das Positive: Die Halle war sehr eng und laut, das war fantastisch.

Die Halle Nord hat alles gegeben

Randy Bülau (173 Spiele für den BSV): Wenn es in die Halle geregnet hat, standen überall Eimer auf dem Boden. Wenn man die falsche Tür öffnete, ging der Feueralarm los und man musste auf den Hausmeister warten. Im Sommer war es in der Halle besonders heiß, da musste man aufpassen, dass man nach Übungen keine Schweißpfützen auf dem Boden hinterlässt. Und manchmal stand das Wasser in der Dusche bis zu den Knöcheln.

Randy Bülau spielte von 2008 bis 2016 beim BSV.

Randy Bülau spielte von 2008 bis 2016 beim BSV. Foto: Jan Iso Jürgens

Und trotzdem: Die Halle Nord hat alles gegeben. Das passt gut zum Bild des Buxtehuder SV, der schon immer aus wenig viel gemacht hat. Ich bin gespannt, ob die neue Halle diesen Charme, dieses Gefühl, diese Motivation auch erreichen kann.

Schmerzhafte Erinnerungen an die Halle Nord

Heike Axmann (97 Spiele für den BSV, danach Trainerin): Ich habe viele tolle Stunden in der Halle Nord verbracht. Meine beiden Kinder haben hier schon bei den Minis gespielt. Allerdings habe ich auch schlechte Erinnerungen: 1994 habe ich mich beim Europapokalfinale in der Halle Nord schwer am Knie verletzt. Als ich dann den BSV II trainiert habe, hat es meine Tochter Natalie auch hier erwischt.

Heike Axmann war in Buxtehude nicht nur Spielerin, sondern von 2004 bis 2007 auch Trainerin der Bundesligamannschaft.

Heike Axmann war in Buxtehude nicht nur Spielerin, sondern von 2004 bis 2007 auch Trainerin der Bundesligamannschaft. Foto: Archiv

Ich erinnere mich auch noch an das Spiel in der Jugendbundesliga: Da führten wir schon hoch. Doch das Spiel wurde abgebrochen, weil Regenwasser aufs Feld tropfte.

„Wir wurden von unseren Fans getragen“

Stefanie Melbeck (271 Spiele für den BSV): Ein besonderes Spiel in der Halle Nord? Es gab so viele! Aus meiner Anfangszeit erinnere ich mich noch gut an ein Spiel gegen Leipzig. Ich war 19 Jahre alt und nervös, ja klar. Mit mir auf dem Feld standen Renate Beckmann, Andrea Bölk und Katja Dürkop, die schon so viele Spiele gemacht hatten. Und ich stand zum ersten Mal so einer großen Mannschaft gegenüber.

Stefanie Melbeck beendete nach der Saison 2014/15 zum zweiten Mal ihre Karriere.

Stefanie Melbeck beendete nach der Saison 2014/15 zum zweiten Mal ihre Karriere. Foto: Jan Iso Jürgens

Aber im Spiel war das alles schnell vergessen. Wir haben gekämpft bis zum Umfallen und wurden von unseren Fans getragen. Am Ende haben wir mit einem Tor gewonnen.

Eine Herausforderung für Fotografen

Jan Iso Jürgens (freier Fotograf aus Buxtehude): In der Saison 1998/99 habe ich die ersten BSV-Spiele für das TAGEBLATT fotografiert und seitdem kaum eines verpasst. Da die Halle - übrigens bis heute - nicht sehr hell ausgeleuchtet ist, habe ich einen Elektronenblitz zur Hilfe genommen. Ich habe mich immer gefragt, ob der Blitz die Leute auf der Platte vielleicht gestört oder beeinflusst hat - beschwert hat sich jedenfalls niemand.

Und noch etwas fällt auf, wenn man in der Halle Nord fotografiert: Durch die unterschiedlich stark abgenutzte Deckenbeleuchtung, die Holzvertäfelung an den Wänden und den grün abstrahlenden Hallenboden hatten die Fotos einen krassen Farbstich. Mit der digitalen Fotografie ist die Arbeit zwar etwas einfacher geworden, aber der komische Farbstich ist geblieben.

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