Zähl Pixel
Überblick

TVolle Keller und umgestürzte Bäume: So ist die Hochwasser-Lage im Kreis Stade

500 Sandsäcke wurden von Einsatzkräften und Anwohnern in Buxtehude verbaut.

500 Sandsäcke wurden von Einsatzkräften und Anwohnern in Buxtehude verbaut. Foto: Feuerwehr Buxtehude

Hochwasser-Einsätze im gesamten Landkreis Stade beschäftigten die Feuerwehren in der Nacht von Dienstag und auch noch am Mittwochmorgen. Ein Lage-Überblick.

Von Redaktion Mittwoch, 03.01.2024, 14:33 Uhr

Am Dienstagabend lief in Buxtehude-Hedendorf Wasser aus der Feldmark auf die Grundstücke im Weizenkamp. Der Stadtbrandmeister Nils Krugmeier und Ortsbrandmeister Fabian Schuch entschieden sich gegen 22.28 Uhr für eine Alarmierung der Einsatzkräfte, berichtet Feuerwehrsprecher Timm Gerken.

Die beiden stellvertretenden Stadtbrandmeister Jan Durhack und Mario Stöppeler besetzen den Gerätewagen Logistik (GW-L) des Zuges I der Ortsfeuerwehr Buxtehude und brachten etwa 500 schon gefüllte Sandsäcke zur Einsatzstelle. Mehr als ein Dutzend Anwohner aus dem Weizenkamp mit Gummistiefeln und Regenkleidung hätten die Feuerwehr unterstützt. „Das ist ein Engagement, was es sehr selten gibt“, lobt Gerken. In kürzester Zeit seien die Sandsäcke verbaut, das Wasser umgeleitet gewesen. Parallel hätte die Ortsfeuerwehr ein Trecker mit Frontlader organisiert, der im Bereich der Feldmark eine Furche zog und für Entlastung sorgte. Auch eine Pumpe sei eingesetzt worden, um Wasser vom Feld in eine andere Fläche zu pumpen. „Kein Haus kam zu Schaden und die Anwohner konnten sicher schlafen gehen“, so der Feuerwehrsprecher. Der Einsatz war gegen 1 Uhr beendet.

Auch in Mulsum wurden am Dienstagabend mehrere Straßen überschwemmt, berichtet die Feuerwehr Mulsum auf ihrem Instagram-Kanal. Gegen 22.21 Uhr seien die Einsatzkräfte alarmiert worden. Wasser habe die Straßen Zum hintern Holz und Willaher Moorweg überflutet. Damit das Wasser abfließen konnte, seien die neben den Straßen liegenden Gräben mit einem Radlader ausgehoben worden. Gegen 1.15 Uhr sei der Einsatz beendet gewesen.

Hochwasser-Einsätze am Mittwoch

Foto: Feuerwehr Dollern

Fünf Stunden lang pumpte die Feuerwehr Dollern Wasser aus dem Keller und dem Dra...
Fünf Stunden lang pumpte die Feuerwehr Dollern Wasser aus dem Keller und dem Drainageschacht eines Reetdachhauses und sicherte das Gebäude ab. Foto: Feuerwehr Dollern

Foto: Feuerwehr Dollern

Am Mittwochmorgen rückte die Ortswehr Dollern aus. Ein Keller eines alten Reetda...
Am Mittwochmorgen rückte die Ortswehr Dollern aus. Ein Keller eines alten Reetdach-Hauses stand gut 50 Zentimeter tief unter Wasser. Foto: Feuerwehr Dollern

Foto: Feuerwehr Dollern

Das Wasser musste die Feuerwehr Dollern aus dem Keller eines Reetdachhauses pump...
Das Wasser musste die Feuerwehr Dollern aus dem Keller eines Reetdachhauses pumpen. Foto: Feuerwehr Dollern

Foto: Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

Der Weg zu den Sunder Guthäusern ist am Mittwoch überschwemmt.
Der Weg zu den Sunder Guthäusern ist am Mittwoch überschwemmt. Foto: Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

Foto: Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

Einsatzkräfte der Feuerwehr Oldendorf auf der überschwemmten Zufahrt zu den Sund...
Einsatzkräfte der Feuerwehr Oldendorf auf der überschwemmten Zufahrt zu den Sunder Gutshäusern. Foto: Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

Foto: Ahrens

Das Wasser aus den höhergelegenen Klosterteichen floss über den Campingplatz Ric...
Das Wasser aus den höhergelegenen Klosterteichen floss über den Campingplatz Richtung Freibad ab. Foto: Ahrens

Foto: Ahrens

Das Wasser stand bis an Eishalle und Freibad heran.
Das Wasser stand bis an Eishalle und Freibad heran. Foto: Ahrens

Foto: Ahrens

3000 Meter Schläuche wurden allein für den Bypass zum Abpumpen des Wassers in di...
3000 Meter Schläuche wurden allein für den Bypass zum Abpumpen des Wassers in die Aue benötigt. Foto: Ahrens

