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Kampf um Azubis

TDas verdienen Berufsanfänger bei Airbus, Hatecke, Mohr und Co.

Kilian Reimers (links) und Christian Schneidereit machten Werbung für Hatecke.

Kilian Reimers (links) und Christian Schneidereit machten Werbung für Hatecke. Foto: Stehr

Wer Fachkräfte von morgen sucht, muss als Unternehmen selbst aktiv werden und um Bewerber buhlen - so wie bei der Ausbildungsmesse im Stadeum. Ein Rundgang.

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Von Lena Stehr
Mittwoch, 18.09.2024, 19:20 Uhr

Stade. Es ist gar nicht so leicht, bei insgesamt 324 Ausbildungsberufen und 21.000 Studiengängen den richtigen Job zu finden. Immerhin 160 Berufe und duale Studiengänge wurden jetzt bei der 19. Ausbildungsmesse im Stadeum von 104 Ausstellern vorgestellt.

„Ein neuer Rekord“, sagt Stadeum-Geschäftsführer Tobias Paulsen. Etwa 4.500 Menschen, hauptsächlich Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis Stade, nutzten am Mittwoch die Chance für den direkten Austausch.

Unternehmen müssen aktiver werden

Dass die Zahl der teilnehmenden Unternehmen von Jahr zu Jahr steigt, liege vor allem daran, dass der Wettbewerb um die besten Talente immer härter wird, sagt Dagmar Froelich von der Agentur für Arbeit Stade. Die Betriebe hätten erkannt, dass sie selbst aktiv werden müssen.

Darly Zamor (rechts) macht eine Verkäufer-Ausbildung bei Mohr in Dollern.

Darly Zamor (rechts) macht eine Verkäufer-Ausbildung bei Mohr in Dollern. Foto: Stehr

Häufig waren es junge Mitarbeiter und Auszubildende, die im Stadeum Werbung für ihr Unternehmen machten. So wie Daryl Zamor: Er absolviert gerade seine zweijährige Grundausbildung als Verkäufer bei Mohr in Dollern. Wenn er noch ein Jahr dran hängt, ist er Einzelhandelskaufmann - für ihn ein Traumjob, weil ihm der Kontakt mit den Kunden großen Spaß macht. Im ersten Jahr verdient ein Verkäufer 800 Euro, dazu kommt noch eine Azubi-Provision.

Weniger Bewerbungen

Unbesetzte Verkäufer-Stellen gebe es bei Mohr nicht, sagt die leitende Ausbilderin Andrea Pahl. Allerdings kämen heute weniger Bewerbungen rein als noch vor einigen Jahren. Zudem sei die Qualität der Bewerbungen mitunter leider mäßig bis schlecht.

Die Zeiten, in denen sich Bewerbungen stapelten, sind auch bei Cordes & Graefe in Stade (Haustechnik) vorbei, berichten die Ausbilder Melina Wenk und Duc Pham. „Wir können uns nicht mehr die Rosinen rauspicken, sondern müssen ein gutes Gespür für die passenden Leute haben“, sagt Wenk. Wichtig sei auch, in den sozialen Netzwerken aktiv und auf möglichst vielen Messen präsent zu sein. Auch das Gehalt spiele eine Rolle: Bei Cordes & Graefe verdienen Auszubildende 1.075 Euro im ersten Lehrjahr.

Die Lage ist ernst - aber nicht hoffnungslos

Als ernst, aber nicht hoffnungslos, bezeichnet Bootsbaumeister Christian Schneidereit von Hatecke in Drochtersen die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Alle neun Ausbildungsplätze konnten zum 1. August besetzt werden. Angefangen haben ein Industriekaufmann, vier Bootsbauer, zwei Metallbauer und zwei Azubis im Bereich Kunststoff- und Kautschuktechnologie Fachrichtung Faserverbundtechnologie.