Foto: Ahrens

Die Big Bags wurden mit Wasser gefüllt, um den Teich einzudämmen.
Die Big Bags wurden mit Wasser gefüllt, um den Teich einzudämmen. Foto: Ahrens

Foto: Ahrens

Über lange Schlauchleitungen sprudelte das Wasser in den Zulauf zur Aue.
Über lange Schlauchleitungen sprudelte das Wasser in den Zulauf zur Aue. Foto: Ahrens

Foto: Feuerwehr Buxtehude

Das Wasser floss aus von den Feldern in Hedendorf auf Straße und Grundstücke. Di...
Das Wasser floss aus von den Feldern in Hedendorf auf Straße und Grundstücke. Die Feuerwehr pumpte ab. Foto: Feuerwehr Buxtehude

Foto: Feuerwehr Buxtehude

500 Sandsäcke wurden von Einsatzkräften und Anwohnern in Buxtehude verbaut.
500 Sandsäcke wurden von Einsatzkräften und Anwohnern in Buxtehude verbaut. Foto: Feuerwehr Buxtehude

Hochwasser beschäftigt die Feuerwehr auch am Mittwoch

Abgebrochene Bäume und Äste hätten in der Nacht auf Mittwoch in drei Fällen die Feuerwehr auf den Plan gerufen, berichtet Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Aktuell gebe es mehrere Feuerwehreinsätze wegen Wassers in Häusern und auf der Straße.

Wilfried Sprekels von der Rettungsleitstelle gibt einen Überblick über die Einsätze im Kreis Stade am Mittwochmorgen:

  • 8.16 Uhr: Ein Drittel der Himmelpfortener Straße Hüperskamp ist überflutet.
  • 8.18 Uhr: Wasser im Keller in Mulsum, Im Dänsch.
  • 8.19 Uhr: 50 Zentimeter hoch steht das Wasser in Dollern in einem Keller in der Straße auf dem Brink
  • 8.19 Uhr: In Hollern-Twielenfleth steht ein Teil der Straße Speersort unter Wasser.
  • 8.45 Uhr: Der Harsefelder Campingplatz werde vom See überschwemmt.
  • 9.19 Uhr: Hamelwörden, ein Keller in der Schmiedestraße wird auf Wasser überprüft
  • 9.30 Uhr: Im Buxtehuder Hoseausweg ist ebenfalls Wasser in einen Keller eingedrungen
  • 9.34 Uhr: In der Alten Schmiedestraße in Mulsum ist ein Keller überflutet
  • 9.44 Uhr: Die Kreisstraße 49 bei Ruschwedel steht teilweise unter Wasser
  • 9.48 Uhr: Die Kanäle in Estorf an der Straße Wietstruk sind verstopft und das Wasser droht, in die anliegenden Häuser zu laufen
  • 9.49 Uhr: Auch an der Landstraße in Ahrenswohlde wird Wasser in einem Keller gemeldet
  • 10.58 Uhr: Am Gleise in Neukloster droht Wasser in ein Haus zu laufen.
  • 11.12 Uhr: In Oldendorf bedroht Wasser aus dem See bei Sunde die Häuser.
  • 12.24 Uhr: In der Schölischer Straße in Stade sind ebenfalls Keller vollgelaufen
  • 13.32 Uhr: Im Fredenbecker Mühlenfeld stehe ein Keller fünf Zentimeter unter Wasser.
  • 16 Uhr: Freiburg, Allwördener Deich. Die Einsatzkräfte befüllen Sandsäcke und wollen so die Wohnhäuser absichern.

Das Wasser floss aus von den Feldern in Hedendorf auf Straße und Grundstücke. Die Feuerwehr pumpte ab.

Das Wasser floss aus von den Feldern in Hedendorf auf Straße und Grundstücke. Die Feuerwehr pumpte ab. Foto: Feuerwehr Buxtehude

IHK-Präsident: Stellt Leistung der Mitarbeiter und Betriebe heraus

Der Präsident der Industrie- und Handelskammer Stade (IHK) für den Elbe-Weser-Raum, Matthias Kohlmann, bedankt am Mittwoch sich insbesondere bei allen Einsatzkräften und auch bei den Betrieben im Elbe-Weser-Gebiet, die ihre Mitarbeitenden für diesen so wichtigen Dienst an der Gemeinschaft freistellen. „Guter und funktionierender Brand- und Katastrophenschutz in unserer Region lebt vom engagierten Ehrenamt. Die Menschen, die für die freiwilligen Feuerwehren, das Technische Hilfswerk, die DLRG oder andere Hilfsorganisationen bis zur Erschöpfung arbeiten, Sandsäcke füllen, Hochwassersperren errichten und Keller auspumpen, verdienen unser aller Hochachtung. Meine Anerkennung gilt auch den vielen Betrieben, die den Freiraum für den Einsatz ihrer Mitarbeiter geben. Wir alle werden noch weiterhin gefordert sein“, so der IHK-Präsident. In diesem Zusammenhang begrüßte Kohlmann die Zusage des Landes, den Unternehmen die durch den Ausfall der Mitarbeitenden entstehenden Schäden zu erstatten: „Das ist ein gutes und wichtiges Signal.“

In Oldenburg gab es vereinzelt umgestürzte Bäume, die geräumt wurden. Am Dienstag war in Oldenburg ein zwei Kilometer langer mobiler Deich aufgebaut worden. Er sollte die Stadt schützen, sollte der Huntedeich den Wassermassen nicht mehr standhalten können.

Auch die zentralen Polizeileitstellen in Schleswig-Holstein berichten von einer ruhigen Nacht. In Quickborn lief in der Nacht ein Graben über - das Wasser musste von einer Straße abgepumpt werden. Verletzt wurde dabei niemand, so die Polizei in Elmshorn.

Kein Ende des Hochwassers in Sicht - Pegelwerte könnten noch steigen

In Niedersachsen und Bremen könnten die Pegelstände wieder steigen. Schon der Dienstag brachte weiteren Regen für die zwei Bundesländer, am Mittwoch könnte es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes noch mehr regnen. Auch am Dienstagabend zeigten noch viele Pegel die höchste der drei Hochwassermeldestufen an. Unterdessen gehen in Niedersachsen die Vorräte an Sandsäcken für den Deichschutz zur Neige.

Bis auf einen kleinen Rest ist die niedersächsische Reserve von rund 1,9 Millionen Sandsäcken inzwischen aufgebraucht, wie der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz in der Nacht mitteilte. Das Bundesland greife inzwischen auch auf Reserven anderer Bundesländer zurück. Rund 1,5 Millionen Säcke habe Niedersachsen so inzwischen erhalten. Mit ihnen werden etwa Deiche verstärkt.

Weiterhin mehrere Regionen betroffen

Vom Hochwasser betroffen waren weiterhin Orte an der Weser, Aller und Leine, wie der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft mitteilte. In den Gebieten der Flüsse Hase und Hunte droht bei weiterem Regen eine Verschärfung der Hochwasserlage. Laut dem Niedersächsischen Innenministerium war die Situation vor allem in den Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz und Verden sowie im Heidekreis weiter angespannt.

Unterdessen erhielt Niedersachsen weitere Unterstützungsangebote. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bot an, man könne Helferinnen und Helfer des Katastrophenschutzes schicken. Aus Frankreich sollte am Dienstagabend der erste Teil eines 1,2 Kilometer langen Notdeiches nach Niedersachsen geliefert werden. Der zweite Teil sollte am Mittwoch folgen.

Talsperren im Harz geben weniger Wasser ab

Die Talsperren im Harz sind weiterhin sehr voll. Es sei aber möglich, die Wasserabgabe zu reduzieren, um die Unterläufe der Flüsse zu entlasten, teilten die Harzwasserwerke am Dienstag mit. „Die Talsperren haben sich durch die höheren Abgaben in den letzten Tagen wieder erholt und können wieder mehr Wasser aufnehmen“, sagte der Kaufmännische Geschäftsführer der Wasserwerke, Lars Schmidt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte für den Harz vor Unwettern und Dauerregen.

Das Technische Hilfswerk (THW) geht nach Angaben seiner Präsidentin Sabine Lackner davon aus, dass die Herausforderungen für die Katastrophenschutz-Organisation generell immer größer werden. Momentan sei das THW im Bevölkerungsschutz zwar gut aufgestellt und könne in der derzeitigen Hochwasserlage effiziente Hilfe an vielen Orten gleichzeitig leisten, sagte Lackner der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). „Dennoch führt uns die aktuelle Lage einmal mehr dramatisch vor Augen, dass die Herausforderungen an das THW immer größer werden, auch durch Extremwettereignisse, deren massive Auswirkungen wir derzeit in verschiedenen Regionen Deutschlands erleben.“

Deutscher Wetterdienst rechnet am Mittwoch mit Dauerregen und Sturmböen

Am Mittwoch müssen sich Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein auf noch mehr Sturm und Regen einstellen. Laut Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) soll der Dauerregen bis in den späten Nachmittag hinein andauern. Gebietsweise werden Sturmböen mit bis zu 80 Kilometern pro Stunde erwartet. Auch Sturmböen mit bis zu 80 Kilometern pro Stunde sind orts- und zeitweise möglich. (fe/mit dpa)

Das Wasser steht am Mittwochmorgen in Harsefeld vor Eishalle, Freibad und Campingplatz.

Das Wasser steht am Mittwochmorgen in Harsefeld vor Eishalle, Freibad und Campingplatz. Foto: Sophia Ahrens

Weitere Artikel