Das Unternehmen setze auf gute Öffentlichkeitsarbeit und habe die Ausbildungsvergütung zudem massiv angehoben, sagt Schneidereit. Bei Hatecke verdienen alle Azubis im ersten Jahr 1.100 Euro.

Die Auszubildende Leona Warnhoff (Mitte) informierte gemeinsam mit dem Cordes & Graefe-Ausbilder-Duo Duc Pham und Melina Wenk.

Die Auszubildende Leona Warnhoff (Mitte) informierte gemeinsam mit dem Cordes & Graefe-Ausbilder-Duo Duc Pham und Melina Wenk. Foto: Stehr

Ebenfalls keine Nachwuchsprobleme hat Airbus. Allein in Stade fingen in diesem Jahr mehr als 50 Auszubildende und duale Studenten an, in Buxtehude waren es sieben. Sie verdienen alle 1.200 Euro im ersten Jahr.

Geld verdienen, Spaß haben und in der Gegend bleiben

Geld spielt eine große Rolle, sind sich Elisa Weber (15), Lara Falk (15) und Merle Franke (16) einig. Die Zehntklässlerinnen von der IGS Buxtehude nutzten die Chance, sich über verschiedene Berufsfelder zu informieren, obwohl sie eigentlich schon wissen, in welche Richtung sie gern gehen würden. Physiotherapie oder Pflege, Marketing und der medizinisch-pharmazeutische Bereich stehen bei den Dreien hoch im Kurs. Der Beruf sollte aber auch Spaß machen und der Betrieb möglichst in der Nähe sein.

Die IGS-Schülerinnen Elisa Weber, Lara Falk und Merle Franke (von links) informierten sich bei der Messe.

Die IGS-Schülerinnen Elisa Weber, Lara Falk und Merle Franke (von links) informierten sich bei der Messe. Foto: Stehr

Kristina Milov (36) und Bianca Cornelius (30) waren bei der Ausbildungsmesse auf der Suche nach einem Langzeitpraktikumsplatz, den sie für ihre Umschulung brauchen. Beide wollen gern in den kaufmännischen Bereich und mit einer Ausbildung nochmal neu durchstarten.

Kristina Milov (links) und Bianca Cornelius sprachen mit Andreas Küpper-Melzer, unter anderem über Langzeitpraktikumsplätze.

Kristina Milov (links) und Bianca Cornelius sprachen mit Andreas Küpper-Melzer, unter anderem über Langzeitpraktikumsplätze. Foto: Stehr

Informiert haben die beiden Frauen sich auch bei Andreas Küpper-Melzer von der Handwerkskammer Brauchschweig-Lüneburg-Stade. Er ist darauf spezialisiert, für Unternehmen die passenden Auszubildenden zu finden. „Die meisten wollen lieber studieren oder sich erstmal selbst finden“, sagt er.

Menschen aus dem Ausland wollen ins Handwerk

Es seien inzwischen vor allem Menschen aus dem Ausland, die sich für Berufe im Handwerk interessieren, ergänzt Britta Fastenau von der Handwerkskammer. Sie betreut das Integrationsprojekt „Fachkräfte für das Handwerk“ und berät und unterstützt sowohl Interessierte als auch Unternehmen. Das größte Problem sei oft die Sprachbarriere.

Firmen sollten offener sein und sich auf andere Kulturen einstellen, sagt Dagmar Froelich. „Wir brauchen die Zuwanderer.“

104 Betriebe präsentierten sich bei der Ausbildungsmesse im Stadeum.

104 Betriebe präsentierten sich bei der Ausbildungsmesse im Stadeum. Foto: Stehr

Unterstützt wird die Messe unter anderem vom Arbeitgeberverband Stade Elbe-Weser-Dreieck e. V., der AOK Niedersachsen, dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung, der Agentur für Arbeit und der KVG.

Kilian Reimers (links) und Christian Schneidereit machten Werbung für Hatecke.

Kilian Reimers (links) und Christian Schneidereit machten Werbung für Hatecke. Foto: Stehr

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